GEHEIMNISSE DER NACHT
von dieser Geschichte. Das ist einfach nicht meine Art. Nicht ohne Beweise.“
Sie nahm sein Gesicht zwischen ihre flachen Hände und drehte ihn zu sich. Sie war ihm so nah. Nah genug, dass er ihren Atem auf seinen Lippen spüren konnte. Er roch nach heißem, gebuttertem Popcorn und war genau so verlockend.
„Sag es niemandem. Lou, bitte. Es ist zu gefährlich.“
Er sah sie an. Sie hatte diese riesigen grünen Augen, und im Augenblick stand die Angst darin. Er hatte noch nicht oft gesehen, dass Maxine Stuart Angst hatte. Verdammt, wenn sie ihm bloß nicht so nahe kommen würde. Er seufzte, hob eine Hand, fuhr ihr durch die kurzen roten Haare und brachte dabei Abstand zwischen ihr Gesicht und seines. „Okay, in Ordnung. Gut. Ich sage nichts.“
„Und wir versuchen, die Drehbuchautorin zu finden. Morgan De Silva. Nur um mit ihr zu reden.“
Er seufzte und parkte seinen Wagen vor Maxines Haus-Schrägstrich-Büro. „Ich denke darüber nach.“
„Ich mache es mit dir oder ohne dich, Lou.“
„Jetzt hör mir zu, Max. Du musst etwas mehr Geduld haben. Gib mir ein paar Tage, um die Sache durchzusehen.“ Er fuchtelte mit dem erhobenen Zeigefinger, wie ein Vater. „Und in der Zwischenzeit kein Wort zu Lydia. Verstanden?“
„Kein Wort zu Lydia über was, Lou?“, fragte eine Stimme.
Er fuhr herum und sah Lydia selbst, die neben seinem Wagen stand. Anscheinend hatte sie darauf gewartet, dass Max nach Hause kam.
„Kommen Sie mit rein, Lydia“, rief Maxine, stieg aus Lous Wagen und ging zum Haus hinauf. „Ich erkläre Ihnen dann alles. Bis später, Lou.“
„Aber …“
„Bye, Lou“, verabschiedete Lydia ihn lächelnd.
Lou schüttelte kurz den Kopf und fragte sich, wie zum Henker er so schnell die Kontrolle über die Situation verloren hatte. „Hör zu, Lydia, alles was sie dir erzählt, ist reine Spekulation. Das musst du von Anfang an wissen.“
Lydia verdrehte die Augen und schloss sich Maxine an. Gemeinsam gingen sie die Treppen der Veranda zur Eingangstür hinauf.
„Und keine von euch macht irgendetwas, ohne mich vorher anzurufen. Verstanden?“
Maxine blickte über die Schulter zu ihm zurück und zwinkerte ihm zu. „Natürlich nicht. Ohne dich macht es doch keinen Spaß.“
Dann öffnete sie die Tür, und die beiden gingen gemeinsam ins Haus.
Lou fuhr nicht nach Hause. Stattdessen machte er sich auf den Weg zur Wache, denn dort bewahrte er alle seine Telefonkontakte auf. Er suchte sich die Nummer seines Kumpels bei der CIA heraus und rief den Mann an. So vage wie möglich bat er seinen Freund, etwas über eine angebliche geheime Unterabteilung der CIA herauszufinden, die als DPI bekannt war.
Dann fuhr er zurück zu Maxines Haus und beobachtete es für den Rest der Nacht.
Keith
13. KAPITEL
Eine weiche Hand legte sich auf Morgans Schulter, als sie dort am Strand saß und weinte.
„Warum weinen Sie?“
Es war die Stimme einer Frau, tief und voll und mit einem leichten Akzent. Morgan hob ihren Kopf und wischte mit den Händen über ihre Wangen. Sie konnte die Frau, die neben ihr aufgetaucht war, kaum sehen. Sie war nur ein großer, schlanker, verschwommener Fleck. Dunkles Haar, preiselbeerfarbener Mantel. „Oh Gott, Sie müssen mich ja für den letzten Idioten halten.“
„Nein. Auch mich hat der Film sehr stark berührt. Aber Sie sind ja ganz mitgenommen.“ Sie setzte sich in den Sand neben Morgan.
„Sie … Sie waren auch im Kino?“
„Mmm. Ich habe gesehen, wie Sie weggelaufen sind und geweint haben, und habe mir Sorgen gemacht.“
Endlich hatten Morgans Augen sich weit genug geklärt, um sich die Frau, die neben ihr im Sand saß, ansehen zu können. Ihr weinroter Trenchcoat reichte ihr bis zu den Knöcheln und war ganz zugeknöpft. Sie trug lange schwarze Stiefel, die ihre Waden umschmeichelten. Ihre Hände steckten in Handschuhen aus passendem schwarzem Leder, und ihr Gesicht wurde zum Teil verdeckt von einer Mähne aus schwarzen Locken. Sie trug viel Make-up. Viel mehr, als Morgan normalerweise für angebracht hielt. Und doch wirkte es nicht störend.
Sie starrte hinaus auf die Wellen, nicht in Morgans Augen.
„Was hat Sie dazu gebracht, so aus dem Kinosaal zu stürzen?“
Morgan senkte den Kopf und schüttelte ihn langsam. Die Frau schien nicht zu wissen, wer sie war, und das sollte auch so bleiben. Zum Glück hatte sie weder die Sonnenbrille noch den Schal abgelegt. „Die Geschichte scheint so echt zu sein“, sagte sie leise. „Ich habe sie schon ein Dutzend
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