Geheimnis um eine Tasse Tee
übrigen Schauspieler hatten lückenlose Alibis. Das von Alexander Grant hatten die Spürnasen allerdings nicht geprüft. Aber die Zeitung hatte einen Bericht über sein Konzert in Schafhausen gebracht. Wenn der Schauspieler dort aufgetreten war, konnte er nicht gleichzeitig in Peterswalde gewesen sein. Wer war also der Schuldige? Wer hatte das Safe aufgeschlossen und das Geld daraus gestohlen?
Ziemlich verzweifelt ging Dicki abends noch einmal zu Pippin. Der junge Polizist spazierte im Garten auf und ab und rauchte eine Pfeife.
„Gibt’s etwas Neues?” fragte Dicki. „Herr Grimm ist wohl fortgegangen.”
„Ja, Gott sei Dank! Den ganzen Tag ist er wie ein Wilder rumgesaust und hat mir nicht eine Minute Ruhe gegönnt. Jetzt ist er zum Theater gefahren, um Boysie noch einmal zu verhören. Ich fürchte, er wird ihm ein falsches Geständnis abpressen.”
„Hm. Und Zoe Markham? Hat er sie auch im Verdacht?”
„Ganz bestimmt. Es ist sehr belastend für sie, daß man das Taschentuch mit dem Buchstaben Z auf der Veranda gefunden hat.”
„Damit ist noch lange nicht bewiesen, daß sie am Freitag abend auf der Veranda gewesen ist”, entgegnete Dicki aufgebracht. „Das Taschentuch kann ja schon wer weiß wie lange dort gelegen haben.”
„Eben nicht! Herr Grimm hat festgestellt, daß die Veranda am Freitag nachmittag ausgefegt worden ist. Die Schauspielerin muß das Taschentuch also danach verloren haben.”
Dicki biß sich auf die Lippen. Wie dumm! Das hatte er nicht gewußt. Natürlich mußte Wegda nun glauben, Zoe habe sich durch die Veranda geschlichen und sei von Boysie ins Haus gelassen worden.
„Herr Grimm ist wütend, weil Zoe energisch bestreitet, daß ihr das Taschentuch gehört. Sie behauptet, es nie in ihrem Leben gesehen zu haben. Zu dumm, daß ausgerechnet Z darauf steht! Es gibt nur wenige Namen, die mit Z anfangen.”
Dicki stöhnte innerlich und hätte Pippin am liebsten sofort gestanden, daß er das Taschentuch und die übrigen „Indizien” auf die Veranda gelegt hatte. Falls Herr Grimm die beiden wirklich verhaftete, mußte er natürlich die Wahrheit sagen. „Rufen Sie mich bitte an, wenn Sie etwas Neues erfahren”, bat er Pippin.
Der Polizist nickte. „Das will ich gern tun. Was habt ihr denn inzwischen ausgekundschaftet? Ihr seid gewiß auch nicht faul gewesen.”
Dicki erzählte ihm, daß die Spürnasen alle Alibis geprüft und mit Ausnahme des von Zoe Markham für lückenlos befunden hatten. Er machte sich große Sorgen. Es durfte nicht geschehen, daß unschuldige Personen verhaftet wurden. Wenn sich doch nur ein kleiner Lichtstrahl in dem Dunkel zeigen wollte! Aber Dicki konnte keinen sehen.
Bedrückt ging er nach Hause. Später rief Rolf ihn an und fragte, ob es etwas Neues gäbe. Dicki erzählte ihm von seinem Gespräch mit Pippin.
„Was sollen wir denn nun machen?” fragte Rolf.
Dicki wußte es auch nicht. „Ich bin mit meinem Latein zu Ende”, bekannte er. „Eine schöne Detektivbande sind wir! Hoffnungslos steckengeblieben! Wenn wir nicht besser arbeiten können, werden wir den Bund der sechs Spürnasen auflösen müssen.”
„Laß uns morgen um zehn eine Versammlung abhalten!” schlug Rolf vor. „Wir wollen alles noch einmal genau durchsprechen. Kein Geheimnis ohne Aufklärung! Irgend etwas muß uns entgangen sein. Vielleicht finden wir es noch heraus.”
Am nächsten Morgen rief Pippin bei Dicki an. „Paß gut auf, Dietrich! Ich kann nur ganz kurz sprechen. Boysie hat Herrn Grimm gestern abend gestanden, daß er Zoe durch die Verandatür ins Haus gelassen hat. Dann hätten sie gemeinsam Tee gemacht, sagt er. Er habe dem Direktor die Tasse mit dem Schlafpulver gebracht und sei dann eingeschlafen. Zoe aber sei hinaufgegangen und habe das Safe ausgeraubt.”
Dicki war ganz entsetzt. „Aber Pippin, das ist bestimmt nicht wahr! Herr Grimm hat Boysie gezwungen, dieses Geständnis zu machen. Der Junge ist doch nicht normal und weiß nicht, was er sagt.”
„Ich glaube, du hast recht.” Pippin zögerte ein wenig.
„Eigentlich sollte ich dir das nicht erzählen – aber nach dem, was sich Herr Grimm hat entschlüpfen lassen, hat er Boysie das Geständnis tatsächlich abgepreßt. Der arme Junge! Ich bin leider machtlos und kann nicht gegen meinen Vorgesetzten angehen. Du bist der einzige, der noch etwas retten könnte. Kannst du nicht zu Inspektor Jenks gehen und ihm sagen, daß hier ein Irrtum vorliegt?”
„Ich habe ja keinen Beweis dafür!” erwiderte
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