Geheimnis um eine Tasse Tee
Dicki.
„Wenn ich wüßte, wer der Täter ist, und ihm Beweise dafür bringen könnte, wäre es etwas anderes. Ich werde jetzt zu den Spürnasen gehen und mich mit ihnen beraten. Wenn uns kein anderer Ausweg einfällt, fahre ich mit dem Rad nach Wehnstadt und spreche mit dem Inspektor.”
„Du solltest …” Pippin brach ab. Die Verbindung war getrennt. Sicherlich hatte er den Hörer aufgelegt, weil Herr Grimm ins Zimmer gekommen war. Dicki sank auf einen Stuhl. Armer Boysie! Arme Zoe! Was konnte er nur tun, um ihnen zu helfen?
Als Dicki bei den Hillmanns eintraf, waren die anderen Spürnasen schon versammelt. Er erzählte ihnen von Boysies Geständnis. Alle waren sehr bedrückt.
„Die Geschichte ist ernst”, sagte Rolf, „viel ernster als unsere früheren Geheimnisse. Was sollen wir nun machen, Dicki?”
Dicki zog sein Notizbuch hervor. „Wir wollen noch einmal die verdächtigen Personen und ihre Alibis durchgehen. Ich habe alles aufgeschrieben, was wir von dem Fall wissen, und werde es euch jetzt vorlesen. Hört gut zu und denkt – denkt – denkt – so scharf ihr könnt! Wir müssen eine wichtige Tatsache übersehen haben. Irgend etwas stimmt hier nicht! Wahrscheinlich ist die Lösung weithin sichtbar – wir sehen sie nur nicht.”
Er begann seine Notizen vorzulesen – die Liste der verdächtigen Personen – ihre Alibis – die Prüfung der Alibis – Boysies Schilderung vom Freitag abend – die Schilderung des Direktors und was er sonst noch über den Fall aufgeschrieben hatte. Er las langsam und deutlich, und die Spürnasen hörten aufmerksam zu. Sogar Purzel saß mäuschenstill da und spitzte die Ohren.
Nachdem Dicki zu Ende gelesen hatte, entstand ein langes Schweigen.
„Ist jemand von euch etwas eingefallen?” fragte Dicki schließlich in hoffnungslosem Ton.
Da alle die Köpfe schüttelten, klappte er sein Notizbuch zu. „Schluß! Aus!” rief er bitter. „Wir sind geschlagen. Die beiden verdächtigen Personen, auf denen ein Verdacht haftenbleibt – Boysie und Zoe –, können das Verbrechen nicht begangen haben, weil sie gar nicht dazu fähig sind. Und die anderen, die es vielleicht getan haben könnten, besitzen lückenlose Alibis. Wer also hat dem Direktor die Tasse Tee gebracht und ihn dann bestohlen?”
„Man könnte fast denken, daß es jemand gewesen ist, der sich Boysies Katzenfell angezogen hatte”, meinte Betti.
Die anderen lachten sie aus. „So was Albernes!” sagte Flipp, und Betti errötete.
Dicki aber benahm sich plötzlich ganz sonderbar. Er starrte Betti mit offenem Mund an. Dann schlug er ihr auf die Schulter, sprang auf und hopste wie ein Wilder im Zimmer herum. Sein Gesicht glänzte, als befände er sich im siebenten Himmel.
„Betti!” schrie er endlich, nach Atem ringend. „Gute, kluge Betti! Du hast es erraten, du hast das Rätsel gelöst. Du müßtest Führer der sechs Spürnasen werden, Betti. Oh, warum bin ich nicht schon früher darauf gekommen!”
Die anderen sahen ihn ganz verständnislos an. „Bist du verrückt geworden?” fragte Flipp etwas ärgerlich.
„Warum soll Betti plötzlich so furchtbar klug sein? Das verstehe ich nicht.”
„Ich auch nicht”, fiel Rolf ein. „Setz dich hin und sag, was los ist.”
Dicki setzte sich neben Betti. Strahlend legte er die Arme um sie und drückte sie an sich. „Unsere gute Betti! Sie hat Boysie und Zoe gerettet.”
„Erkläre uns jetzt endlich, was du damit meinst!” rief Flipp ungeduldig.
Dicki ließ Betti los. „Ihr habt doch selber gehört, was Betti soeben gesagt hat. ,Man könnte fast denken, daß es jemand gewesen ist, der sich Boysies Katzenfell angezogen hatte.’ Na? Geht euch noch immer kein Licht auf?”
„Ah, ich beginne zu begreifen”, sagte Rolf langsam.
„Aber du scheinst schon klarer zu sehen. Erzähle uns, was du im Sinn hast.”
„Das ist doch ganz einfach. Paßt auf! Boysie bestreitet, dem Direktor die Tasse Tee gebracht zu haben. Der Direktor jedoch behauptet, er hätte es getan; er könne sich unmöglich täuschen, da Boysie ja das Katzenfell angehabt habe. Tatsächlich hat ihm auch ein Mensch, der mit dem Katzenfell bekleidet war, den Tee gebracht. Aber der Direktor hat ja nicht gesehen, wer in dem Fell drinsteckte. Wie kann er also wissen, daß es Boysie war?”
Die anderen hörten schweigend zu und machten große Augen.
„Und es war nicht Boysie!” fuhr Dicki triumphierend fort. „Soll ich euch sagen, was am Freitag abend geschehen ist?”
„Ja,
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