Geheimnis um einen nächtlichen Brand
Herr Piek?” fragte Rolf aufhorchend.
„Er war bei Herrn Schluck angestellt – eine Mischung von Diener und Sekretär. Aber er ist fort. Am Tage des Brandes hat er das Haus verlassen.”
„Warum denn?” fragte Rolf.
„Herr Schluck hat ihn rausgeschmissen. Er gab ihm sein Geld, und Piek mußte sofort gehen. Die beiden hatten einen mächtigen Krach miteinander.”
„Weswegen?”
„Ach, Herr Schluck hatte entdeckt, daß Piek manchmal seine Kleider trug. Die beiden sind gleich groß. Piek wollte immer so ein bißchen was Besseres sein. Ich sah ihn einmal in Herrn Schlucks dunkelblauem Anzug einherstolzieren. Auch seinen blauen Schlips mit den roten Punkten hatte er umgebunden und sogar den Stock mit dem goldenen Knauf in der Hand.”
„Das ist ja allerhand!” rief Dicki. „Kein Wunder, daß Herr Schluck ihn rauswarf, als er dahinter kam. War Piek sehr aufgeregt?”
„Das kann man wohl sagen. Er beschwerte sich bitter bei mir und schimpfte wie ein Rohrspatz. Wenn Herr Schluck gehört hätte, was er alles über ihn gesagt hat! Ihm müssen schön die Ohren geklungen haben! Um elf Uhr vormittags ging Piek nach Hause. Seine Mutter wohnt im nächsten Dorf. Sie war bestimmt sehr erstaunt, als er plötzlich mit all seinen Sachen angerückt kam.”
Rolf und Dicki dachten beide dasselbe. Das sah ja ganz so aus, als wäre Piek der Brandstifter. Sie mußten herausbekommen, was er gestern abend gemacht hatte.
Plötzlich rief eine ärgerliche Stimme aus dem Wohnhaus: „Thomas, ist der Wagen noch nicht fertig? Mit wem quasselst du da schon wieder? Ich bezahle dich nicht fürs Faulenzen.”
„Das ist Herr Schluck”, sagte Thomas leise. „Verschwindet jetzt lieber. Und Dank für eure Hilfe.”
Die Jungen warfen noch schnell einen Blick zu dem Fenster hinauf, an dem Herr Schluck stand. Er hielt eine Tasse in der Hand und machte ein wütendes Gesicht.
„Herr Schluck auf Touren”, bemerkte Rolf grinsend.
„Ein richtiger Schluckauf.”
Dicki kicherte. „Wir wollen ihn Schluckauf nennen. Haben wir nicht allerlei erfahren? Ich wette, Piek hat das Gartenhaus angesteckt.”
„Ich bin neugierig, wie Gina und Flipp vorwärtskommen”, sagte Rolf, während sie den Fahrweg hinuntergingen. „Mir scheint, ich höre ihre Stimmen. Sicherlich bringen sie nicht solch aufregende Nachrichten mit wie wir.”
Frau Mint redet wie ein Wasserfall
Als Gina und Flipp vor Herrn Schlucks Gartentor standen und beratschlagten, wie sie ihren Besuch bei Frau Mint erklären sollten, ertönte plötzlich in ihrer Nähe ein klägliches Miauen.
„Hast du das gehört?” fragte Gina.
Die Kinder blickten sich suchend um. Wieder vernahmen sie das Miauen, das wie ein Hilferuf klang. Da entdeckten sie auf einem Baum ein schwarzweißes Kätzchen, das sich verstiegen hatte und weder vorwärts noch rückwärts konnte.
„Sieh nur, Flipp, das Kätzchen kann nicht runter”, sagte Gina mitleidig. „Klettere rasch hinauf und hol es.”
Im Nu war Flipp auf dem Baum und reichte Gina das kleine Wesen, das sich sogleich an das Mädchen schmiegte.
Gina streichelte es zärtlich. „Wem mag es wohl gehören?”
„Wahrscheinlich Frau Mint”, antwortete Flipp, ohne zu zögern. „Du, das ist ein wundervoller Anlaß, um sie aufzusuchen und auszufragen.”
„Ja, du hast recht.”
Entschlossen gingen die beiden auf das Haus zu und bogen zum Kücheneingang ab, der sich auf der linken Seite befand. Ein Mädchen von ungefähr sechzehn Jahren fegte den Hof. Aus der Küche hörte man die Stimme einer Frau. Sie redete, ohne die kleinste Pause zu machen.
„Laß aber nicht wieder so viel Papier auf dem Hof rumliegen, Lilli. Neulich fand ich eine halbe Zeitung, eine zerbrochene Flasche und sonst noch allerlei Gerümpel dort, nachdem du gefegt hattest. Warum hat deine Mutter dich bloß nicht gelehrt, wie man fegt, Staub wischt und backt? Heutzutage überlassen die Frauen die Erziehung ihrer Kinder fremden Leuten. Ich habe genug mit Herrn Schluck zu tun, der solch ein schwieriger Sonderling ist, und kann unmöglich noch auf ein faules Ding wie dich aufpassen.”
Das Mädchen ließ sich nicht im mindesten durch diese Predigt stören, sondern fegte gleichmütig weiter, so daß der Staub vor ihr aufwirbelte.
„Guten Tag”, sagte Flipp zu ihr. „Gehört dieses Kätzchen hierher?”
„Frau Mint!” rief das Mädchen. „Hier kommen zwei Kinder mit dem Kätzchen.”
Frau Mint, klein, rundlich und kurzatmig, erschien in der Küchentür. Sie hatte die
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