Geheimnis des Verlangens
würde wütend sein, wenn er herausfand, dass sie noch Jungfrau war, aber er war es nicht. Er war in der seltsamsten Stimmung, als fühle er sich schuldig, weil er ihr die Unschuld genommen hatte. Aber das war einfach lächerlich, denn diese Unschuld hätte ihm in ihrer Hochzeitsnacht ohnehin gehört, und dieses Ereignis lag ja in nicht allzu ferner Zukunft.
»Es geht mir wirklich gut, Stefan«, sagte sie ihm, wobei sie jedes einzelne Wort betonte. »Besser als gut, um genau zu sein. Du solltest mittlerweile wissen, dass ich nicht irgendeine zerbrechliche Blume bin, die man kaum zu berühren wagen darf.«
An der Tür drehte er sich um. In seinen Augen stand wieder dieses Glühen. Sie wusste nicht, dass es diesmal seinem eigenen Verhalten galt. Und ebenso wenig wusste sie, dass er davon sprach, sie im Zorn genommen zu haben, als er sagte: »Ihr mögt vielleicht an die unterschiedlichsten Spielarten der Liebe gewöhnt sein, aber das ist keine Entschuldigung für ... das wird bestimmt nicht wie der passieren, Prinzessin. Ich gebe Euch mein Wort darauf.«
Tanya starrte mit ungläubig geweiteten Augen auf die Tür, nachdem sie sich geschlossen hatte. Hatte sie richtig gehört? Hatte er ihr soeben versprochen, sie nie wieder zu lieben? Und dann erst ging ihr die Bedeutung seiner anderen Worte auf. O Gott, er hielt sie immer noch für eine Hure! Er war so außer sich vor Rage gewesen, dass er ihre Jungfräulichkeit nicht einmal bemerkt hatte!
Tanya hätte beinahe gelacht. Es war einfach zu fantastisch! Jetzt hatte sie den einzigen Beweis ihrer Unschuld verloren. Er hatte ihn ihr genommen und wusste es nicht einmal. Was für ein Witz — auf ihre Kosten. Na schön. Sie hatte sich ja gewünscht, dass er sie wollte, ganz egal was er dachte. Und nun sah es so aus, als wäre das auch die einzige Möglichkeit, wie es sein konnte — andererseits hatte er ja jetzt seine »eine Nacht« gehabt, und offensichtlich war das wirklich alles, was er von ihr wollte.
Kapitel 41
» W onach sieht das Eurer Meinung nach aus?«
»Blut.«
»Nicht das«, sagte Tanya mit einer Mischung aus Wut und Verlegenheit. »Ich meine den Riß im Laken.«
Serge ging auf die andere Seite des Bettes, um den Stoff genauer in Augenschein zu nehmen. Tanya wartete ungeduldig. Sie wünschte, sie hätte ihn nicht zum zweitenmal in dieser Nacht aus dem Bett holen müssen, um ihm den Beweis für den Mordversuch zu zeigen. Wenn er und Stefan den Anstand besessen hätten, ihr gleich zu glauben, wäre das nicht nötig gewesen. Und der einzige Grund, warum sie diesen Beweis überhaupt entdeckt hatte, war die Tatsache, dass er sich direkt neben diesem verdammten Jungfrauenblut befand. Und das hatte ihren Blick auf diese Stelle gelenkt. Aber als sie es entdeckte, hatte sich ihre Wut auf Stefan bereits abgekühlt, und sie war direkt zu Serges Zimmer gegangen. Irgendjemand musste ihr einfach glauben, was in dieser Nacht passiert war, und sie hatte nicht die Absicht, noch einmal zu versuchen, Stefan davon zu überzeugen.
Außerdem hatte sie gründlich darüber nachgedacht, sich darüber geärgert und beschlossen, dass sie gar nicht wollte, dass Stefan dieses Blut auf dem Laken sah. Daher hatte sie es nicht einmal in Erwägung gezogen, sich mit ihrem Fund an ihn zu wenden. Wenn sein Zorn ihn so sehr blenden konnte, dass er etwas so Gewaltiges übersehen konnte, nämlich die Tatsache, dass sie ihm bereitwillig ihre Jungfräulichkeit gegeben hatte, dann konnte er schwarz werden, bevor sie es ihm sagte — oder zeigte.
Dass sie nicht gehört hatte, wie Alicia in ihr eigenes Zimmer zurückkehrte, hatte möglicherweise auch etwas mit ihrer Entscheidung zu tun. Und sie hatte wirklich genau aufgepasst , ob sie kam oder nicht. Aber offensichtlich war Stefan in sein Schlafzimmer zurückgekehrt, um den Rest der Nacht mit seiner Mätresse zu verbringen, lag jetzt gemütlich mit ihr im Bett und schlief oder... Wenn es nach ihr ging, konnte er dort Schimmel ansetzen.
Sie beobachtete Serge, wie er einen Finger durch das Loch steckte, direkt in ein ähnliches Loch in der Matratze darunter. »Der Schnitt stammt von einem Messer, Eure Hoheit«, sagte er und kam damit zu demselben Schluss wie sie.
»Genau.«
»Ich hole Stefan.«
»Macht Euch keine Mühe. Er wird nur denken, dass ich es selbst gemacht habe. Aber ich möchte, dass wenigstens einer von Euch mir glaubt und Vorsichtsmaßnahmen ergreift, denn ich habe heute nacht wirklich nicht geträumt. Ein Geräusch hat mich geweckt,
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