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Geheimes Verlangen

Geheimes Verlangen

Titel: Geheimes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Redfern
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Schmerzen hast doch nicht du zu verantworten.« Sie sieht ihn an, während er spricht, lächelt dann matt, blickt über den Rasen. So ein Garten macht unglaublich viel Arbeit: schneiden, hacken, graben, mähen, säen. »Ich begleite dich zu diesem Termin«, sagt er, spürt, wie sein Mut allmählich zurückkehrt, wie sein Herz langsam wieder zu schlagen anfängt. »Und für die Kosten komme ich natürlich ebenfalls auf.«
    Sie schüttelt den Kopf. Als sie dieses Haus damals übernommen hat, gab es hier nichts, nur ein paar Bäume. Inzwischen gibt es Grasflächen, Blumenbeete, geheime Ecken – ein Paradies. Jetzt gibt es hier einen heißen Komposthaufen, Trampelpfade, die der Hund für seine kleinen Expeditionen benutzt, eine Schaukel, die an einem hohen Ast hängt. In diesem Frühjahr hat der Garten prächtiger geblüht als je zuvor, vielleicht weil es weniger Blattläuse gegeben hat und mehr Regen. Die warme Luft kündet vom Nahen eines sengend heißen Sommers. »Nein, nicht nötig.« Beim nächsten Sturm dürfte der abgestorbene Ast des Eukalyptusbaums herabstürzen. »Nein, du brauchst nicht mitzukommen, ist mir sogar lieber so.«
    »Gut – aber dann übernehme ich zumindest die Kosten. Sag mir wenigstens, was es kostet.«
    Sie sagt knapp: »Ist doch egal.« Die Kosten lassen sich ohnehin nicht beziffern. Sie sieht, dass die Amseln eine Reihe mit Sämlingen ausgerissen haben, die nun einfach daliegen und vertrocknen. »Ich hätte es dir besser gar nicht sagen sollen.« Sie vermeidet es, ihn anzusehen. »Hatte ich zunächst auch nicht vor. Aber dann habe ich gedacht, dass du ein Recht darauf hast, es zu erfahren. Ich wollte keine Entscheidung hinter deinem Rücken treffen.«
    Jetzt, wo er nichts mehr zu befürchten hat, genehmigt er sich sogar ein gewisses Bedauern für das arme Ding, das niemals das Licht der Welt erblicken wird. Dabei stellt er sich nicht etwa einen Zellhaufen, eine hässliche Kaulquappe vor, sondern ein zartgliedriges, munteres Kind mit einer glockenhellen Stimme, einem lustigen Wuschelkopf, ein Kind, das die Wildheit und das Ungestüm seiner Mutter geerbt hat und die Sehnsucht des Vaters nach dem Meer. Junge oder Mädchen? Ihm persönlich wäre ein Mädchen sogar lieber. Doch den Namen dieses kleinen Mädchens wird er niemals aussprechen, niemals wird er die Kleine der liebenswürdigen Bäckersfrau nebenan oder dem Gemüsehändler zeigen können. Ebenso wenig wird der Geburtstag des Mädchens in seinem Kalender einen Eintrag finden, und auch von der Schule abholen wird er seine kleine Tochter nicht ein einziges Mal. Außerdem wird er nie das Glück erleben, ihr heimlich Kleider und Puppen zu kaufen – oder ihr das Radfahren beizubringen oder ihr zu zeigen, wie man sich die Schuhe zuschnürt. Und auch das nicht: Nie wird er am Elternabend über ihre Dummheiten lachen oder mit ihr am Strand herumtollen. »Sicher wäre ich kein guter Vater«, sagt er.
    Sie verzichtet auf eine Antwort, trommelt mit den Fingern auf die Brüstung. Sie selbst hat ihren Vater als Kind nur aus der Ferne erlebt, ihn nie richtig kennen gelernt. Obwohl sie sich in den vergangenen Tagen pausenlos den Kopf zerbrochen hat, ist ihr gar nicht in den Sinn gekommen, dass sie die Situation gar nicht allein meistern könnte – falls sie das wirklich will.
    Er bemerkt nichts von ihrem beredten Schweigen, dazu ist er zu sehr von den Schleifen, dem Plastikschmuck und den rosa Socken in Anspruch genommen, die er im Geiste vor sich sieht. Ihm steht das diffuse Bild eines lächelnden kleinen Mädchens vor Augen: mit einem Namen, mit Zahnlücken, mit einem Lieblingsspielzeug – und mit großen blauen Augen. Plötzlich ist ihm sonnenklar, worauf er sich da einlässt, und er presst erschrocken seinen Rücken gegen die Wand. Er möchte nicht über das Sein oder Nichtsein eines Menschen entscheiden. »Weißt du sicher, dass es von mir ist?«, fragt er. »Weißt du genau, dass ich der richtige Ansprechpartner bin?«
    Sie wendet sich in seine Richtung, und mit ihr dreht sich ihre ganze Welt – die Bäume neigen sich ihr ungläubig entgegen, die Sonnenstrahlen fangen an zu schwanken, die Würmer in ihren Röhren halten inne, die Vögel lehnen sich aus den Zweigen und spähen herab. »Von wem sollte es denn sonst sein?«, entgegnet sie mit eisiger, hohler Stimme. Die Insekten heben ihre knopfartigen Köpfe, das Gras hört auf zu wachsen. »Worauf willst du hinaus?«
    Und er spürt, wie er in eine unendlich tiefe Gletscherspalte stürzt, das

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