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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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meiner Kabine angekommen bin, werde ich sehr wahrscheinlich meine Meinung ändern — oder auch nicht.«
    Stefan kicherte in sich hinein, sobald er den Spielsalon hinter sich gelassen hatte. Es hatte ihm großen Spaß gemacht, seine Freunde ein wenig aus der Fassung zu bringen, aber seine gute Laune hielt nicht länger als ein paar Sekunden an. Er war müde, sogar vollkommen erschöpft, aber dennoch hellwach. Er war angenehm betrunken, aber sein Verstand weigerte sich, diese Tatsache zur Kenntnis zu nehmen, und er musste sich bei seinen Freunden bedanken, die ihm eine verführerische Idee in den Kopf gesetzt hatten.
    Wie sehr würde eine Hure wohl protestieren, wenn er sie einfach nahm? Nicht allzusehr, das stand wohl fest, denn sie war wahrscheinlich an Männer gewöhnt, die mehr von ihr wollten, als sie zu geben bereit war. In ihrem Beruf traf sie sicher auf alle Sorten von Männern, und sie war gezwungen, die guten wie die schlechten zu akzeptieren. Aber er brachte es einfach nicht über sich. So sehr er sie auch wollte, ihre Bereitwilligkeit wollte er noch mehr.
    Und was trug ihm das ein? Er wusste jetzt, wie die Hölle aussah, und es war noch immer kein Ende in Sicht. Wenn diese Reise auf dem Mississippi schon schlimm war, so hatte er immer noch eine Reise über den Ozean vor sich, und zwar ohne ein Spielzimmer, um sich abzulenken. Und was hatte das Spielen schon genützt, wo er so ziemlich in jeder Runde nur an Tanya statt an seine Karten gedacht hatte?
    Als er dann, den Schlüssel in der Hand, vor seiner Kabine stand, fürchtete er sich fast davor einzutreten. Sie würde schon schlafen, aber der Unterschied, den das für ihn machte, war höchstens stäubchengroß. Warum tat er sich das also an? Er musste doch nicht da drinnen schlafen, aber er wusste , warum er es tat. Da war noch die winzig kleine Hoffnung, dass genau das, was er an ihr verabscheute, sie in seine Arme treiben würde, im Dunkeln, wo sie vergessen konnte, dass sie wusste , wie er aussah. Aber natürlich machte er sich selbst etwas vor. Sie hatte einen zu starken Willen, um sich von dem Verlangen ihres Körpers leiten zu lassen. Diese Willensstärke bewunderte er sogar an ihr. Was die anderen auch immer denken mochten, sie würde eine prächtige Königin abgeben. Er fragte sich nur, ob er es überleben würde, das mit anzusehen.
    Jesus, er musste einen schlimmeren Rausch haben, als er gedacht hatte. Er wurde widerwärtig melancholisch, und das sah ihm überhaupt nicht ähnlich. Sie war nur eine Frau, und die waren leicht genug zu bekommen, sogar für ihn, wenn nur genug Münzen auf dem Tisch lagen. Und er hatte nichts von ihr erwartet, bevor er sie gefunden hatte. Das heißt, eigentlich hatte er genau das erwartet, was er jetzt bekam.
    Er öffnete vorsichtig die Tür, um sie nicht zu wecken, aber dann ging ihm plötzlich auf, dass diese Geste viel zu großzügig von ihm war, und daher schlug er die Tür hinter sich zu. Augenblicklich setzte sie sich im Bett auf und sah ihn ohne Überraschung an. Das war ihm schon vorher an ihr aufgefallen, wie schnell sie wach wurde, und zwar ohne die geringsten Anzeichen von Schlaftrunkenheit oder Verwirrung.
    Sie hatte eine Lampe auf niedriger Flamme brennen lassen, aber das tat sie jede Nacht, wahrscheinlich aus einer Abneigung gegen die totale Schwärze, die ohne dieses kleine Licht in der Kabine Einzug hielt, und nicht aus Rücksicht auf ihn. Und jede Nacht löschte er das Licht, aber sie hatte sich nie darüber beklagt, dass sie morgens in einem dunklen Zimmer aufwachte. Allerdings hatte sie auch bis zu diesem Abend nicht mit ihm gesprochen.
    Sie trug noch das gelbe Gewand, und auch das tat sie regelmäßig. Sie schlief immer in ihrer Kleidung. Heute hatte sie jedoch ein paar Knöpfe an ihrem zu engen Mieder geöffnet, und an einer Seite war das Kleid über die Schulter fast bis zum Ellbogen herabgeglitten. Das Mieder selbst war auf dieser Seite tief heruntergerutscht, wurde jedoch von der Fülle ihrer Brüste an seinem Platz festgehalten.
    Stefan wünschte sich, er hätte es nicht bemerkt. Seine Augen glühten plötzlich so wild, dass seine Lagerstatt auf dem Fußboden, auf die er jetzt zuging, eigentlich in Flammen hätte aufgehen müssen.
    »Wie spät ist es?« hörte er ihre Stimme fragen, nicht ärgerlich, sondern einfach nur ausdruckslos.
    »Wie, zum Teufel, soll ich das wissen?« fuhr er sie an, und seine Stimme klang eindeutig ärgerlich.
    »Es war eine verdammt einfache Frage. Ihr müßt mir

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