Geheimnis des italienische Grafen
Schultern, ihre leere Tasse fiel auf den Teppich. In einer chaotischen Welt war Marco ihr einziger Rettungsanker – und gleichzeitig die einzige Ursache ihrer Schwindelgefühle, ihrer brennenden Sehnsucht. Sie schlang die Arme um seinen Nacken, sein seidiges Haar streifte über ihre Hände.
Stöhnend drückte er sie an sich. „Thalia, cara “ , flüsterte er und hauchte zarte Küsse auf ihre Wangen, die geschlossenen Lider, die Schläfen.
Dann spürte sie sein Kinn auf ihrem Scheitel, konnte die Augen noch immer nicht öffnen, die Realität nicht akzeptieren.
„So viele Gründe gibt es, warum ich mich von dir fernhalten muss“, erklärte er leise. „Aber du sollst wissen – noch nie in meinem Leben ist mir etwas schwerer gefallen.“
„Wenn das so ist – bleib bei mir“, wisperte sie. „Sag mir, welche Gründe dich daran hindern würden.“
„Das kann ich nicht. Scusa, cara. “Bevor er sie losließ, küsste er ihre Stirn. Als er von ihr wegrückte, fühlte sie eine beklemmende Kälte.
Trotzdem öffnete sie die Augen erst, nachdem sie das Klicken der Salontür gehört hatte. Da sprang sie auf und eilte zum Fenster. Verzweifelt sah sie Marco aus dem Haus treten. Seine Hutkrempe verbarg seinen Gesichtsausdruck. Mit schnellen Schritten ging er davon.
Thalia presste ihre Fäuste an die Fensterscheibe. Vielleicht glaubte er, seine Küsse und Warnungen würden sie abschrecken. Das bewies ihr, wie schlecht er sie kannte. Sie war eine widerspenstige Chase-Muse. Wenn man ihr sagte, sie dürfe irgendetwas nicht tun, strebte sie umso entschlossener danach.
Schon immer hatte sie sich bemüht, an den Aktivitäten ihrer Familie teilzunehmen und den älteren Schwestern endlich zu imponieren. Jetzt wollte sie auch Marco beeindrucken und ihm vor Augen führen, wer sie wirklich war.
Insbesondere nach diesem Kuss.
Nun wusste sie, dass er etwas für sie empfand – ganz egal, was ihm Clio oder Lady Riverton bedeuten mochten. Und sie würde seine Gefühle zu ihrem Vorteil nutzen.
11. KAPITEL
Nach der denkwürdigen Begegnung im Salon verstrichen mehrere Tage, ohne dass Thalia den Mann wiedersah, der sie so sehr faszinierte. Sie besuchte die Assembly Rooms, aß mit Calliope und Psyche im Café Mollands Eiscreme, spielte auf Mrs Smythe-Morelands Party Karten und genoss ein Konzert mit italienischer Musik.
Nirgendwo tauchte Marco auf, nicht einmal bei diesem Konzert, und sie war so sicher gewesen, es würde ihn interessieren.
Kein einziges Mal hielt er sich in ihrer Nähe auf. Das wusste sie, denn sie hielt ständig und überall nach ihm Ausschau. Im Gästebuch der Trinkhalle suchte sie immer wieder vergeblich seinen Namen. Aber sie hatte nichts von seiner Abreise gehört. Und in der kleinen Welt von Bath war anscheinend jeder über die Aktionen anderer Leute informiert.
Nur über Marco wusste niemand Bescheid.
Lady Riverton bewohnte immer noch ihre Villa am Stadtrand. Manchmal traf Thalia sie in den Assembly Rooms. Dort zeigte sich Ihre Ladyschaft mit einem neuen jungen Galan im Schlepptau. Hatte Marco ihr die Freundschaft aufgekündigt? War das der Grund, warum er sich nirgends blicken ließ?
Oder hängt es mit etwas zusammen, was ich getan habe? überlegte Thalia. Für sie hatten die Küsse so viel verändert, eigentlich alles. Möglicherweise teilte er ihre Gefühle nicht, und ihre Glut hatte ihn zur Flucht veranlasst! Doch das fand sie unwahrscheinlich, weil er selbst so leidenschaftlich veranlagt war. Und er ließ sich nicht so leicht vertreiben.
Solche wechselvollen Gedanken plagten Thalia unentwegt. Aus der Qual dieser Tage zog sie nur einen einzigen Vorteil – ihre Verwirrung und die enttäuschte Sehnsucht schlugen sich in der Arbeit an ihrem Theaterstück nieder. Aus ihrer Feder flossen immer neue ausdrucksstarke Szenen. Von Melancholie gepeinigt, erkrankte die arme Isabella und litt unter dem dunklen Geheimnis, das ihren Ehemann umgab, unter der bösen Aura der Schlosstürme, unter der Macht einer heißen, unleugbaren Liebe.
So wie Isabella werde ich nicht dahinwelken, wusste Thalia. Aber ihre Gedanken kreisten fast unablässig um Marco und seine mysteriösen Machenschaften …
„Begleitest du mich heute in die Trinkhalle?“, fragte Calliope eines Morgens am Frühstückstisch. „Cameron muss einige geschäftliche Briefe beantworten. Dabei geht es um die Verwaltung seiner Ländereien. Und ich halte es einfach nicht aus, dieses grässliche Wasser allein hinunterzuwürgen. Aber wenn du lieber
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