Geheimnis um einen unsichtbaren Dieb
nicht”, antwortete Flipp.
Der Angler saß unbeweglich da und drehte den Kopf nicht mehr zum Ufer hin. Nach einer Weile hustete er.
„Der Husten ist gut”, sagte Flipp laut; aber der Angler rührte sich nicht.
„Pst!” machte Rolf. Jeder echte Angler wäre nun ärgerlich geworden und hätte die Kinder verscheucht. Der Mann in dem Boot schwieg jedoch beharrlich. Es mußte Dicki sein.
„Sei doch nicht blöd!” rief Flipp ihm zu.
„Wir haben dich entdeckt”, sägte Gina.
Der Angler sah weiter starr auf seinen Schwimmer und rührte sich nicht. Schließlich wurde es den Kindern langweilig. „Wir wollen nach Hause gehen und nach dem Essen wieder zurückkommen”, schlug Rolf vor, und die anderen waren sofort einverstanden.
Als die Kinder nachmittags wieder zum Fluß kamen, lag das Boot nicht mehr an seiner alten Stelle. „Es ist dort am Ufer”, sagte Gina. „Und der Angler sitzt im Gras und ißt ein Butterbrot. Kommt, jetzt können wir mit ihm sprechen.”
Sie gingen zu dem Angler und setzten sich schweigend neben ihn. Er warf einen Blick auf sie und verschluckte sich.
„Oh!” rief Rolf. „Nun, schon viele Fische gefangen?”
„Nein”, antwortete der Angler mit sonderbar gepreßter Stimme. Dann stand er auf und ging schnell zu seinem Boot.
„Pst!” machte Rolf. Doch der Angler nahm keine Notiz von ihm, sondern kletterte so hastig in das Boot, daß es gefährlich schaukelte. Rolf wollte ihm zu Hilfe kommen und Dicki bei der Gelegenheit etwas zuflüstern, als Betti plötzlich nach seinem Arm griff und ihn zurückhielt. Er sah sie überrascht an. Sie schüttelte heftig den Kopf und zeigte mit großen ängstlichen Augen auf die Stiefel des Anglers. Sie waren sehr groß – und seine haarigen Hände ebenfalls.
Rolf fuhr zurück. Um Himmels willen, das war ja gar nicht Dicki! Aber wer war es dann? Und warum hatte der Mann sich so merkwürdig benommen?
„Große Füße – große Hände!” flüsterte Betti ihm zu.
„Es ist der Dieb. Er muß es sein! Darum wollte er uns durchaus loswerden. Er hat Angst, daß wir auf seiner Spur sind.”
Der Angler hatte sein Boot inzwischen ins Wasser geschoben und sich mit dem Rücken zu den Kindern hingehockt. Sie starrten ihn eine Weile schweigend an. Wie hatten sie nur glauben können, daß dieser Mann Dicki wäre?
„Was sollen wir jetzt machen?” fragte Gina leise. „Wir müssen Dicki finden. Aber wo steckt Dicki? Der Dieb darf uns auf keinen Fall entwischen. Oh, wo kann Dicki nur sein?”
Ein Telefonanruf
Rolf dachte angestrengt nach, was zu tun sei. Er war ja der Anführer der Spürnasen, wenn Dicki nicht da war.
„Ich weiß, was wir machen”, sagte er schließlich. „Betti und Flipp bleiben hier sitzen und behalten den Dieb im Auge. Unterdessen gehen Gina und ich Dicki suchen. Er hat gesagt, daß er in der Nähe der Villa Frinton sein werde; also ist er auch hier.”
Alle waren mit Rolfs Vorschlag einverstanden. Betti und Flipp setzten sich am Ufer ins Gras, und die beiden anderen gingen fort. Als der Angler ihre Schritte hörte, drehte er sich verstohlen um.
„Er hat sich umgesehen”, flüsterte Betti. „Sicherlich wollte er sehen, ob wir fort sind. Dann wäre er bestimmt ans Ufer gerudert und weggelaufen.”
Bald wurde es den Geschwistern recht langweilig, den Angler zu beobachten. Er fing keinen einzigen Fisch, sondern saß nur da und schien zu schlafen. Aber er schlief nicht. Nach einer Weile hustete er; es war ein tiefer hohler Husten, wie Betti erschrocken bemerkte. „Hast du das gehört?” wisperte sie. „Bestimmt ist er der Dieb. Es klang genauso, als ob ein Schaf hustet – wie Frau Williams gesagt hat. Vielleicht hustet er noch einmal.”
Der Angler hustete nicht mehr, sondern sank in sich zusammen, als ob er schliefe. Aber jedesmal, wenn er Schritte am Ufer hörte, drehte er sich um.
Viele Menschen kamen nicht vorbei. Der Postbote radelte am Ufer entlang. Danach erschien laut pfeifend ein Telegrafenjunge auf seinem Rad und fuhr zur Villa Frinton. Der Angler warf ihm einen durchdringenden Blick zu. Auch Betti und Flipp musterten ihn scharf, weil sie dachten, es könnte vielleicht Dicki sein. Aber der Junge war zu dünn. Wenn Dicki sich auch noch so gut zu maskieren verstand, dünner konnte er sich nicht machen. Nach einer Weile ging eine Frau mit einem Kinderwagen vorüber, und dann kam der kleine Bäcker mit seinem Brotkorb anstolziert.
Er erkannte die beiden Kinder sofort wieder und begrüßte sie mit seiner drolligen
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