Geheimnis um einen Wohnwagen
blieb nichts anderes übrig, als die Tür aufzuschließen, sonst brach Herr Grimm sie womöglich noch auf. Er wollte an ihm vorbeiflitzen und fortlaufen. Purzel würde den Polizisten schon in Schach halten, so hoffte er.
Zwei Aufschneider
„Ich komme ja schon”, krächzte Dicki mit heiserer Stimme und ging schwerfällig zur Tür. „Halten Sie nur den Hund fest, sonst beißt er mich noch.”
„Laß den Hund los, er wird den Kerl für uns fangen”, befahl der Polizist Eulalie. „Aufgepaßt, jetzt schließt er die Tür auf. Eine Unverschämtheit, sich auch noch einzuschließen!”
Plötzlich ging die Tür mit einem Ruck auf. Der Landstreicher schoß heraus und hätte fast Herrn Grimm umgeworfen.
„Faß ihn, Purzel, faß ihn!” rief Eulalie.
Purzel war außer sich vor Freude, Dicki zu sehen, und umsprang ihn bellend. Eulalie und Herr Grimm aber glaubten, er wolle den Mann angreifen, der wie ein gehetztes Wild durch den Garten lief.
„Er entwischt uns!” schrie Herr Grimm. „Ich werde ihn verfolgen. Bleib hier zurück, Mädchen. Das ist ein gefährlicher Bursche.”
Aber Dicki hatte schon einen großen Vorsprung gewonnen. Er rannte durch die Gartenpforte und dann die Straße hinunter. Herr Grimm wunderte sich, daß der alte Mann so schnell laufen konnte. Als er an die nächste Straßenecke kam, war Dicki verschwunden. Er war in einen fremden Garten gegangen, lief hindurch, kletterte auf der anderen Seite über den Zaun und kam bald wieder an die hintere Pforte seines eigenen Gartens. Dort blieb er keuchend stehen und horchte. Purzel leckte ihm glücklich die Hand.
„Sie sind ins Haus gegangen”, sagte Dicki zu ihm. „Jetzt werden sie Vater und Mutter wecken und ihnen Märchen von einem Dieb erzählen, der in meinen Schuppen eingebrochen ist.”
Er holte seine Kleider aus dem Schuppen und schloß die Tür wieder zu. Dann schlich er zum Haus und spähte durchs Küchenfenster. Johanna sah mit erschrockener Miene zur Tür, die in die Diele führte. Dort befanden sich wahrscheinlich Herr Grimm und Eulalie. Dicki konnte jetzt nicht ins Haus gehen, sondern mußte sich im Garten hinter einem Busch umziehen.
Aber vorher guckte er noch durch ein anderes Fenster in die Diele, um zu sehen, was dort vorging. Eulalie erzählte seinen Eltern und ihrem Vater aufgeregt von dem Landstreicher. Herr Grimm kam überhaupt nicht zu Wort, so sehr er sich auch darum bemühte.
„Es war ein starker gefährlicher Kerl”, sagte sie. „Purzel bellte ihn tapfer an und biß ihn, aber der Mann stieß ihn mit dem Fuß fort. Zu dumm, daß Dietrich nicht da war! Er hätte ihn bestimmt erwischt.”
„Hör mal, was soll das heißen?” rief Herr Grimm empört. „Wenn ich ihn nicht erwischen konnte, konnte es überhaupt kein Mensch.”
Plötzlich stieß Eulalie einen Schrei aus und zeigte zum Fenster. „Da ist der Kerl wieder. Schnell, Herr Grimm, nehmen Sie ihn fest!”
Während alle aus der Vordertür liefen, schlüpfte Dicki schnell durch die Hintertür ins Haus und rannte mit Purzel die Treppe hinauf.
„Kein Wort, Purzel!” sagte er mahnend, als er glücklich in seinem Zimmer angekommen war, und zog in Windeseile die alten Kleider aus. Er stopfte sie in den Schrank und zog seine eigenen Sachen an. Dann riß er die Perücke und den Bart ab und wusch sich das Gesicht. Nachdem er sich schließlich noch die Hände gewaschen hatte, sank er aufseufzend auf einen Stuhl.
„Das war ein Spaß, Purzel! Ob sie den Landstreicher immer noch suchen? Ein gräßlicher Kerl, nicht wahr? Kein Wunder, daß du ihn angebellt hast.”
Dicki blieb eine Weile in seinem Zimmer sitzen und horchte. Da alles still blieb, beschloß er, auf die Straße zu gehen und so zu tun, als käme er von einem Spaziergang zurück.
Es klappte auch vorzüglich. Kaum war er ein kleines Stück gegangen, da sah er seine Eltern, Herrn Schelle, Herrn Grimm und Eulalie, die zum Haus zurückgingen.
„Was für eine unnötige Aufregung!” sagte Herr Kronstein ärgerlich. „Ich glaube, Eulalie hat sich nur eingebildet, einen Landstreicher gesehen zu haben, und Sie sind auf die Geschichte hereingefallen, Herr Grimm. Und das alles am Sonntagnachmittag!”
Der Polizist wurde rot vor Ärger, und Eulalie war bleich vor Wut, widersprach jedoch nicht. Plötzlich erblickte sie Dicki und rief: „Dietrich, wo bist du gewesen?”
„Hast du einen verdächtigen Landstreicher gesehen?” fragte Herr Grimm. „Mit einem struppigen Bart? Er war in deinem Schuppen und rauchte
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