Geheimnis um eine siamesische Katze
versteckt
Flipp zog Luke in die Laube. „Luke! Was ist los? Bleibst du nicht beim Zirkus?”
„Nein. Ach, ich muß mich erst einmal setzen.” Luke ließ sich auf die Bank fallen. Die Geschwister nahmen rechts und links von ihm Platz. Betti schob ihre kleine Hand in seine große rauhe Tatze. Er drückte sie vorsichtig.
„Ich kann nicht beim Zirkus bleiben”, erklärte er. „Der Polizist war bei Onkel Jokel. Er erzählte ihm von der gestohlenen Katze und sagte, daß ich der Dieb sein müßte.”
„Da hat dein Onkel dich wohl fortgeschickt”, warf Flipp ein.
Luke nickte. „Verraten hat er mich aber nicht. Er sagte dem Polizisten, daß er mich schon wochenlang nicht gesehen hat und auch gar nicht sehen will. Trotzdem wird man den Zirkus wahrscheinlich nach Dunkelschön durchsuchen. Der Bobby denkt nämlich, sie ist dort irgendwo versteckt.”
„Nach dir werden sie auch suchen”, meinte Betti.
„Bestimmt. Mein Onkel wartete, bis der Bobby wieder fort war. Dann kam er zu mir und sagte, ich solle verschwinden. Er hat nichts dagegen, daß ich meinem Stiefvater fortlaufe. Aber er wolle mir nicht dabei helfen, der Polizei zu entwischen.”
„Du kannst unmöglich zu deinem Stiefvater zurückgehen”, sagte Flipp.
„Das will ich auch nicht. Ich habe keine Lust, mich halbtot schlagen zu lassen. Aber wo soll ich bleiben? Könnt ihr mir vielleicht etwas zu essen geben? Seit zwölf Uhr mittags habe ich keinen Bissen bekommen. Ich sterbe vor Hunger.”
„Armer Luke!” rief Betti mitleidig. „Warte, ich hol dir was. Ich habe eine Fleischpastete und eine Pflaumentorte in der Speisekammer gesehen.”
Sie wollte davoneilen. Aber Flipp hielt sie zurück.
„Mach keine Dummheiten, Betti. Was würde Mammi sagen, wenn die Pastete und die Torte plötzlich verschwunden wären? Wir können sie doch nicht belügen. Aber sie darf auch nicht erfahren, daß Luke hier war und die Sachen gegessen hat.”
„Was sollen wir Luke denn geben?” fragte Betti.
„Butterbrote. Das wird nicht weiter auffallen. Wir können auch ein paar Kekse aus der Keksdose nehmen. Und dann haben wir eine Menge Pflaumen und Pfirsiche.”
„Ja, das genügt vollkommen”, sagte Luke.
Betti lief in die Küche. Schnell raffte sie etwas Essen zusammen und brachte es in die Laube. Luke machte sich hungrig darüber her.
„Jetzt ist mir wieder besser”, sagte er schließlich. „Nichts kann den Menschen so elend machen wie Hunger.”
„Wo wirst du denn schlafen?” fragte Flipp.
„Keine Ahnung! Vielleicht irgendwo unter einer Hecke. Es wird wohl das beste sein, wenn ich auf die Wanderschaft gehe.”
„Tu das nicht”, bat Betti. „Du kannst ein paar Tage bei uns bleiben und hier in der Laube schlafen. Wir werden die Matratze von der Schaukel auf die Bank legen. Dann ist es nicht so hart.”
„Und dann bringen wir dir immer etwas zu essen”, fiel Flipp eifrig ein. „Das wird ein Spaß!”
„Ich will euch keine Scherereien machen”, sagte Luke unschlüssig.
„Aber es ist doch nichts dabei, wenn du eine Weile in unserem Garten bleibst”, entgegnete Flipp. „Vielleicht gelingt es uns bald, das Verschwinden von Dunkelschön aufzuklären. Dann kannst du wieder zu Frau Kendling zurückgehen, und alles ist wie früher.”
Betti stand auf. „Ich werde jetzt die Matratze holen.” Sie lief in den Garten hinaus. Allmählich hatten sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt, und sie fand sich gut zurecht. Flipp ging ihr nach. Gemeinsam trugen sie die Matratze in die Laube und legten sie auf die Bank. Dann holte Flipp eine alte Decke aus der Garage.
„Die Nacht ist warm”, sagte er zu Luke. „Du wirst nicht frieren. Morgen früh bringen wir dir dein Frühstück.”
„Wann kommt denn euer Gärtner?” fragte Luke ängstlich. „Hat er in der Nähe der Laube zu tun?”
„Er ist krank”, antwortete Flipp. „Sicherlich bleibt er noch ein paar Tage fort. Mammi ist schon ganz unglücklich. Im Gemüsegarten müßte dringend Unkraut gejätet werden. Sie sagt immer, Betti und ich sollen es machen. Aber wir hassen es, Unkraut zu jäten.”
„Dann bin ich hier sicher”, sagte Luke erleichtert. „Gute Nacht und vielen Dank.”
Die Geschwister schlichen aufgeregt ins Haus zurück. Was würden die anderen nur dazu sagen, daß Luke zurückgekehrt war! Sie würden natürlich sehr überrascht sein. Betti kuschelte sich zufrieden in ihrem Bett zurecht. Wie gut, daß sie Luke helfen konnten! Er war solch ein netter Junge und verdiente
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