Geheimnis des Verlangens
tun.« Und dann verengten sich ihre Augen bedrohlich, während ihr gleichzeitig das Blut in die Wangen schoß. »Aber untersteht Euch, ihm von diesem Blutfleck zu erzählen, Serge. Er hat mich genommen und ist dann immer noch in dem Glauben weggegangen, ich sei eine Hure. Und wenn er meine Jungfräulichkeit nicht einmal fühlen konnte, dann wird er niemals glauben, dass dieses Blut ist, was es ist. Er wird vielmehr denken, ich hätte mich selbst geschnitten, um diesen Fleck da zu fabrizieren. Und ich habe keine Lust, zum krönenden Abschluss nun auch noch des Betrugs bezichtigt zu werden.«
Angesichts ihrer offenen Worte erglühten seine Wangen erneut. »Wenn er in dieser Art von Rage ist...«
»Ihr werdet doch jetzt wohl nicht anfangen, ihn in Schutz zu nehmen, oder?« fragte sie kalt.
»Außerdem hatte er heute Nacht ziemlich getrunken, Hoheit.«
»Ihr tut es also doch«, sagte sie angewidert und wandte ihm den Rücken zu. »Ich werde heute Nacht keinen Schlaf mehr finden, bevor nicht ein Schloss vor dieser Tür ist. Stefan wollte sich darum kümmern, aber er wurde abgelenkt. Würde es Euch etwas ausmachen, das in die Hand zu nehmen, bevor Ihr wieder ins Bett geht?«
» Gewiss , Hoheit. Ich werde das eigenhändig erledigen und anschließend vor Eurer Tür schlafen.«
»Das ist wirklich übertrieben«, protestierte sie. »Ganz im Gegenteil. Stefan würde es so wünschen ...« »Zum Henker mit Stefan!«
Kapitel 42
V iele Dinge hätten Tanya ins Augen springen können, als sie aus dem Haus trat. All die Diener zum Beispiel, die hin und her hasteten, um das restliche Gepäck in eine der vielen Kutschen zu verladen, oder die zwanzig Wachen, die bereits auf ihren Pferden saßen. Sie bemerkte nicht einmal Stefan, der neben der ersten Kutsche stand und mit seinen drei persönlichen Wachen auf sie wartete. Das allererste, was Tanya an diesem Morgen auffiel, war die Tatsache, dass Alicia nicht mehr da war.
Nun, sie würde nicht nach dem Grund fragen. Wenn Stefan es plötzlich für klug hielt, diskret zu sein und nicht mit seiner Mätresse im Schlepptau zu reisen, dann war es jetzt einfach zu spät dafür, jedenfalls soweit es Tanya betraf.
»Ihr seid spät dran«, sagte Stefan kurz angebunden, als sie die kleine Gruppe erreichte.
»Und es kümmert mich einen Dreck«, feuerte sie zurück. »Ich würde genausogern hierbleiben.«
Mit einer Handbewegung entließ er die anderen, wahrscheinlich, weil er nicht damit gerechnet hatte, dass sie so reizbar sein würde. Serge, stellte sie fest, sah nicht schuldbewusst aus, also hatte er wenigstens Stefan nichts verraten, was er nicht verraten sollte.
»Was hat das nun wieder zu bedeuten?« fragte Stefan, sobald sie allein waren.
»Ihr werdet es schon herausfinden, Eure Majestät. Ihr seid ja schließlich recht gut, wenn es darum geht, Schlüsse zu ziehen.«
Ohne auf seine Hilfe zu warten, machte sie sich daran, in die Kutsche zu klettern. Stefan zog sie wieder zurück. »Warum habt Ihr nicht mir gesagt, was Ihr Serge gesagt habt?«
Also das war der Grund für seinen Groll? »Ihr wart einfach nicht in der Stimmung, mir zu glauben.«
»Es ist Euch aber gelungen, ihn zu überzeugen. Ihr habt nicht einmal versucht, mich zu überzeugen.«
»Wie ich schon sagte, Ihr wart nicht in der Stimmung ...«
»Tanya, ich trage die Verantwortung für Euch. Ich! Wenn ich an Euren Worten zweifele, dann werdet Ihr sie verdammt noch mal solange wiederholen, bis ich sie glaube. Etwas so Wichtiges wie das ...«
»Hätte von Anfang an nicht bezweifelt werden dürfen«, gab sie zurück.
»Das stimmt.« Als sich ihre Augen weiteten, fügte er hinzu: »Wenn ich letzte Nacht vollkommen nüchtern gewesen wäre, hätte ich Euch sofort geglaubt. Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich weit davon entfernt war, einen klaren Kopf zu haben, als Ihr mich gebraucht hättet.«
Sollte das vielleicht eine Anspielung sein? Nein, er hatte sie letzte Nacht genommen. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, danach zu fragen, ob sie ihn ebenfalls wollte. Und er hatte ganz gewiss nicht bemerkt, dass sie ihn ebenfalls gebraucht hatte, ganz im Gegenteil — er hatte überhaupt nichts bemerkt.
»Ich glaube nicht, dass ich Eure Entschuldigung annehmen kann, Stefan. Eure Trinkerei hat viel mehr Schaden angerichtet, als nur diesen Zweifel an meinen Worten. Sie hat Euch zusammen mit Eurem Zorn dabei geholfen, mir etwas wegzunehmen, das ich Euch eigentlich gar nicht geben wollte. Aber Ihr wißt nicht einmal,
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