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GEHEIMNISSE DER NACHT

GEHEIMNISSE DER NACHT

Titel: GEHEIMNISSE DER NACHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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ausbreitete.“
    Er schloss seine Augen, weil er darauf keine Antwort hatte. Es hatte ihn bis ins Mark erschüttert, sein eigenes Leben in diesem Film wiederzuerkennen. Und es fühlte sich viel zu sehr wie Betrug an. Besonders jetzt, wo er die Wahrheit kannte. Es war Morgan. Sie hatte das Drehbuch geschrieben.
    Wieder hatte eine Frau, die behauptete, ihn zu lieben, seine Geheimnisse dem Feind überlassen. Jedem. Der Welt.
    „Anscheinend hat es das Mädchen genauso aufgewühlt, wer sie auch sein mag. So wie sie aus dem Saal gerannt ist.“ Sarafina ließ ihn nicht aus den Augen. „Ich frage dich noch einmal. Was bedeutet sie dir, Dante?“
    „Sie ist eine unschuldige Sterbliche, nicht mehr als das.“ Er verriet ihr nicht, dass er in der Nähe gewesen war und ihr ganzes Gespräch mit Morgan belauscht hatte. Er hatte jeden Moment erwartet, eingreifen zu müssen.
    „Oh, sie ist viel mehr als eine einfache Sterbliche, mein Liebling. Viel, viel mehr.“ Sie nahm seine Hand, und gemeinsam gingen sie am Strand entlang, eine Meile entfernt von der Stelle, an der Sarafina mit Morgan gesprochen hatte. „Aber dazu kommen wir noch“, sagte sie. „Warum hast du mich unterbrochen, während ich eine so erleuchtende Konversation mit diesem Hündchen hatte?“
    „Damit du ihr nicht die Kehle herausreißt, liebe fürsorgliche Tante. Sie ist im Ort bekannt, man würde sie vermissen.“
    Um die Wahrheit zu sagen, war er selbst versucht gewesen, Morgan das Gleiche anzutun – sie zu vernichten. Aber als er die blutdurstige Sarafina bei ihr sah, spürte er einen Stich aus Angst und den untrüglichen Instinkt, sie zu beschützen. Er hatte Sarafina in Gedanken angebrüllt, und sie war so schnell an seine Seite gerannt, dass kein menschliches Auge ihr hatte folgen können.
    „Das zeigt nur, wie schlecht ich dich unterrichtet habe, nicht wahr?“, fragte sie. „Und wie sehr du dich all die Jahre isoliert hast. Ich hätte ihr nicht schaden können, selbst wenn ich es gewollt hätte. Sie ist eine der Auserwählten.“
    Dante nickte. „Das habe ich schon selbst herausgefunden. Aber ich gebe zu, ich weiß kaum, was das bedeutet, außer dass sie dasselbe Antigen in sich trägt wie wir und dass sie werden kann, was wir sind.“
    Nur selten hatte er Sarafina seufzen hören. „Ich wusste, sie befindet sich im Kino, ehe ich nur einen Herzschlag lang dort war.“ Sie blieb stehen, als sie an einen großen Findling kamen, und setzte sich darauf wie eine Königin, die ihren Thron bestieg. Dante stand dicht bei ihr und beobachtete, wie sie aufs Meer hinausstarrte. Es hatte die schwarzblaue Farbe von nassem Schiefer. „Wir können ihre Anwesenheit spüren. Das weißt du bereits. Wir können ihnen kein Leid zufügen.“
    „Nicht?“ Er dachte einen Moment darüber nach. „Ist es nicht eher so, dass wir es meistens nicht wollen. Was glaubst du, würde passieren, wenn wir es dennoch versuchten?“
    Irritiert sah sie ihn an. „Hast du einen Grund, ihr Schaden zufügen zu wollen?“
    „Ich kenne sie kaum.“ Er senkte seinen Blick, während er sprach.
    „Wenn wir es versuchen – nun, ich bin mir nicht sicher, was dann passiert. Die Wahrheit ist, wir fühlen uns eher dazu gezwungen, sie zu beschützen, wenn wir ihnen zufällig begegnen.“
    Das erklärte den Drang, sich zwischen seine Tante und die weinende Morgan zu stellen.
    „Sie haben eine verkürzte Lebenserwartung, wusstest du das?“
    Sein Kopf fuhr hoch. Morgan hatte es ihm erzählt, aber es war ihm so unwahrscheinlich erschienen. „Nein, das wusste ich nicht“, log er deshalb. Er wollte und konnte seine Tante nicht wissen lassen, wie intensiv er und Morgan in ihrem Traum schon kommuniziert hatten.
    Sarafina nickte nur. „Mmm. Werden kaum älter als dreißig sterbliche Jahre alt. Sie sieht aus, als ob sie bereits im Verfall begriffen ist.“ Gleichgültig zuckte sie mit den Schultern.
    „Was kann man dagegen tun?“, fragte er und blickte suchend in Sarafinas Gesicht.
    „Nichts. Man verwandelt sie oder lässt sie sterben. Es ist eigentlich eine ganz einfache Wahl. Man sagt, es gibt für jeden Vampir einen Auserwählten, mit dem die geistige Bindung stärker ist. Ich habe immer gedacht, das muss blanker Unsinn sein. Verklärte Romantik, nicht mehr als das.“
    „Oh, glaubst du? Deine Bindung an mich war also nicht so?“
    „Meine Bindung zu dir war damit überhaupt nicht zu vergleichen, Dante. Du warst meine Familie. Mein Neffe. Der Einzige meines Klans, der noch irgendeine

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