Geheimnis um eine Tasse Tee
den Hörer hin. Wenn Boysie nun aus Angst und Verzweiflung gestand, den Diebstahl begangen zu haben? Falls er ein falsches Geständnis ablegte, würde der wirkliche Übeltäter ungestraft davonkommen.
Er rief Rolf an und erzählte ihm, was er von Zoe erfahren hatte.
„Wir müssen unbedingt noch heute feststellen, ob John James am Freitag tatsächlich im Kino gewesen ist. Das Wetter ist herrlich. Wollen wir nicht zum Mühlenberg gehen und dort picknicken? Auf diese Weise könnten wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.”
Rolf war sofort mit dem Vorschlag einverstanden. Dicki rief auch Flipp an und sagte ihm, daß er um drei mit Betti zur Fähre kommen solle. Außerdem beauftragte er ihn, noch einmal mit Kitti über den Film am Freitag zu sprechen. „Frage sie, wie oft er gerissen ist, an welchen Stellen und um wieviel Uhr. Schreibe dir alles auf; es kann sehr wichtig sein. John James ist unsere letzte Hoffnung. Alexander Grant kommt ja nicht als Täter in Frage, da ihn über hundert Leute gesehen haben.”
Um drei Uhr trafen sich die Kinder mit Picknicktüten beladen an der Fähre. Flipp trug außerdem noch eine Decke. „Mammi wollte durchaus, daß ich sie mitnehme”, maulte er. „Sie sagte, der Boden sei noch feucht. Ihr seid gut dran; eure Mütter kümmern sich nicht um solche Sachen.”
„Meine Mutter kümmert sich dafür um andere Dinge”, erwiderte Dicki. „Und die Mutter von Gina und Rolf findet wieder anderes wichtig. Brumme nicht, alter Knabe! Es ist kein Unglück, auf einer Decke zu sitzen.”
Betti stimmte ihm sofort zu. „Manche Mütter kümmern sich überhaupt nicht darum, was ihre Kinder tun. Aber das kommt nur daher, weil sie sich nichts aus ihnen machen. Mammi soll nur so bleiben, wie sie ist.”
„Da kommt die Fähre!” rief Dicki. „Ich werde für alle bezahlen. Es kostet nur ein paar Pfennige.”
Behende sprangen die Kinder in das Boot. „Haben Sie heute nachmittag schon jemand hinübergebracht?” fragte Dicki den Fährmann.
Der Mann schüttelte den Kopf. „Nein. Es ist ja auch noch früh.”
„John James ist noch nicht drüben”, sagte Dicki zu den anderen. „Wir werden oben auf ihn warten.”
Nachdem der Fährmann sie am anderen Ufer abgesetzt hatte, gingen sie über eine Wiese und kletterten dann den Berg hinauf. Die Kinder setzten sich auf einen Platz, von wo sie die Fähre sehen konnten.
„Wir wollen aufpassen, wann das Boot wieder rüberfährt”, sagte Dicki. „Vielleicht können wir John James erkennen. Er ist ziemlich dick.”
Die Frühlingssonne brannte heiß. Ein leichter Wind fuhr durch die blühenden Himmelsschlüsselchen. Es war wunderschön oben auf dem Hügel. Rolf streckte sich gähnend aus. „Schaut ihr nur nach J. J. aus. Ich werde unterdessen ein Schläfchen machen.”
Aber nach kurzer Zeit stieß Dicki ihn an. „Wach auf, Rolf! Kannst du erkennen, ob der Mann auf der anderen Seite John James ist?”
Rolf, der sehr scharfe Augen hatte, richtete sich auf und spähte über den Fluß hinüber. „Ja, er muß es sein. Hoffentlich kommt er hierher! Ich habe keine Lust, stundenlang hinter ihm herzulaufen.”
Die Kinder beobachteten, wie der Mann ins Boot stieg, übergesetzt wurde und dann am anderen Ufer an Land ging. Ja, es war John James, und er nahm denselben Weg, den die Kinder gegangen waren.
Dicki stand auf. „Wir wollen ein bißchen herumwandern und sehen, wohin er sich setzt. Und dann setzen wir uns in seine Nähe.”
„Wie sollen wir sein Alibi denn nun prüfen?” fragte Flipp.
„Das überlaß nur mir. Ich werde die Unterhaltung einleiten. Dann kommt ihr mir zu Hilfe und stellt harmlos klingende Fragen.”
Die fünf Kinder schlenderten umher, pflückten Blumen und hielten dabei ein wachsames Auge auf John James, der langsam den Berg heraufkam. Er suchte sich einen geschützten Platz neben einem Busch, legte sich ins Gras und blickte träumerisch über den Fluß.
Dicki näherte sich ihm unauffällig. „Hier ist ein guter Platz!” rief er den anderen zu. „Bringt mal die Decke her!” Dann wandte er sich höflich an den Schauspieler.
„Stört es Sie, wenn wir uns hierhersetzen?”
John James hob ein wenig den Kopf. „Wenn ihr nicht gerade einen entsetzlichen Radau macht, stört’s mich nicht. Aber ihr seht ja wie guterzogene Kinder aus.”
Dicki winkte die andern herbei, und sie breiteten Flipps Decke auf dem Boden aus. Der Schauspieler steckte sich eine Zigarette in den Mund. Dann klopfte er suchend seine Taschen ab.
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