Geheimnis um einen unsichtbaren Dieb
Piepsstimme. „Guten Tag, Kinder! Da treffen wir uns ja schon wieder! Wieviel Brot wünschen Sie heute, mein Herr? Haben Sie den Dieb noch nicht gefangen?”
Flipp fand den Mann recht albern. Er nickte ihm kurz zu, sagte aber nichts. Doch der Bäcker war nicht so leicht abzuschütteln. Er kam näher und sah zu dem Angler in dem Boot hinüber. „Der hat’s gut! Sitzt in der Sonne, während ringsum das Wasser plätschert, und kann ungestört von aller Welt ein Schläfchen machen. Der braucht keinen schweren Brotkorb zu tragen und sich die Füße wund zu laufen. Ach, warum bin ich nicht auch ein Angler?”
Der Angler hatte sich bei der Ankunft des Bäckers einmal kurz umgesehen, dann aber nicht mehr gerührt.
„He, Sie da!” rief der Bäcker ihm zu. „Haben Sie schon was gefangen?”
„Nein”, antwortete der Angler, ohne sich umzudrehen.
Der Bäcker blieb noch eine Weile stehen und redete, aber Betti und Flipp beachteten ihn ebensowenig wie der Angler. Endlich ging er zur Villa Frinton.
„Wir wollen von hier fortgehen, damit er uns nicht wieder anspricht, wenn er zurückkommt”, sagte Betti. Die Geschwister standen auf und gingen ein Stück am Ufer entlang. Als der Bäcker aus dem Haus kam, winkte er ihnen zu und stelzte dann auf seinen dünnen Beinen davon.
Gina und Rolf waren inzwischen um Villa Frinton herumgewandert, ohne Dicki gefunden zu haben. Einmal glaubten sie schon, daß sie ihn entdeckt hätten, nämlich als sie eine Frau auf einem Feldstuhl sahen, die ein Bild vom Fluß malte. Sie war ziemlich dick und trug einen großen Hut, der ihr Gesicht verbarg.
Gina stieß Rolf an. „Das muß Dicki sein! In der Verkleidung einer Malerin kann er stundenlang hier sitzen, ohne aufzufallen.”
„Ja, das ist wahr”, sagte Rolf. „Wir wollen sie mal aus der Nähe betrachten.”
Die Malerin sah auf, als die beiden näher kamen, und da wußten sie sofort, daß dies nicht Dicki war. Sie hatte nämlich eine sehr kleine Nase. Dicki konnte seine Nase wohl größer machen, aber nicht kleiner.
„Wieder nichts!” sagte Rolf ärgerlich. „Wo mag er nur stecken?”
„Vielleicht ist er einer der Angler, die am Ufer sitzen”, meinte Gina. „Sieh mal, der dort erinnert mich irgendwie an Dicki. Und von der Stelle aus, wo er sitzt, kann er Villa Frinton gut beobachten.”
„Das ist doch der, der ,schsch!’ zu Betti gesagt hat. Wir müssen sehr leise gehen, sonst schimpft er womöglich.”
Die beiden schlichen sich so leise an den Angler heran, daß er sie nicht hörte. Zuerst guckten sie auf seine Hände, denn Hände sind sehr verräterisch, weil man sie schwer verändern kann. Aber leider trug der Angler Handschuhe. Seine Füße steckten in Stulpenstiefeln, und auf dem Kopf hatte er einen großen Hut, der sein Gesicht beschattete.
Der Angler hatte offenbar keine Ahnung, daß sich jemand hinter ihm befand. Plötzlich gähnte er gelangweilt. Und damit verriet er sich sofort. So laut und ausgiebig gähnte nur Dicki.
Schnell setzten sich G i na und Rolf neben ihn. „Dicki!” sagte Rolf leise. „Wir haben den Dieb gefunden.”
„Was hast du gesagt?” Der Angler drehte ihm den Köpf zu. Rolf fuhr erschrocken zurück, als er sein Gesicht sah. Er hatte große vorstehende Vorderzähne, einen kleinen Schnurrbart und dichte schwarze Augenbrauen. Aber die Augen waren unverkennbar die von Dicki, hell und wach.
„Wir haben den Dieb gefunden”, wiederholte Rolf, nachdem er sich von seinem Schreck erholt hatte. „Siehst du den dicken Kerl dort in dem Boot? Das ist er! Er hat riesige Hände und Füße und hustet wie ein Schaf. Sicherlich wohnt er in Villa Frinton.”
„Das ist ja kaum zu glauben!” sagte Dicki nach kurzem Schweigen. „Weißt du was? Ich werde hier sitzenbleiben und ihn im Auge behalten. Und du rufst unterdessen Herrn Grimm an.”
„Ich soll Herrn Grimm anrufen? Aber warum denn? Wir arbeiten doch nicht mit ihm zusammen.”
„Tu, was ich dir sage. Wenn er nicht zu Hause ist, versuch es nach einer Weile noch einmal. Du mußt ihm den Mann im Boot genau beschreiben. Und sage ihm, daß ich den Kerl nicht aus den Augen lassen werde, bis er herkommt und ihn verhaftet.”
Rolf und Gina starrten Dicki überrascht an. Aber sein Gesicht sah so verändert und fremd aus, daß sie nicht erraten konnten, was er dachte. Besonders wunderten sie sich darüber, daß ihn die Entdeckung des Diebes gar nicht aufzuregen schien.
„Na gut, wenn du durchaus willst” Achselzuckend stand Rolf auf und zog
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