Geheimnis des Verlangens
ich habe nach meinem Messer gegriffen, aber ich war zu langsam, jemand hat mein Kissen benutzt und versucht, mich zu ersticken. Ich habe es dann wohl doch noch geschafft, den Angreifer mit meinem Messer irgendwie zu verletzen ...«
»Dann ist das sein Blut auf dem Laken?«
»Nein«, knirschte sie mit zusammengebissenen Zähnen. »Wie ich gerade sagte, er ließ das Kissen los, und ich rollte mich sofort aus dem Bett. Aber es war so dunkel hier drinnen, dass er vielleicht nicht gemerkt hat, dass ich nicht länger im Bett lag. Es sieht so aus, als hätte er anschließend versucht, mich zu erdolchen. Und ich nehme an, er hätte es wieder versucht, wenn ich nicht angefangen hätte zu schreien.«
»Dann habt Ihr Euch geschnitten?«
Sie wünschte, er würde endlich aufhören, sich über diesen roten Fleck Gedanken zu machen. »Nein.«
»Aber wessen Blut ist das dann?«
»Meins«, sagte sie und hoffte, er würde daraus schließen, dass es ihre Periode war und es dabei bewenden lassen.
»Ich verstehe nicht...« Weiter kam er nicht, und sein Gesicht rötete sich langsam. Aber er kam nicht zu der Schlußfolgerung, auf die sie gehofft hatte. »Stefan ist hierher zurückgekommen, nachdem wir das Haus durchsucht haben.«
Es war nicht wirklich eine Frage. Und da Stefan es ihm gegenüber vielleicht erwähnen würde, hatte es auch keinen Sinn, es zu leugnen.
»Ja.«
»War er sehr wütend darüber, dass Ihr Euch als Jungfrau entpuppt habt?«
Musste er unbedingt so verdammt scharfsichtig sein? »Er hat es nicht bemerkt. Er war tatsächlich viel zu wütend dazu.«
Serges Wangen wurden noch heißer. »Ich werde ihn jetzt holen. Er muss das sehen ...«
»Zum Teufel auch«, stieß sie wütend hervor. »Ich werde mich heute Nacht nicht noch einmal mit seinem Zorn beschäftigen, vielen Dank. Und es ist mir vollkommen egal, was er denkt. Also vergesst diesen verdammten Fleck, ja? Sagt mir einfach nur, ob Ihr glaubt, dass jemand versucht hat, mich zu töten.«
»Ich glaube Euch.«
Sie seufzte erleichtert, bevor sie fragte: »Habe ich Feinde, von denen mir bisher niemand erzählt hat?«
»Nicht, dass ich wüsste . Die, die Ihr hattet, sind alle tot.«
»Würde irgendjemand meinen Tod wünschen, um meine Hochzeit mit Stefan zu verhindern?«
»Das ist eine Möglichkeit, obwohl es nicht allzu viele Menschen gibt, die von Eurem Verlöbnis wissen oder sich daran erinnern, und noch weniger, die wissen, dass Ihr noch am Leben seid. Ihr seid verschwunden, als Ihr nur ein Baby wart. Die meisten Menschen glauben, Ihr wäret tot.«
»Wie überaus erfreulich.«
Er lächelte über ihren Tonfall. »Es war besser, sie in diesem Glauben zu lassen, solange noch immer irgendwelche Stamboloffs auf der Lauer lagen. Aber wenn Stefan auch den Befehl hatte, Euch nach Hause zu bringen, ist es doch zweifelhaft, dass Sandor auch nur ein einziges Wort über Eure Existenz verlieren würde, bevor Ihr nicht in Cardinia wäret, um es selbst zu beweisen.«
»Na schön. Offensichtlich werden wir nicht herausfinden, wer oder warum. Dann sagt mir wenigstens eins. Warum sollte dieser Möchtegern-Mörder versuchen, mich mit dem Kissen zu ersticken — was, wie ich Euch nicht verschweigen will, eine ganze Weile gedauert hätte —, wenn er doch dieses Messer bei sich trug? Er hätte mich doch schlicht und einfach erdolchen können.«
»Vielleicht wäre ihm der Ruhm für seine Tat unwillkommen gewesen.«
»Was meint Ihr damit?«
»Es könnte ihm lieber gewesen sein, wenn es so ausgesehen hätte, als wäret Ihr einfach im Schlaf gestorben ...«
»Ich erfreue mich bester Gesundheit!« unterbrach sie ihn entrüstet.
»...aus irgendeinem unerklärlichen Grund«, fuhr er fort. »Auf diese Weise würde niemand Jagd auf ihn machen.«
»Und er wäre ungeschoren davongekommen, einfach so«, nörgelte sie. »Ich muss schon sagen, ich habe wirklich nicht viel übrig für diesen Bastard, wer er auch ist.«
»Aber Euch zu töten, Hoheit, war ihm wichtiger als sein Wunsch, eine anschließende Verfolgungsjagd zu vermeiden, sonst hätte er nicht auf das Messer zurückgegriffen, nachdem sein erster Plan gescheitert war.«
»Dann kann ich wohl von Glück sagen, dass ich noch genug Atem übrig hatte, um zu schreien.«
»Das war wirklich ein Glück«, stimmte er zu. Dann drängte er erneut: »Stefan muss darüber informiert werden.«
»Über den Angreifer.« Sie zuckte mit den Schultern. »Schön, Ihr könnt ja versuchen, ihn davon zu überzeugen, denn ich werde es nicht
Weitere Kostenlose Bücher