Geheimnis um eine Efeuvilla
der Ausguß stinke fürchterlich. Ich versuchte herauszukriegen, ob sie ein Versteck in der Wohnung kennt. Aber sie redete nur immer von dem Herd und von dem Ausguß, von dem Kohlenkeller und von dem Wasserrohr im Badezimmer.”
„Was ist denn mit dem Kohlenkeller?” fragte Dicki.
„Sie sagte, die Leiter sei furchtbar wacklig, und man könne sich dort den Hals brechen. Und das Wasser in dem Kaltwasserrohr im Badezimmer laufe so schlecht, daß ihr Badewasser immer zu heiß gewesen sei. Es lecke auch, und der Ausguß …”
„Der Ausguß stinkt, das wissen wir schon. Aber in den Kohlenkeller hätten wir einmal gucken müssen. Ich habe Lust, das heute abend nachzuholen.”
„Ich komme mit!” rief Ern.
„Nein, ich gehe allein – falls ich überhaupt gehe. Wenn Direktor Jenks da wäre, würde ich ihn bitten, daß er die Wohnung von ein paar Polizisten durchsuchen läßt. Danke, Flipp, ich kann wirklich nichts mehr essen.”
Von den guten Dingen, die Frau Hillmann den Kindern hingestellt hatte, war nicht viel übrig geblieben.
„Wir wollen Karten spielen”, schlug Flipp vor.
Aber Dicki stand auf. „Ich muß noch ins Blumengeschäft, bevor es geschlossen wird.”
„Willst du wieder einen Coleus kaufen?” fragte Betti lachend.
„Nein, ich will einen großen Strauß Rosen für meine Mutter kaufen”, antwortete er. „Ich kann es nicht mehr ertragen, wie ein schlechter Geruch behandelt zu werden, und muß sie irgendwie versöhnen. Auf Wiedersehn bis morgen. Und zerbrecht kein Geschirr beim Abwaschen!”
Das seltsame Versteck
Frau Kronstein hatte Ern erlaubt, in Dickis Schuppen zu schlafen, falls er nicht nach Hause fahren wollte. Er nahm die Einladung gern an und hatte einen besonderen Grund dafür.
Wenn Dicki abends zum Haus Feengrotte ging, wollte er ihm heimlich folgen und aufpassen, daß ihm nichts geschah. Es konnte ja sein, daß die beiden Männer im Haus waren. Dann wollte er Dicki vor ihnen warnen und ihn notfalls beschützen.
Während er zu den Kronsteins radelte, schmiedete er seine Pläne. Er wollte sein Rad hinter einen Busch am Gartentor stellen, damit er es gleich zur Hand hatte, sobald Dicki losfuhr. Und falls Dicki zu Fuß ging, würde er ihm eben zu Fuß folgen.
Als Ern den Schuppen betrat, sah Dicki von seinem Notizbuch auf, in das er etwas geschrieben hatte. „Hallo, Ern, da bist du ja! Habt ihr beim Abwaschen etwas zerbrochen?”
„Nein, nicht einen einzigen Teller. Wir haben noch Karten gespielt, und Betti hat immer gewonnen. Hast du die Rosen für deine Mutter gekauft?”
„Ja. Sie hat sich sehr gefreut. Jetzt bin ich kein schlechter Geruch mehr für sie.”
„Willst du heute abend wirklich noch einmal zum Haus Feengrotte gehen?”
„Ja, aber dich nehme ich auf keinen Fall mit. Sobald alle schlafen, schleiche ich mich aus dem Haus. Purzel schläft am besten hier bei dir, sonst bellt er womöglich, wenn ich ihn allein lasse.”
„Ach ja, laß ihn bei mir. Dann bin ich nicht so allein.”
„Ich muß mich jetzt zum Abendessen zurechtmachen. Johanna und Frau Schmidt erwarten dich in der Küche. Du solltest noch ein Gedicht machen und es ihnen vorlesen.”
„So schnell wie du kann ich nicht dichten. Ich brauche wer weiß wie lange für einen einzigen Vers.”
„Denk daran, was ich dir gesagt habe. Wenn du erst eine Anfangszeile hast, brauchst du nur deiner Zunge freien Lauf zu lassen, dann kommt das andere von selbst.”
Nachdem Dicki fortgegangen war, schlug Ern sein Notizbuch auf und sah seine „Pösie” durch. Wie gern hätte er den Frauen in der Küche ein neues Gedicht vorgelesen! Er mußte einmal Dickis Rezept versuchen.
Entschlossen stand er auf, fuhr mit der Zunge im Mund herum, um sie zu lösen, und begann mit lauter Stimme: „Es war einst eine alte Maus …”
Er wackelte mit der Zunge und hoffte, daß weitere Verse folgen würden, aber das geschah nicht. Ein paarmal wiederholte er noch die erste Zeile „Es war einst eine alte Maus …” Dann gab er es auf. Dickis Zunge mußte wohl anders geartet sein als seine. Erns Gedanken richteten sich auf das Abendessen.
Um zehn Uhr sagte Dicki seinen Eltern gute Nacht und ging in sein Zimmer. Nach einer halben Stunde hörte er sie heraufkommen. Er wartete, bis sie das Licht ausgemacht hatten. Dann schlüpfte er in seinen Mantel und lief leise die Treppe hinunter. Purzel folgte ihm dicht auf den Fersen. Er wedelte freudig mit dem Schwanz. Nächtliche Spaziergänge mit Herrchen liebte er sehr.
Es
Weitere Kostenlose Bücher