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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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hinters Licht zu führen und sie dazu zu bringen, wieder an Märchen zu glauben. Was für ein grausamer Streich! Die meisten Mädchen würden nicht bemerken, dass es sich nur um einen sorgfältig ausgetüftelten Scherz handelte, nicht, bis ihnen weh getan wurde. Nachdem Tanya nun klarsah, fand sie für alles eine einleuchtende Erklärung.
    Dobbs hatte sie natürlich mit den Informationen über ihre Mutter versorgt — ein paar Münzen hatten ihn gewiss redselig gemacht. Selbst das Muttermal auf ihrer Kehrseite, falls da wirklich eins war, hätte jemand bei einem Blick durch ihr Fenster erspähen können, denn erst am vergangenen Abend hatte sie sich in solcher Eile für ihren Auftritt umziehen müssen, dass sie die Vorhänge vorher nicht geschlossen hatte. Aber was für ein demütigender Gedanke, dass einer dieser Männer in dem alten Baum vor ihrem Fenster gehockt haben könnte, um sie im Evaskostüm zu beobachten. Und sich vorzustellen, dass er bei dieser Gelegenheit auf ihrem Körper etwas entdeckt hatte, von dem sie noch nicht einmal selbst etwas wusste !
    Hoffentlich hatten sie sich keiner solchen Strapaze unterzogen, und die Geschichte mit dem Muttermal war einfach ein Lüge. Bei Lichte betrachtet war das Nichtvorhandensein dieses Mals wahrscheinlich sogar die Pointe ihres Scherzes. Aber so lange, bis sie selbst nachsah, konnten sich die Herren köstlich amüsieren, nicht wahr? Sie setzten voraus, dass sie sie mit ihren Worten geradezu rasend glücklich gemacht hatten, und warteten jetzt darauf, wie enttäuscht sie sein würde, wenn ihr schließlich klar wurde, dass sie ihren Märchenkönig nun doch nicht bekam.
    Aber sie hatten sich dazu von allen Mädchen ausgerechnet das ausgesucht, das nicht vor ihnen auf die Knie fallen würde, um diesem soggnannten König die Füße zu küssen, diesem Märchenwesen, das sich herablassen wollte, sie zur Frau zu nehmen. Nein, sie würde überhaupt niemals heiraten, keinen Mann, nicht einmal einen König, selbst wenn es ein richtiger wäre und er sie darum bäte. Wenn sie das Ganze nicht dermaßen auf die Spitze getrieben hätten — ein König! Um Himmels willen — es hätte funktioniert. Aber wahrscheinlich war gerade das der Witz bei der Sache: Sie versuchten, sie so weit zu bringen, dass sie etwas so fantastisch Unglaubliches zu glauben bereit war.
    Und tatsächlich hatte der Scherz ja auch bis zu dieser Stelle funktioniert. Sie hatte ihnen geglaubt, dass sie wusste n, wer sie war. Geglaubt, dass sie von ihnen etwas über ihre Familie erfahren würde, ihre Geschichte und all die Dinge, die sie immer schon wissen wollte. Das war es, was für sie zählte, und nicht irgendeine dumme Hochzeit mit einem berauschenden Happy-End. Aber das konnten sie ja nicht wissen.
    Mein Gott, sie war geradezu lächerlich naiv gewesen. Das jedoch würden diese Männer nicht erfahren, nicht, wenn sie es verhindern konnte.
    »Ein König?« sagte sie dann und riß ihre Augen in gespieltem Erstaunen weit auf. »Au weia! Es geschehen noch Zeichen und Wunder!« Dieses kleine bißchen lauwarmer Begeisterung war schon das Beste, was sie zu geben hatte. Daher verlegte sie sich jetzt auf einen skeptischeren Tonfall, mit einem Schuß Verachtung darin. Sie wollte doch mal sehen, wie weit diese Männer gehen würden, um sie von ihrem Lügenmärchen zu überzeugen. »Wer ist es?« fragte sie Stefan. »Ihr? Nein, Ihr seid nicht arrogant genug. Der da muss es sein!«
    Sie blickte zu Vasili hinüber, die anderen sahen Stefan an und warteten auf seine Reaktion. Dies war nun schon die zweite Abfuhr innerhalb weniger Minuten, die sie ihm erteilt hatte.
    »Nein, wirklich«, sagte Stefan steif. »König Vasili von Cardinia! Das sollte Euch doch eigentlich gefallen.«
    »Sollte es?« erwiderte sie, ohne ihren Blick von Vasili abzuwenden. Dann fragte sie ihn: »Ihr seid also 'n echter König, wie?«
    Vasili , der die ganze Zeit über bequem an der Wand gelehnt hatte, stellte sich aufrecht hin. Der Blick, mit dem er zuerst Stefan, dann Tanya bedachte, war voller Abscheu. »So scheint es wohl, Mistress.«
    »Und warum solltet Ihr dann so eine wie mich heiraten wollen?«
    »Ich kann Euch versichern, ich will es nicht.«
    »Ihr wurdet dem König bei Eurer Geburt versprochen«, erklärte Stefan hastig. »Und ob der König Euch nun zu heiraten wünscht oder nicht — er muss seine Pflicht tun. Falls Ihr dieses Mal auf Eurem Körper tragt. Und jetzt, finde ich, ist der Zeitpunkt gekommen, um das festzustellen ...«
    »Das

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