Geheimnis um eine siamesische Katze
auf ihre „Indizien” hereingefallen.
Luke nahm die kleine Pfeife in die Hand und betrachtete sie. „Ja, die habe ich geschnitzt. Aber das ist schon lange her. Ich muß sie irgendwo im Garten verloren haben. Wie kann sie nur in den Käfig geraten sein?”
Die Kinder sprachen noch eine Weile über das geheimnisvolle Verschwinden von Dunkelschön. Wieder beteuerte Luke, niemand außer Fräulein Sitter und Frau Hillmann in der Nähe des Katzenhauses gesehen zu haben, während er dort arbeitete. Wie konnte Dunkelschön dann aber verschwinden? Es war und blieb ein Rätsel.
Alle fünf Kinder sparten etwas von ihrem Mittagessen für Luke auf. Gina wurde von ihrer Mutter dabei ertappt, wie sie ein Stück Torte in ihre Tasche stopfte.
„Gina!” rief die Mutter ärgerlich. „Warum steckst du die Torte in die Tasche?”
„Ach, wie dumm von mir!” Gina zog die Hand aus der Tasche und tat, als hätte sie die Torte für ihr Taschentuch gehalten.
„Bringst du etwa Essen für Dietrichs Hund beiseite?” fragte die Mutter streng. „Das erlaube ich auf keinen Fall. Der Hund ist schon viel zu fett.”
„Das finde ich auch”, antwortete Gina. „Ich denke nicht im Traum daran, ihn noch mehr zu mästen.”
Gemeinsam versorgten die Kinder Luke mit Nahrungsmitteln. Auch brachten sie ihm einen Eimer mit Wasser, Seife und ein Handtuch, damit er sich waschen konnte. Jeden Abend machten sie ihm ein Lager in der Laube zurecht. Zum Dank dafür arbeitete Luke im Gemüsegarten, wenn Frau Hillmann ausging. Er zog das Unkraut aus, begoß und pflegte die Pflanzen. Der Gemüsegarten lag ein Stück vom Haus entfernt. Niemand konnte ihn dort sehen.
„Ich muß mich doch irgendwie erkenntlich zeigen”, sagte er zu den Kindern. Sie fanden das sehr anständig von ihm und gewannen ihn immer lieber. Luke blieb drei Tage in dem Hillmannschen Garten. Danach ereignete sich wieder etwas.
Herr Grimm schöpft Verdacht
Als Frau Hillmann eines Tages in den hinteren Garten ging, machte sie große Augen. Wie sauber und gepflegt die Gemüsebeete aussahen! Freudig überrascht rief sie Flipp und Betti.
„Wie lieb von euch, hier alles so schön in Ordnung zu bringen, ohne ein Wort zu sagen! Ihr habt mir eine große Freude damit gemacht.”
Betti errötete. Sie wollte gerade sagen, daß sie den Garten gar nicht in Ordnung gebracht hatten. Aber Flipp blickte sie drohend an. Und da schwieg sie.
Auch Flipp war rot geworden. „Ein unverdientes Lob ist fast noch schlimmer als ein ungerechter Tadel”, dachte er bei sich. Aber er konnte die Sache nicht richtigstellen, ohne Luke zu verraten. Daher erwiderte er nichts, nahm sich jedoch vor, wirklich ein bißchen im Garten zu arbeiten. Dann brauchte er sich nicht zu sehr zu schämen.
Am nächsten Tag trafen die anderen Kinder die Geschwister beim Unkrautjäten an. Sie wollten kaum ihren Augen trauen.
Luke lachte. „Betti hat mehr Salatpflanzen als Unkraut ausgezogen. Aber das ist nicht weiter schlimm. Es sind immer noch genug Pflanzen übrig.”
Nachmittags traf Dicki den Polizisten auf der Straße. Herr Grimm hielt ihn an, zog ein schwarzes Notizbuch aus der Tasche und blätterte darin.
„Ich habe ein Wort mit dir zu reden, Dietrich”, sagte er streng.
„Das wird sich jetzt leider nicht machen lassen”, antwortete Dicki betont höflich. „Ich gehe nämlich mit Purzel spazieren.”
„Du bleibst hier, erwiderte Herr Grimm ärgerlich. „Ich habe dir etwas zu sagen.”
Dicki zuckte die Achseln. „Gewöhnlich sagen Sie doch nur ,weg da!’ zu mir. Sollte es heute etwa mal was anderes sein?”
„Nimm dich in acht!” rief Herr Grimm drohend. „Eines Tages wird man dich wegen Verächtlichmachung der Polizei zur Rechenschaft ziehen.”
„Wirklich?” fragte Dicki.
Nun hatte Herr Grimm die Seite in seinem Notizbuch gefunden, die er suchte. „Aha, hier steht es! Am fünften dieses Monats bist du zusammen mit den anderen vier Kindern in Faring gesehen worden. Dort habt ihr mit einem Mann namens Jokel gesprochen.”
„Stimmt”, sagte Dicki, der neugierig war, was weiter kommen würde.
„Antworte in höflichem Ton, wenn du mit einem Beamten sprichst!” fuhr Herr Grimm ihn an. Dicki blickte ihm unschuldig und ein wenig verwundert ins Gesicht. Herr Grimm hätte ihm am liebsten eine Ohrfeige gegeben. Der Junge hatte eine unverschämte Art, scheinbar höflich zu sein, die ihn rasend machte.
„Bitte sagen Sie mir jetzt, was Sie von mir wollen”, bat Dicki. „Ich muß gehen. Purzel wird
Weitere Kostenlose Bücher