Geheimnis um Tutanchamun - Die Zeitdetektive ; 5
mit!“, protestierte Kim.
„Lieber nicht!“, wehrte Leon ab. „Du und Julian müsst aufpassen, dass niemand kommt und uns notfalls warnen. Am besten mit einem Pfiff!“
Kim war von Leons Idee noch nicht restlos überzeugt. „Der Kerl am Eingang wird nicht die einzige Wache im Kerker sein …“
Leon runzelte die Stirn. „Da könntest du Recht haben. Wir müssen sehr vorsichtig sein und uns irgendwie an den anderen Wachen vorbeimogeln …“
„Wie soll das funktionieren? Das ist doch verdammt riskant“, urteilte Kim.
„Ja, ich weiß“, gab Leon zu. „Aber ich fürchte, wir müssen es versuchen. Das ist unsere einzige Chance. Sonst wird Iti den morgigen Tag nicht überleben.“
„Ich bin auf jeden Fall dabei“, sagte Kamose entschlossen. Er schüttelte einen Tonkrug. „Das hier wird einen Ochsen betäuben.“
„Dann lasst uns keine Zeit verlieren und zum Gefängnis zurückgehen!“, rief Leon.
Der Wachposten stand unverändert an seinem Platz und bewunderte den Nachthimmel.
„Ihr schon wieder“, knurrte er, als er die kleine Gruppe erblickte. „Geht mir bloß nicht noch mal auf die Nerven!“
Kim lächelte ihn freundlich an. „Hast du immer noch so großen Durst?“
Der Wachposten nickte. „Klar, ich komme hier ja nicht weg.“
Kamose reichte dem Posten den Krug. „Tut mir Leid, dass ich vorhin so unbeherrscht war. Wir haben dir was zu trinken mitgebracht.“
Heiser lachte der Wachposten. „Ach ja? Und wer sagt mir, dass du da kein Gift reingemischt hast?“
„Gift?“, stieß Kamose empört aus. „Wie kommst du denn darauf, bei Amun?“
„Tja, wir Gefängniswärter sind nicht besonders beliebt“, sagte der Posten. „Wäre nicht das erste Mal, dass man sich an uns rächen will. Dabei können wir ja gar nichts für die Urteilssprüche. Wir stehen hier doch nur und passen auf.“
„Natürlich, du tust nur deine Pflicht“, stimmte Kamose ihm schnell zu.
„Trink du zuerst“, sagte der Wachposten und sah den Arzt dabei herausfordernd an.
Leon spürte einen Kloß im Hals. Jetzt war alles vorbei! Sein ganzer Plan war mit einem Schlag wertlos.
Kamose wirkte unentschlossen. Der Krug in seinen Händen zitterte.
„Was ist?“, hakte der Wachposten nach.
„Gern, kein Problem“, antwortete Kamose, drehte sich ein wenig zur Seite und setzte den Krug an seine Lippen.
Leon unterdrückte den Wunsch, dem Arzt den Krug zu entreißen. Plötzlich sah Leon, dass Kamose den Wein gar nicht trank. Er ließ ihn unauffällig über das Kinn den Hals entlang in sein Hemd rinnen! Dann wischte sich der Arzt über den Mund und reichte den Krug dem Wachposten.
„Danke“, sagte der Mann grinsend. „Verzeih mein Misstrauen. Aber man kann nicht vorsichtig genug sein.“
„Du sagst es“, entgegnete Kamose, während er genau zusah, wie der Wachposten gierig schluckte.
„Ein feiner Tropfen“, urteilte der Wärter und reichte das Gefäß zurück.
Kamose feixte. „Allerdings, das ist wirklich ein ganz besonderer Tropfen. Aber jetzt müssen wir weiter.“
Der Wachposten nickte nur und sah den Freunden hinterher, wie sie in der Dunkelheit verschwanden.
Hinter einer Mauer bezogen die Freunde und der Arzt Stellung und beobachteten den Gefängniswärter. Das Schlafmittel wirkte früher als erwartet. Der Wachposten gähnte. Dann setzte er sich neben das Tor und lehnte sich gegen die Mauer. Kurz darauf sank sein Kopf nach vorn. Der Mann schlief tief und fest.
Leon nickte Kamose zu. Dann huschten die beiden zur Pforte. Doch Kija flitzte mit ihnen ins Gefängnis.
„Die Katze muss hier bleiben!“, zischte Kamose. „Wir können unmöglich auf sie aufpassen.“
„Lass sie ruhig. Wir müssen nicht auf sie aufpassen – sie wird auf uns aufpassen!“, gab Leon zurück.
Der Arzt verstand nicht, was Leon damit sagen wollte, aber sie hatten jetzt keine Zeit, die Sache auszudiskutieren. Grummelnd half Kamose Leon, den betäubten Wachposten in den Torbogen zu ziehen, sodass man den schlafenden Mann nicht gleich von der Straße aus sehen konnte. Mit vereinten Kräften schoben Leon und Kamose einen schweren Riegel beiseite, öffneten das Tor und gelangten in einen Gang, der von einem Öllämpchen nur schwach beleuchtet wurde.
Kija lief voraus, die Ohren aufmerksam nach vorn gedreht. Jeder Muskel ihres Körpers schien angespannt. Die Katze glich einem hochsensiblen Empfänger, der jedes auch noch so leise Geräusch vernehmen und jede auch noch so feine Bewegung registrieren würde.
Leon und Kamose
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