Geheimnis um eine siamesische Katze
entwischen”, sagte Flipp. „Nicht das kleinste Loch ist zu sehen. Dunkelschön kann nicht fortgelaufen sein. Jemand muß sie gestohlen haben.”
Gina zuckte die Achseln. „Um vier Uhr haben deine Mutter und Fräulein Zitter sie noch gesehen. Aber als Tupping und Wegda um fünf herkamen, war sie fort. Und während der ganzen Zeit hat Luke neben den Katzen gearbeitet. Das klingt ja nach Zauberei.”
„Vielleicht ist sie wirklich verzaubert”, sagte Betti ernst.
„Zauber vermag viel. Vielleicht …”
Die anderen lachten sie aus. Betti wurde rot. „Entweder ist Dunkelschön durch Zauberei verschwunden, oder sie war überhaupt nicht da”, rief sie trotzig.
„Sie war aber noch um vier Uhr da”, entgegnete Flipp.
„Mammi hat sie doch gesehen. Ach, was ist denn das dort?”
Er deutete auf einen Gegenstand, der in dem Katzenkäfig lag. Die Kinder guckten durch das Drahtnetz. Es entstand ein kurzes Schweigen. Dicki hob die Augenbrauen und kratzte sich den Kopf.
„Verflixt!” rief er. „Das ist eine der kleinen Pfeifen, die Luke immer schnitzt.”
So war es tatsächlich. In dem Käfig lag, allen sichtbar, ein Indiz, das den Kindern gar nicht gefiel. Es gab nur eine Erklärung dafür. Luke mußte in dem Käfig gewesen sein und die Pfeife verloren haben. Die Kinder wußten nicht mehr, was sie denken sollten.
„Es war nicht Luke, es war nicht Luke!” rief Betti schluchzend. „Wir wissen doch alle, daß er so etwas niemals tun würde.”
„Ja, natürlich”, sagte Dicki. „Und doch liegt dort eine Pfeife, die nur Luke verloren haben kann. Das ist wirklich eine tolle Geschichte.”
„Dicki!” rief Betti aufgeregt. „Was wird Herr Grimm sagen, wenn er die Pfeife findet? Für ihn wird das ein sicherer Beweis dafür sein, daß Luke der Dieb ist.”
Dicki nickte. „Natürlich. Es ist ja auch ein unmißverständliches Indiz – wenigstens für jemand, der nicht über seine Nase hinaussehen kann.”
„Aber für dich ist es doch nicht ein solches Indiz, nicht wahr, Dicki?” rief Betti, nach seiner Hand greifend.
„Glaubst du, daß Luke die Pfeife in dem Käfig verloren hat?”
Dicki schüttelte den Kopf. „Ich werde dir sagen, was ich glaube. Jemand hat die Pfeife dort hingelegt, um den Verdacht auf Luke zu lenken.”
„Ja, so wird es sein”, rief Rolf erregt. „Kinder, die Sache wird immer geheimnisvoller. Wegda darf die Pfeife auf keinen Fall finden. Es ist bestimmt eine Irreführung.”
Flipp nickte zustimmend. „Du hast recht. Ich schlage vor, wir holen sie heraus und nehmen sie mit.”
Die Kinder blickten nachdenklich in den Käfig. Wie sollten sie die Pfeife herausholen? Die Tür war zugeschlossen und der Schlüssel war nicht da.
„Wir müssen uns beeilen”, sagte Dicki unruhig. „Wegda wird bald hier sein. Wie bekommen wir das Ding bloß aus dem Käfig?”
Ja, das war ein schwieriges Problem. Leider lag die Pfeife im Hintergrund des Käfigs. Hätte sie näher an dem Gitter gelegen, so hätten die Kinder sie leicht mit einem Stück Draht oder mit einem Stock herausholen können.
Da hatte Dicki einen ausgezeichneten Einfall. Er hob einen kleinen Stein auf und warf ihn durch das Drahtgitter in die Nähe der Pfeife. Sofort sprang eine der Katzen zu Boden, streckte eine Pfote aus und begann, mit dem Stein zu spielen. Dabei berührte sie die Pfeife und spielte nun auch mit ihr.
Die Kinder beobachteten sie gespannt. Die Katze rollte den Stein auf dem Boden entlang und lief ihm nach. Dann sprang sie zu der Pfeife zurück und blickte sie prüfend an, als erwartete sie, daß sie sich von selbst bewegen würde.
Wieder streckte sie eine Pfote aus und gab der Pfeife einen Schubs. Sie nahm sie zwischen die Vorderpfoten und warf sie in die Höhe. Schließlich gab sie ihr einen kräftigen Schlag mit der Pfote. Die Pfeife flog durch die Luft und fiel in der Nähe des Gitters zu Boden.
Die Kinder jubelten. Sofort nahm Dicki eine kleine Drahtrolle aus seiner Tasche, in der er die merkwürdigsten Dinge auf bewahrte. Er schnitt zwei gleich lange Stücke ab, drehte sie zusammen und machte an einem Ende eine kleine Schlaufe. Dann steckte er den Draht durch das Gitter.
Die anderen sahen ihm neugierig zu. Jetzt erreichte der Draht die Pfeife. Dicki versuchte geduldig, sie in die Schlaufe zu bekommen. Die Katze beobachtete jede Bewegung des Drahtes. Plötzlich berührte sie ihn spielerisch mit einer Pfote. Die Schlinge legte sich direkt über die Pfeife.
„Danke, Mieze”, rief Dicki. Vorsichtig
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