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Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)

Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)

Titel: Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Fuchs , John Goetz
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gestattet normalerweise kein Land einem anderen, denn sie beschneiden die Souveränität des Gastlandes massiv.
    In Hamburg arbeiten sechs Amerikaner bei der «Customs and Border Protection», in Frankfurt sind es mehr als 40 , allein vier Beamte sind für das kleine Büro am Frankfurter Flughafen eingeteilt. Sie arbeiten für das «Einreise-Beratungsprogramm». Dafür schauen sie die Bordlisten der Airlines vor dem Boarding der Fluggäste durch und gleichen die Namen der Reisenden mit einer «Terroristen-Merkliste», mit gesuchten Kriminellen sowie US -Haftbefehlen ab. Außerdem checken die Beamten die Reisebewegungen der Passagiere und suchen nach Verbindungen zu bekannten und bisher noch unbekannten Terroristen. So wollen sie sogenannte «Hochrisiko-Reisende» identifizieren.
    Entdecken sie einen mutmaßlichen Terroristen oder eine andere Person, die nicht in die USA einreisen sollte, geben sie den Fluglinien einen Hinweis. Bei diesen sogenannten «Last Gate Checks» stehen die amerikanischen Polizisten – wie bei dem estnischen Hacker – auch mit am Abflug-Gate und zeigen den Stewardessen, wer der gefährliche Fluggast ist.
    Warum dürfen Mitarbeiter eines amerikanischen Ministeriums auf deutschem Boden entscheiden, wer fliegen darf und wer nicht? «Hoheitliches Handeln von US -Bediensteten in Deutschland ist nicht zulässig, darum werden Flugverbote von Mitarbeitern des DHS in Deutschland nicht ausgesprochen», teilt die Bundesregierung auf Anfrage mit. Offiziell geben die amerikanischen «Customs and Border Protection»-Polizisten den Airlines in Deutschland auch nur Tipps, wer gefährlich ist. Sie tun nichts, sie wollen nur beraten.
    Spricht die CBP aber eine «No-Board-Empfehlung» aus, kommt das einem Einreisestopp in die USA gleich. Denn keine Airline möchte das Risiko übernehmen, dass doch etwas passieren könnte, wenn sie einen hochriskanten Passagier mit an Bord nimmt. Das Programm startete 2003 in Saudi-Arabien, heute werden die sogenannten «No Fly»-Listen von US -Polizisten mit den Passagierdaten unter anderem an den Flughäfen in Amsterdam, Warschau und London abgeglichen. Allein im Jahr 2011 hinderten die US -Beamten an europäischen See- und Flughäfen insgesamt 1323  Menschen an der Einreise in die Vereinigten Staaten.
    *
    Moxie Marlinspike hat das erlebt. Der Mann aus San Francisco heißt nicht wirklich so, Marlinspike ist sein Hackername. Er ist ein großer Mann mit einem freundlichen, jungenhaften Gesicht, seine Dreadlocks entsprechen nicht dem landläufigen Bild eines Forschers, wie ihn das Magazin
Wired
bezeichnet. Der Computerexperte ist US -Staatsbürger und programmierte mit seiner Firma Verschlüsselungstechnik für Mobiltelefone. Die Sicherheits-Apps seines Unternehmens nutzten viele Protestler während des Arabischen Frühlings. Seine Auftraggeber sitzen aber auf der ganzen Welt.
    Im November 2010 war Moxie Marlinspike auf dem Rückweg in die Vereinigten Staaten. Als der Amerikaner während einer Zwischenstation auf dem Frankfurter Flughafen ein Nickerchen auf einem Stuhl machte, tippte ihm überraschend ein Mann auf die Schulter. Der Mann hatte am Gate auf Marlinspike gewartet und ständig auf ein Foto des Gesuchten auf seinem Mobiltelefon geschaut, um den Star-Hacker in der Menge der Wartenden zu erspähen. Als er den «Hochrisiko-Passagier» erkannte, sprach er ihn auf Englisch an:
    «Ich komme vom Amerikanischen Konsulat und habe einige Fragen an Sie, die Sie beantworten müssen.»
    Der Mann verbot dem Hacker die Einreise in die USA , berichtet Marlinspike später dem US -Magazin
The Register
. Der Beamte fragte ihn, woher er komme und wohin er jetzt reisen wolle. Dann verließ er den Raum und telefonierte mit einer Person in Washington D.C. Marlinspike wollte wissen, wieso er festgehalten werde. Daraufhin antwortete der amerikanische Polizist nur:
    «Wenn mein Oberboss zu mir sagt, ich soll jemanden mitnehmen, dann weiß ich, dass etwas wirklich Wichtiges vor sich geht.»
    Dann befragte er den Hacker weiter. Der amerikanische Polizist fand keinen Hinweis auf eine Straftat, darum durfte Moxie Marlinspike dann doch weiterfliegen. Als er nach einer weiteren Reise einige Tage später in New York landete, wurde er von Beamten der «Customs and Border Protection» auf dem John-F.-Kennedy-Flughafen fast fünf Stunden festgehalten, sein Laptop und seine beiden Handys wurden durchsucht. Er vermutet heute, dass die US -Behörden glaubten, er sei Teil von
WikiLeaks
und sie könnten

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