Geheimnis um einen unsichtbaren Dieb
und den vorstehenden Augen.”
Einen Augenblick starrten ihn die anderen verständnislos an. Doch dann ging ihnen ein Licht auf. Rolf sank auf eine Bank, weil ihm plötzlich die Knie weich wurden.
„Willst du etwa sagen, daß der Angler in dem Boot – Wegda war?”
„Natürlich! Ich begreife nicht, wie ihr auf seine alberne Verkleidung reinfallen konntet. Und ihr wollt Spürnasen sein? Ihr hättet doch sofort sehen müssen, daß Wegda hinter der auffallenden Maskierung steckte. Statt dessen habt ihr ihn für den Dieb gehalten.”
„O Dicki, das ist meine Schuld!” rief Betti fast schluchzend. „Ich sah seine großen Füße und Hände – und da dachte ich –”
„Du Schuft hast zu uns gesagt, wir sollten Wegcia anrufen!” fiel Gina entrüstet ein. „Und wir haben es auch wirklich getan und ihm sein eigenes Aussehen beschrieben.”
Dicki lachte ungerührt. „Das geschieht euch ganz recht. Warum macht ihr die Augen nicht besser auf? Feine Detektive seid ihr, das muß ich sagen! Ihr sucht einen Dieb und verdächtigt den einzigen Polizisten des Ortes, der sich maskiert hat.”
„Kein Wunder, daß er den Hörer wütend auf die Gabel geschmissen hat! Womöglich geht er nun zu unseren Eltern und beschwert sich über uns.”
„Das wird er bestimmt nicht tun. Wenn er glaubt, daß ihr ihn nicht erkannt habt, wird er stolz sein, euch getäuscht zu haben. Wenn er aber glaubt, daß ihr ihn durchschaut habt und am Telefon nur verulken wolltet, wird er sich ziemlich dumm vorkommen und keinem Menschen ein Wort davon erzählen.”
„Aber er wird uns jetzt nicht besonders grün sein”, meinte Flipp.
„Das ist er niemals gewesen. Übrigens war ich recht überrascht, als ich ihn heute morgen am Fluß sah. Natürlich habe ich ihn sofort erkannt.”
„Natürlich!” rief Rolf halb ärgerlich und halb bewundernd.
„Bestimmt wollte er ebenso wie wir Villa Frinton beobachten. Und nun wird er sicherlich auch Haus Stock aufs Korn nehmen. Wenn ich nur wüßte, wo das ist!”
„Ob es überhaupt Zweck hat, die Häuser zu beobachten?” fragte Rolf.
„Nein, viel Zweck hat es wohl nicht”, antwortete Dicki nach kurzem Überlegen. „Aber wir dürfen kein Indiz unbeachtet lassen, sonst stellt sich nachher bestimmt heraus, daß es das einzige war, das zu einer Lösung führen konnte. Etwas habe ich heute nachmittag übrigens erfahren, bevor Gina und Rolf zu mir kamen.”
„Was denn?” fragte Rolf neugierig. „Du bist wirklich ein Glückspilz, Dicki. Wenn es überhaupt etwas zu erfahren gibt, erfährst du es todsicher.”
„Ach, es war reiner Zufall. Nachdem ich schon wer weiß wie lange auf meinem Platz gesessen hatte, kam eine Malerin vorbei. Sicherlich habt ihr sie auch gesehen. Gerade in dem Augenblick wurde mir von einem Windstoß mein Hut vom Kopf geweht, und sie hob ihn auf. Ich knüpfte sofort ein Gespräch mit ihr an und erfuhr, daß sie in Villa Frinton wohnt.”
„Und da hast du wahrscheinlich ganz unauffällig ein paar Fragen an sie gestellt.”
„Erraten! Sie erzählte mir, daß der einzige Mann, der in Villa Frinton wohnt, sehr lange krank gewesen ist und gestern zum erstenmal wieder aufstehen durfte. Er kommt also nicht als Täter in Frage, denn der Dieb muß sehr flink und behende sein.”
„Dann hast du deine Zeit wenigstens nicht ganz umsonst am Fluß zugebracht”, meinte Flipp.
„Na, ihr habt eure Zeit ja auch nicht verschwendet!”
Dicki begann wieder zu lachen. „Ach, du lieber Himmel! Wenn ich nur nicht heute abend beim Essen daran denke, wie ihr Wegda angerufen habt! Ich würde mich bestimmt verschlucken.”
„Ich habe Hunger”, sagte Betti.
„Du hast doch erst vor kurzem Eis gegessen”, erwiderte Flipp.
„Eis ißt man nicht, man schluckt es nur herunter. Laßt uns schnell nach Hause gehen, sonst bekommen wir nichts mehr zum Tee.”
„Ich lade euch alle zu Tee und Kuchen ein!” Dicki zog eine Handvoll Kleingeld aus der Tasche und zählte es.
„Ja, es reicht. Kommt, wir gehen zu Oliver und essen Sahnebaiser. Es muß doch irgendwie gefeiert werden, daß ihr den falschen Dieb erwischt habt.”
Alle lachten. Betti hängte sich an Dickis Arm. Der gute Dicki war immer so freigebig und teilte sein Geld stets mit den anderen Spürnasen. „Wir kommen mit dem Geheimnis voran, nicht wahr?” sagte sie froh. „Villa Frinton haben wir schon ausgeschaltet; dort wohnt der Dieb ja nicht. Nun müssen wir noch Haus Stock finden und es auch ausschalten.”
„Du Dummchen!”
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