Geheimnis um einen unsichtbaren Dieb
Dieb haben Sie nichts bemerkt?” fragte Rolf.
„Nein, nur ein paar große Fußspuren auf einem Blumenbeet habe ich gesehen.”
„Die haben Sie gesehen?” riefen Flipp und Rolf wie aus einem Mund.
Der Bäcker sah sie etwas erstaunt an. „Ja. Ist denn etwas dabei? Ich dachte noch bei mir: Aha, hier ist jemand mit sehr großen Füßen über das Beet gegangen; vielleicht war es der Fensterputzer. Und dann ging ich fort.”
„Der Dieb war also schon weg, als sie kamen, oder er versteckte sich irgendwo”, meinte Rolf. „Schade, daß Sie ihn nicht gesehen haben!”
„In Haus Norden habe ich ihn auch nicht gesehen. Ich hörte Jinni rufen und ging sofort zu ihr, aber von dem Dieb sahen wir nichts.”
„Sonderbar!” sagte Flipp. „Nun, soll ich Ihren Korb zur Küche bringen? Dann kann die Köchin sich rausnehmen, was sie braucht.”
Er streckte die Hand nach dem Korb des Bäckers aus, aber der kleine Mann wich hastig zurück und schüttelte energisch den Kopf. „Nein, danke! Kindern vertraue ich mein Brot nicht gern an. Ich bin nämlich peinlich sauber und der einzige Bäcker von Peterswalde, der sein Brot mit einem weißen Tuch zudeckt.”
„Na, dann bringen Sie es selbst hin”, entgegnete Flipp achselzuckend. „Der Korb scheint auch ziemlich schwer zu sein.”
Der Bäcker stolzierte gespreizt wie ein kleiner Hahn um das Haus herum. Er trug einen weißen Kittel, Kniehosen und blank gewichste schwarze Stiefel. „Wie besorgt er um sein Brot war!” sagte Betti. „Eigentlich müßte er sich selber doch auch ordentlich waschen, wenn er so für Sauberkeit ist. Aber seine Hände waren ziemlich schmutzig.”
Bald kam der kleine Mann zurück. „Kein Dieb heute!” sagte er mit gespielter Enttäuschung. „Ich bin nämlich auf der Suche nach ihm, müßt ihr wissen. Sobald ich einen verdächtigen Menschen sehe, melde ich ihn der Polizei; das habe ich Herrn Grimm versprochen. Ich komme ja in viele Häuser und halte die Augen für ihn offen. Er glaubt, daß bald noch mehr gestohlen werden wird.” Geziert die Füße nach außen setzend, stelzte der Bäcker davon.
„Er scheint ziemlich eingebildet zu sein”, meinte Rolf.
„Mir gefällt er nicht besonders.”
Betti sprang vom Gartentor herunter. „Jetzt wollen wir zur Villa Frinton gehen und Dicki suchen.”
„Ja, kommt!” fiel Gina ein. „Wir haben unsere Aufgaben gelöst, wenn auch nicht viel dabei herausgekommen ist.”
Die Kinder gingen zum Fluß und schlugen dann den Pfad ein, der zur Villa Frinton führte. Bald sahen sie das große prächtige Haus, das vor vielen Jahren von einem reichen Mann erbaut worden war, der es jedoch bald wieder verkauft hatte.
Auf dem Fluß glitten Boote vorüber. Am Ufer saßen unbeweglich ein paar Angler, als gehörten sie zu der Landschaft. Jeder von ihnen hockte auf einem kleinen Feldstuhl, über seinen Angelstock gebeugt, und starrte auf den Schwimmer wie eine Katze, die ein Mauseloch belauert.
Betti blieb neben einem der Männer stehen. „Ich habe noch niemals gesehen, wie ein Angler einen Fisch gefangen hat.”
„Schsch!” machte der Mann ärgerlich, und Betti ging eilig weiter.
„Er fürchtet wohl, du könntest die Fische verscheuchen, die er nicht fängt”, meinte Flipp lachend. „Laß um Himmels willen die Angler in Ruhe, Betti!”
Als die Kinder sich der Villa Frinton näherten, schauten sie nach Dicki aus. Zuerst sahen sie nur zwei Feldarbeiter, aber dann entdeckten sie in einem kleinen Boot nicht weit vom Ufer einen Angler, der sehr sonderbar gekleidet war. Auf dem Kopf hatte er eine große, auffallend karierte Mütze. Um seinen Hals war ein grüner Schal geschlungen, und unter seiner blauen, ziemlich engen Jacke guckten rote Hosenträger hervor. Verwundert starrten die Kinder auf die merkwürdige Gestalt. Der Mann warf einen prüfenden Blick auf sie und sah dann wieder fort.
„Es ist Dicki!” stammelte Flipp. „Warum hat er sich bloß so aufgeputzt? Er sieht ja aus, als wollte er zum Maskenball gehen.”
„Er wird schon einen Grund dafür haben”, meinte Gina.
„Dicki überlegt sich genau, was er tut. Seht doch bloß die albernen Hosenträger!”
Rolf lachte. „Habt ihr sein Gesicht gesehen, als er zu uns hinguckte? Er hat struppige Augenbrauen und einen Riesenschnurrbart. Auch muß er sich Polster in den Mund gesteckt haben; seine Backen sahen ganz geschwollen aus.”
„Warum hat er gleich wieder weggeguckt?” fragte Betti leise.
„Der Dummkopf glaubt wohl, wir erkennen ihn
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