GEHEIMNISSE DER NACHT
und nahm einen Schluck Kaffee. Sie hatte immer noch einen Ring aus Puderzucker um den Mund, aber was machte das schon.
„Wer würde nicht in diesem Haus bleiben? Mensch, Mädchen, deine Mutter hat es dir umsonst und völlig problemlos überlassen. Du wärest verrückt, es nicht anzunehmen. Und ich sehe auch keinen Trott. Du leitest nicht nur eine, sondern zwei Firmen, und beide machen Gewinn, wenn ich das noch hinzufügen dürfte.“
„Knapp“, murmelte Maxine. Sie seufzte, tunkte ihren Donut in den Kaffee und nahm einen großen Bissen. Als sie damit fertig war, ließ sie die erste Bombe hochgehen. „Webdesign wird langsam langweilig, Stormy. Um dir die Wahrheit zu sagen, ich werde damit aufhören.“
„Du hörst auf?“
„Ich schließe den Laden.“
Nachdenklich stellte Stormy den Becher auf ihrem Tisch ab und stand auf. „Warum? So verdienst du den Großteil deines Einkommens.“
„Ja, aber das war nie mein Lebensziel. Ich meine, es ist schon okay. Ich bin gut darin, aber es ist nicht mein Traumjob. Das war es nie.“
„Was soll das heißen? Werden neue Leute bei Spion & Co gesucht?“
Maxine warf ihr einen funkelnden Blick zu. „Mach darüber keine Witze.“
„Was dann?“ Stormy fuchtelte mit ihren Händen in der Luft, drehte sich langsam um und suchte mit dem Blick nach oben an der Decke nach einer Erklärung. „Ich dachte, dein Nebenjob hat gereicht, um den Schnüffler in dir zu befriedigen, Max. Etwa nicht?“
„Nein, hat er nicht. Wenn überhaupt hat er meinen Appetit nur angeregt.“ Maxine war vor etwa einem Jahr von einem Kunden um Hilfe mit einem Cyber-Stalker gebeten worden. So war sie mit der Internetkriminalität in Berührung gekommen und hatte schon ein halbes Dutzend weitere Stalker aufgespürt, und zwar mithilfe ihrer super-anonymen, angeblich nicht auffindbaren Usernamen. Sie hatte sogar dabei geholfen, einige Betrügereien aufzudecken, die mit den sogenannten paranormalen Wissenschaften zu tun hatten. Schwindler, die sich im Internet auf alles von Hellseherei bis Geistervernichtung stürzten. Alles legal, bis man an ihre Partner geriet, die leichtgläubigen Menschen einredeten, sie bräuchten übernatürliche Hilfe, manchmal auch durch Drohungen.
All das hatte Maxine außerdem immer wieder die Gelegenheit gegeben, mit ihrem Lieblingscop in Kontakt zu bleiben. Nicht, dass das irgendwas mit ihrer Entscheidung zu tun hatte, sich ganz in diese Richtung zu orientieren.
„Was würdest du also sagen, wenn ich vorhätte, eine weitere kleine Firma zu starten?“, fragte sie jetzt.
Stormy drehte sich zu ihr um und sah ihr misstrauisch ins Gesicht. „Eine dritte?“
„Ich lasse das mit dem Webdesign. Also wäre es nur eine zweite. Und im Grunde würde es auch nur die, die es schon gibt, auf eine neue höhere Ebene heben.“
„Was hast du vor?“
Maxine wischte sich ihre zuckrigen Finger an ihrer Jeans ab und ging an ihren Schreibtisch. Sie öffnete eine Schublade, nahm ein Stück Papier heraus und schob es über die Oberfläche. „Sieh dir das hier an und sag mir dann, was du denkst.“
Stormy trat näher, beugte sich vor, und las laut. „Maxine Stuart, lizenzierter Privat…“ Sie blickte auf. „Lizenzierter Privatdetektiv? Seit wann?“
„Es kam heute in der Post. Den Antrag habe ich vor Monaten abgeschickt.“
„Max …“
„Ich weiß, okay. Es klingt total abgehoben, aber wenn du mal drüber nachdenkst, dann habe ich das sowieso schon die ganze Zeit gemacht. Nur eben im Internet und nicht in Echtzeit.“
„Im Internet kann man dich nicht erschießen.“ Stormy verdrehte die Augen. „Wer weiß sonst noch davon?“
Maxine zuckte mit den Schultern.
„Maxine Stuart, wer weiß sonst noch davon?“
Sie senkte ihren Blick. „Na ja, Lou weiß es.“
„Lou. Lou Malone. Das hab ich mir gedacht. Wahrscheinlich hat er dich noch ermuntert, was?“
„Also er … na ja, er hat mir mit der Anmeldung geholfen. Ich durfte ihn als Referenz angeben.“
„Aha.“
„Hör zu, ich bin echt gut. Und Lou hat schon ein paar Fälle, die er mir zuschieben könnte.“
„Verdammt. Ich weiß nicht, wieso du den Mann nicht endlich anspringst und es hinter dich bringst, Max.“
„Das habe ich vor. Sobald ich ihn in eine Ecke treiben kann.“ Stormy riss die Augen auf, während ihre Freundin sie schelmisch anlächelte. „Aber das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Wenn ich nur in Lous Nähe kommen wollte, hätte ich bei der Polizei angefangen. Das wäre einfacher
Weitere Kostenlose Bücher