Geheimnis um einen roten Schuh
rief Gina aufgeregt. „Wegda kocht vor Wut. Er hat einen Beutel mit Puppenkleidern gefunden und denkt wohl, du hättest ihn damit angeführt.”
Herr Grimm rächt sich
Dicki war sehr erstaunt. Ein Beutel mit Puppenkleidern! Wie mochte er in den Fluß geraten sein? Natürlich hatte Herr Grimm den falschen Sack erwischt.
„Es ist wohl am besten, ich verstecke mich in Pieters Schuppen”, sagte er. „Ich möchte gern sehen, was Wegda tut, wenn er an Land kommt, will ihm aber lieber nicht begegnen.”
Schnell schlüpfte er in den großen dunklen Schuppen und setzte sich auf ein umgekipptes Boot. Die anderen Kinder gingen zum Wasser zurück und beobachteten Herrn Grimm. Auch der Mann mit der Narbe im Gesicht beobachtete ihn interessiert. Er hatte den Bootshaken zurückgegeben und hielt nur noch den Eimer mit den Wasserpflanzen in der Hand.
Herr Grimm ruderte ans Ufer und kletterte eilig aus dem Boot, so daß es gefährlich schwankte. Dann nahm er den nassen Beutel mit den Kleidern heraus. „Wo ist euer dicker Freund?” fuhr er die Kinder an.
„Was für ein dicker Freund?” fragte Rolf mit unschuldiger Miene.
„Du weißt sehr gut, wen ich meine”, sprudelte der Polizist ärgerlich hervor.
Pieter, der noch immer an seinem Boot malte, sah lächelnd von seiner Arbeit auf. „Dietrich ist im Schuppen”, sagte er. „Was wollen Sie denn von ihm?”
Herrn Grimms Gesicht leuchtete auf. „Im Schuppen? Ha, jetzt soll er was erleben!” Mit langen Schritten eilte er zum Schuppen und schrie, er werde dem Bengel die nassen Kleider in den Hals stopfen, so daß er daran ersticken müsse.
Dicki wurde völlig ahnunglos überrascht. Rolf rief ihm noch eine Warnung zu, aber es war zu spät. Schon hatte sich Herr Grimm auf Dicki gestürzt. Er packte ihn mit eisernem Griff am Kragen, riß ihm das Hemd auf und begann ihn mit den nassen Sachen vollzustopfen.
Dicki rang keuchen nach Luft, wand sich wie wild und versuchte nach Kräften, den feuchten Angriff abzuwehren, konnte aber gegen den starken Polizisten nichts ausrichten. Schließlich rollte er von dem Boot auf die Erde. Herr Grimm warf sich über ihn, so daß ihm fast der Atem verging, und steckte erbarmungslos ein Kleidungsstück nach dem andern unter sein Hemd. Die dunkelblauen Hosen, die kleine rote Jacke, die Söckchen, die Kappe, die roten Schuhe – alles verschwand nach und nach.
Die anderen Kinder waren Herrn Grimm hastig nachgelaufen, um Dicki beizustehen. Rolf und Flipp zogen ihn an den Beinen, Gina und Betti trommelten mit den Fäusten auf seinen Rücken, aber er merkte es kaum. Als Pieter den Lärm hörte, kam er herbei und sah der wilden Rauferei fassungslos zu. Auch der Mann mit den Wasserpflanzen fand sich ein. Er beobachtete alles mit wachen Augen.
Endlich stand Herr Grimm auf und sah zufrieden auf Dicki hinunter, der feucht und geschlagen zu seinen Füßen lag.
„Jetzt hast du einmal bekommen, was du schon lange verdient hättest”, stieß er keuchend hervor. „Nun wirst du deine Nase wohl nicht mehr in Dinge stecken, die dich nichts angehen. Alte Puppenkleider in einen Sack zu stecken und so zu tun, als wärst du ein alter Mann mit gestohlenen Sachen! Ah, jetzt hab’ ich’s dir mal gegeben!”
Pieter war ganz entsetzt. „Aber Herr Grimm, Sie als Polizist dürfen so etwas doch nicht machen! Und dazu noch mit einem Jungen!”
„Was geht Sie das an? Der Bengel wird sich schon nicht über mich beschweren, und falls er es doch tut, werde ich mich ebenfalls über ihn beschweren. Aber er wird es nicht tun, weil er ein schlechtes Gewissen hat.”
„Herr Grimm!” Dicki richtete sich auf und versuchte so würdig wie möglich auszusehen, während ihm die nassen Sachen aus dem Hemd guckten. „Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß ich Sie nicht mit diesen Kleidern angeführt habe. Ich sehe sie zum erstenmal. Sie schulden mir Genugtuung, Herr Grimm!”
„Ich schulde dir eine ganze Menge, aber keine Genugtuung! Du hast die Sachen in den Sack gesteckt, um mich anzuführen. Den halben Vormittag habe ich deswegen versäumt. Behalte deine Puppenkleider oder gib sie den Mädchen zurück, von denen du sie bekommen hast.”
Mit einem besonders wohlgelungenen Schnaufen schritt Herr Grimm aus dem Schuppen. An der Tür stieß er mit dem Narbenmann zusammen.
„Entschuldigen Sie bitte”, sprach der Mann ihn an.
„Können Sie mir wohl sagen …”
Herr Grimm schob ihn knurrend beiseite. In diesem Augenblick fühlte er sich über alle Welt erhaben. Sogar
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