Geheimnis um einen nächtlichen Brand
Ärmel ihrer Bluse bis über die Ellenbogen hochgekrempelt. Ihre dicken weißen Arme sahen wie zwei Nudelrollen aus.
„Wir haben dieses Kätzchen auf einem Baum gefunden”, sagte Flipp, während Gina das Tier hochhielt.
Frau Mint nahm es ihr ab und drückte es gegen ihre Wange. „Wo hast du dich wieder rumgetrieben, du kleiner Ausreißer? Herzlieb, Herzlieb, hier ist dein Kleines. Warum paßt du nicht besser auf deine Kinder auf?”
Eine große schwarzweiße Katze kam langsam aus der Küche stolziert und blickte zu dem Kätzchen empor. Das Kätzchen miaute und wollte hinunterspringen.
„Hier hast du es wieder”, sagte Frau Mint, es auf den Boden setzend. Das Tierchen lief zu der Alten hin, und sie stubste es in die Küche.
„Es sieht genauso wie die Mutter aus”, sagte Gina.
„Sie hat noch zwei andere”, erzählte Frau Mint. „Kommt rein und seht sie euch an. Es sind süße Dinger. Hunde kann ich nicht leiden. Aber Katzen finde ich wonnig.”
Gina und Flipp traten in die Küche. Die Katze sprang in einen Korb und leckte ihre drei schwarzweißen Jungen, die einander glichen wie ein Ei dem anderen.
„Darf ich ein wenig mit ihnen spielen?” fragte Gina, die einen Vorwand suchte, um noch ein Weilchen bei Frau Mint bleiben zu können.
„Gewiß, Kind, du störst mich nicht.” Frau Mint stellte eine Büchse mit Mehl auf den Tisch, denn sie wollte gerade Pasteten backen. „Wo wohnt ihr denn?”
„Nicht weit von hier in derselben Straße”, antwortete Flipp. „Wir haben auch das Feuer bei Ihnen gesehen.”
Diese Bemerkung genügte, um Frau Mint in Fahrt zu bringen. Sie stemmte die Hände in die Hüften und schüttelte so heftig den Kopf, daß ihre fetten Wangen bebten.
„Das war ein schöner Schreck! Himmel! Als ich sah, was los war, wurde ich ganz schwach in den Knien. Man hätte mich mit einer Feder zu Boden schlagen können.”
Die Kinder dachten, daß nur ein Schlag mit einer Eisenstange die dicke Köchin zur Strecke bringen könnte. Sie erwiderten jedoch nichts. Gina streichelte die Kätzchen, während Frau Mint weitersprach und ihre Pastete dabei vollkommen vergaß.
„Ich saß gerade mit meiner Schwester hier in der Küche und trank eine Tasse Kakao”, erzählte sie. „Wir unterhielten uns über alles mögliche. Ich war hundemüde, weil ich die Speisekammer saubergemacht hatte, und daher froh, meine alten Knochen ein wenig ausruhen zu können. Da sagte meine Schwester plötzlich zu mir: Maria, es riecht angebrannt.”
Die Kinder hingen wie gebannt an Frau Mints Lippen. Sie freute sich offenbar darüber, so aufmerksame Zuhörer zu haben, und fuhr fort: „Ich sagte zu Hanna – so heißt meine Schwester: ,Angebrannt? Hoffentlich ist es nicht die Suppe.’ Da sagte Hanna: ,Nein, Maria, da muß irgendwo was brennen.’ Und als wir dann aus dem Fenster guckten, sahen wir hinten im Garten Feuer.”
„Da haben Sie gewiß einen großen Schreck bekommen”, warf Gina ein.
Frau Mint nickte. „Ich sagte zu meiner Schwester: Ach herrje! Ich glaube, das Gartenhaus brennt. Das hat uns bloß noch gefehlt, sagte ich. Was für ein Tag das heute ist! Zuerst wird Herr Piek mit Krach aus dem Haus geschmissen. Dann kommt Herr Rüchlein zu Herrn Schluck, und die beiden gehen wie die Kampfhähne aufeinander los. Dann erwischt Herr Schluck einen Landstreicher beim Eierstehlen. Und nun muß es zu allem Unglück auch noch brennen.”
Gina und Flipp staunten. Das waren ja aufregende Neuigkeiten! An dem Tage des Brandes schien bei Herrn Schluck allerlei los gewesen zu sein.
„Wer ist denn Herr Piek?” fragte Flipp.
„Er war der Diener und Sekretär von Herrn Schluck. Ein aufgeblasener Laffe! Ich habe nie was für ihn übrig gehabt und bin froh, daß er fort ist. Es würde mich nicht wundern, wenn er das Haus angesteckt hätte.”
In diesem Augenblick trat Lilli in die Küche. „Dazu ist Herr Piek ein viel zu feiner Mensch”, sagte sie, während sie den Besen in eine Ecke stellte. „Ich wette, es war Herr Rüchlein.”
Die Kinder kicherten. „Ist das wirklich sein richtiger Name?” fragte Flipp.
„Ja, natürlich”, antwortete Frau Mint. „Er ist ein furchtbar schmutziger, völlig verwahrloster Mensch. Was für eine Haushälterin der wohl haben muß! Sie denkt überhaupt nicht daran, seine Sachen in Ordnung zu halten. Immer läuft er mit zerrissenen Strümpfen und fleckigen Kleidern umher, und sein Hut wird offenbar niemals abgebürstet. Dabei ist er ein gelehrter Mann und weiß mehr von
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