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GEHEIMNISSE DER NACHT

GEHEIMNISSE DER NACHT

Titel: GEHEIMNISSE DER NACHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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Mal gesehen.“ In ihrer Fantasie waren es unzählige Male. „Und immer habe ich die gleiche Reaktion, wenn seine Familie ihn auf diese Art verstößt. Ihn ganz alleine in eine Welt der Dunkelheit schickt. Ich nehme an, auf irgendeiner Ebene berührt mich das zutiefst.“
    „Mmm. Mich auch. Ich wurde von meiner Familie fast genauso behandelt.“ Jetzt drehte sie sich um und schien durch die Sonnenbrille hindurch direkt in Morgans Augen zu sehen. „Und Sie auch, nehme ich an?“
    „Ja.“ Sie sprach, ohne es zu wollen. Als würden die Worte aus ihr herausgesaugt. Diese Frau hatte atemberaubende Augen. Dunkel, vielleicht schwarz, und irgendwie leuchtend. Die Sonne war schon lange untergegangen, und unter dem mit Sternen betupften Himmel schlugen die Wellen sanft gegen den Strand.
    „Erzählen Sie es mir“, bat sie jetzt mit weicher, tiefer Stimme. Verlockend.
    „Ich … ich habe meinen Eltern nie nahegestanden. Aber erst nachdem sie gestorben waren, habe ich erfahren, dass ich adoptiert bin.“
    „Ahhh“, sagte sie beim Einatmen, „Sie Arme. Und dann haben Sie sich gefragt, wer Ihre richtige Familie ist. Ihr eigenes Blut.“ Während sie sprach, streckte sie eine Hand aus und strich behutsam Morgans langes Haar von ihrer Schulter, das sich über ihren Rücken legte. Ihre Augen glitten über Morgans Kinn, berührten ihren Hals, und die Haut dort wärmte sich, als wäre die Berührung echt.
    „Ja“, gestand Morgan, „ich habe mich gefragt, wer sie sind. Wie sie wohl waren.“
    „Vielleicht fühlen Sie wegen Ihrer eigenen Geschichte so viel Mitgefühl für Dante – den Vampir in dem Film.“
    „Oder vielleicht liegt es daran, dass ich in seinem Haus wohne.“
    Die Frau zuckte zusammen, ihre Augen weiteten sich, und ihr Blick schnellte wieder auf Morgan. Der Zauber ihrer leisen Stimme war durchbrochen. Sie klang jetzt schärfer. „Was soll das heißen, Kind?“
    Was hatte sie sich nur gedacht? Meine Güte, so ein Schnitzer konnte ihre aufkeimende Karriere zerstören. Sie durfte nie, niemals zugeben, dass die Story in ihren Filmen eigentlich die Erfindung eines anderen war – und noch viel weniger, dass sie in dem Haus lebte, das einst ihm gehört hatte. Wenn sie das tat, würde auch der Rest ans Licht kommen. Dass sie seine wahnsinnigen Fantasien abgeschrieben hatte, um ihre eigene Arbeit zu schaffen, die jetzt für die höchste Auszeichnung der Filmindustrie nominiert war. Sie versuchte ein falsches Lächeln und schüttelte missbilligend den Kopf. „Das Haus in einem der Filme hat mich immer an mein eigenes erinnert, das ist alles.“
    „Oh.“
    Diese merkwürdige Frau glaubte ihr nicht, das merkte Morgan sofort. Sie stand auf, bürstete sich den Sand von der Kleidung und drehte ihr dabei den Rücken zu. „Ich sollte gehen, es wird spät, und …“ Morgan drehte sich wieder um.
    Aber da war niemand.
    Morgan kniff die Augen zusammen und suchte den Strand erst in die eine, dann in die andere Richtung ab, dann das Wasser und den Weg zur Stadt. Nichts. Niemand.
    Hatte sie sich das Gespräch nur eingebildet? Sie presste eine Hand gegen die Stirn und schloss ihre Augen. „Vielleicht muss ich für eine Weile von hier weg. Nur für eine Weile.“ Aber schon, als sie es aussprach, wusste sie, dass es unmöglich war. Sie konnte hier nicht weg. Es war nicht länger nur eine Frage des Wollens. Sobald die Worte ausgesprochen waren, fühlte sie sich krank, und schon beim bloßen Gedanken daran, das alles zu verlassen, stieg Panik in ihr auf. Alles … und ihn.
    „Was zum Teufel hast du mit dem Mädchen gemacht, Sarafina?“, verlangte Dante zu wissen, und sein Ton war scharf. Vielleicht zu scharf, denn Sarafinas perfekt geschwungene Augenbrauen hoben sich fragend.
    „Dann kennst du sie also. Mmm. Was bedeutet sie dir?“
    „Nichts.“ Er fuhr sie an, ohne ihr in die Augen zu schauen, nur für den Fall, dass sie zu viel sah. „Was machst du überhaupt hier? Ich konnte es nicht glauben, als ich im Kino deine Anwesenheit gespürt habe.“
    Voller Unschuld zuckte Sarafina die Schultern, auch wenn er nur allzu genau wusste, dass es in ihrem ganzen Körper keinen unschuldigen Knochen gab. Sie schüttelte ihren Kopf und ließ sich ihre wilden Haare vom Wind zerzausen. „Ich bin gekommen, um dich zu sehen. Als ich durch die Stadt gefahren bin, habe ich deine Anwesenheit im Kino gespürt, also bin ich hineingegangen. Stell dir vor, wie überrascht ich war, als sich deine Geschichte auf der Leinwand

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