Geheimnis des italienische Grafen
Kontinent zurückgekehrt. Und ich bin sicher, sie ist bestens über die alten Ausgrabungen von Bath informiert.“
„O nein, keineswegs …“, begann Thalia zu protestieren, wurde aber von Calliope unterbrochen.
„So gern würde meine Schwester die alten römischen Ruinen erforschen. Leider verbietet mir mein gesundheitlicher Zustand, sie zu begleiten. Aber ein Neuankömmling könnte sich keine bessere Führerin wünschen.“
„Natürlich wäre ich sehr dankbar, wenn Signorina Chase mir einiges über die interessantesten archäologischen Fundstätten erzählen würde.“ Signor de Lucca lächelte Thalia immer noch an, und sie wünschte, damit würde er aufhören. Allmählich verwirrte er sie. „Möchten Sie mit mir eine Runde durch die Halle drehen, Signorina Chase?“
Unsicher schaute sie Calliope an, die ihr ermutigend zunickte. „Geh nur, Thalia. Ich muss ohnehin mit Lady Grimsby über die Arrangements für den Maskenball sprechen.“
„Also gut, Signore, wandern wir ein bisschen herum.“ Thalia nahm Domenico de Luccas ausgestreckten Arm.
Während sie mit ihm zu den Fenstern schlenderte, warf sie ihrer Schwester einen langen Blick über die Schulter zu, der ihr eine spätere Vergeltung androhte. Calliope winkte ihr nur fröhlich, bevor sie mit Lady Grimsby zu plaudern begann.
Wehmütig starrte Lady Anne dem Paar nach, das vor einem der hohen Fenster stehen blieb.
„Hier gibt es leider nicht allzu viel Imposantes zu sehen“, bemerkte Thalia, während sie die überdachten Badehallen, die Säulen und rot gefleckten Steine betrachteten. „Schon gar nicht für jemanden, der an Neapel gewöhnt ist.“
Signor de Lucca lachte, und sie stellte erneut fest, wie attraktiv er wirkte. Aber seltsamerweise beschleunigte seine Nähe ihren Puls nicht, und sie spürte nichts von dem schwindelerregenden Prickeln, das Marco in ihr erregte. Gewiss, sie bewunderte Domenico de Lucca, jedoch mit einer gewissen Distanz, so wie man sich an einem besonders schönen Gemälde erfreute.
Und den Conte, dessen düstere Leidenschaft ihr immer faszinierender erschien, würde sie niemals mit einem Gemälde verwechseln.
„Was kann man in Bath bewundern, Signorina Chase?“, fragte Domenico. „Bedauerlicherweise kann ich Ruinen nicht besonders gut interpretieren.“
„Wirklich nicht? Und ich dachte, jeder Italiener würde sich das Wissen über die Altertümer bereits mit der Muttermilch aneignen.“
Lachend schüttelte er den Kopf. „Nun, vielleicht gehört die Würdigung solcher Dinge zu unserem Geburtsrecht, Signorina. Aber ernsthafte Kenntnisse gewinnt man nur durch ein gründliches Studium. Neulich begann ich an der Universität Neapel einige Vorlesungen zu hören. Davor hatte ich zu wenig Zeit, um mich mit unserer Kultur zu befassen. Wie ich bereits erwähnt habe – ich gehöre dem Militär an.“
Thalia nickte, obwohl sie sich nicht vorstellen konnte, wie Apollo bei Wind und Wetter durch den Schlamm marschierte. „Und was studieren Sie jetzt, wo Sie Zeit dafür finden?“
„Am meisten interessiere ich mich für die alten Tempel, ihre Architektur und Ausstattung, die Rituale, die darin abgehalten wurden. So viel erzählen diese Bauten über die ruhmreiche Vergangenheit meines Heimatlandes.“
„Dann sind Sie vielleicht am richtigen Ort. Das alte Bath entstand rings um den Tempel der Göttin Sulis Minerva. Davon ist unglücklicherweise nicht mehr viel übrig geblieben. Angeblich wurde der Tempel von den Angelsachsen zerstört, und sie benutzten die Steine für ihr eigenes Kloster – sogar den Altar!“
„Was für Barbaren!“, erwiderte er verächtlich. „Wo befindet sich die Ausgrabungsstätte?“
Thalia zuckte die Achseln. „Unter der Abteikirche. Man hat mir von einem kleinen Museum berichtet. Die Bath Society of Antiquities stellt einige Votivopfer aus, die in die heilige Quelle geworfen wurden. Bisher kam ich noch nicht dazu, sie zu besichtigen.“
„Dann werden Sie mich vielleicht eines Nachmittags mit Ihrer Schwester dorthin begleiten? Wie ich schon jetzt merke, sind Sie eine großartige Führerin, Signorina Chase.“
„Wahrscheinlich meinen Sie meine ‚großartige‘ Redseligkeit“, entgegnete Thalia lächelnd. „Sobald es um Altertümer geht, schwatze ich in einem fort.“
„Keineswegs.“ Signor de Lucca neigte sich näher zu ihr. Im Tageslicht, das durch das Fenster hereinströmte, leuchteten seine violetten Augen noch intensiver. „So viel Klugheit und Schönheit in einer einzigen
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