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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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akzeptieren werdet.«
    Sogar? Wusste er denn nicht, dass er der einzige Mann war, den sie akzeptieren würde? Aber natürlich wusste er das nicht. Er glaubte, dass sie das nur getan hatte, weil sie verzweifelt einen Mann brauchte, irgendeinen Mann. Und zwar aus dem einfachen Grunde, weil sie sie so lange von der Beschäftigung abgehalten hatten, von der sie annahmen, dass sie ihr so gerne nachging.
    Tanya wusste nicht, ob sie in gerechtem Zorn in die Luft gehen oder einfach nur lachen sollte. Bei Lichte betrachtet, konnte sie weder das eine noch das andere tun. Im Augenblick war er davon überzeugt, dass ihr Motiv nicht darin gelegen hatte, Schwierigkeiten heraufzubeschwören. Falls er anfing, etwas anderes zu denken, würde er wütend sein. Er hatte allerdings diesen verdammten Kampf genossen, und daher würde er nicht so wütend sein — wahrscheinlich gerade wütend genug, um sie wieder übers Knie zu legen. Aber sie hatte nicht die Absicht, sich von ihm lieben zu lassen, nur um dem zu entgehen, und erst recht würde sie es nicht zulassen, dass er sie liebte, während er dachte, er würde ihr damit einen Gefallen tun. Falls sie das jemals zuließ, dann nur, weil er sie verzweifelt haben wollte. Sie wollte nichts sehnlicher als die exquisite Leidenschaft, die er ihr in jener Nacht am Fluß angeboten hatte, nicht diese zögerliche Halbherzigkeit, die ihm überhaupt nicht ähnlich sah. Eigentlich wollte sie eine ganze Menge mehr von ihm, begriff sie, aber sie war, wenn schon nichts anderes, wenigstens realistisch.
    »Ich habe Euch überrascht?« fragte er vorsichtig.
    »Sehe ich überrascht aus? Ich muss es wohl sein, was auch verständlich ist, nach Eurer Reaktion auf mein frisch gewaschenes Gesicht. Was ist passiert? Habe ich mir heute abend ein paar Schmutzflecken zugezogen? Ist das der Grund, warum ich plötzlich wieder akzeptabel für Euch bin?«
    In ihrem Ton lag genug Hohn, um ihre Freilassung zu erwirken. »Ihr seid, wie Ihr sehr gut wißt, außergewöhnlich schön heute nacht.«
    Aber nicht ein einziges Mal hatte er sie wirklich angesehen. Selbst Vasili hatte sie betrachtet, und jeder Mann, dem sie heute abend begegnet war, hatte zumindest einen Blick auf ihren nur spärlich verhüllten Busen riskiert. Aber Stefan sah ihr nur ins Gesicht, als weigere er sich, tiefer hinabzuschauen. Und sein Kompliment hatte so tonlos geklungen, er hätte ebensogut vom Wetter sprechen können. Das sollte sie davon überzeugen, dass er sie wollte?
    Sie sprach ihre Gedanken aus, ohne Umschweife. »Ihr wollt mich gar nicht, Stefan.«
    Er versuchte nicht einmal, sie zu korrigieren. Er sagte lediglich mit einem seltsam fremden Klang in der Stimme: »Einer Schönheit wie Euch widme ich eine Nacht... keine Gefühle ... nur Vergnügen.«
    Es war dieses >keine ( Gefühle<, das zur ihr durchdrang, das den Schmerz, den jene Worte bewirkt hatten, durchschnitt und nur siedenden Zorn zurückließ. »Was, wenn eine Nacht nicht reicht? Besuche ich dann morgen Lazar — und Serge nach ihm?«
    Diese spöttischen Fragen waren endlich auch zu ihm durchgedrungen. Er sah nicht länger gefühllos aus. »Ihr habt vergessen, Vasili zu erwähnen«, sagte er gepreßt.
    »Nein, das habe ich nicht vergessen. Diesen herablassenden Fatzke würde ich nicht haben wollen, egal wie verzweifelt ich wäre. Aber Ihr werdet feststellen, dass ich nicht länger in Bedrängnis bin. Bemitleidet zu werden, ist eine wirkungsvolle Methode, davon kuriert zu werden.«
    »Bemitleidet?«
    »Tut doch nicht so, als wüßtet Ihr nicht, worüber ich spreche«, fuhr sie ihn an. »Aber keine Sorge, falls ich wieder mal das Bedürfnis nach einem Mann verspüre, weiß ich ja jetzt, wo ich suchen muss .«
    Sie ließ ihre Worte mit voller Absicht im Raum stehen, um ihm ein Rätsel aufzugeben, als sie ihm den Rücken zuwandte und ins Bett kroch, vollkommen angezogen, wie gewöhnlich. Stefan lief türenknallend aus der Kabine. Gut, jetzt war er wenigstens wirklich wütend — aber wohl immer noch nicht wütend genug ...

Kapitel 27

    B emitleiden? So sehr er es auch versuchte, Stefan konnte nicht herausbekommen, wie die Frau zu diesem Wort gekommen war. Welcher Mann, der seine Sinne beisammen hatte, würde sie bemitleiden? Sie war schön und von königlicher Geburt. Sie würde mehr Geld besitzen, als sie beim besten Willen ausgeben konnte. Ein riesiges Vermögen, das ihr ihre Mutter hinterlassen hatte, über ganz Cardinia verstreute Landsitze, die ihr ganz allein gehörten, und noch

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