GEHEIMNISSE DER NACHT
dem Zimmer kam, in dem Stormy behandelt wurde. Im gleichen Augenblick kam eine Schwester aus dem privaten Wartezimmer, in dem Stormys Eltern waren. Sie alle sammelten sich in der Mitte des Wartebereichs.
„Sie lebt“, teilte der Arzt ihnen mit, „aber sie liegt im Koma.“
Stormys Vater, ein blonder Mann, dessen normalerweise gesunde Hautfarbe jetzt grau und fahl wirkte, hob seinen Kopf und sah den Arzt an. „Ist sie hirntot, Doktor? Sagen Sie uns einfach die Wahrheit.“
„Nein. Wir konnten noch Hirnströme feststellen. Minimal, aber vorhanden.“
„Wie lange wird sie im Koma bleiben?“, fragte Maxine, trat vor und nahm Mrs. Jones an der Hand. „Ich meine, einen Tag? Eine Woche?“
„Wir können unmöglich wissen, wann oder … oder sogar ob sie aus dem Koma erwacht“, erklärte der Arzt zögernd, „aber solange wir noch Hirnströme messen können, besteht Hoffnung.“ Jeder von ihnen wartete darauf, dass er noch mehr sagte. Lou wusste, was sie alle hören wollten. Wie viel Hoffnung genau? Wie hoch genau waren ihre Chancen, und wann konnten sie Genaueres erfahren? Er konnte im müden Gesicht des Arztes ablesen, dass er ihnen nicht mehr zu sagen hatte.
Mit einem Seufzen führte der Arzt sie zu den Stühlen, drängte sie dazu, sich zu setzen, und setzte sich selbst ihnen gegenüber. „Sie müssen verstehen, es hat bereits Fälle gegeben, in denen ein Koma Monate angedauert hat, sogar Jahre. Manchmal wachen die Patienten auf, manchmal auch nicht. Je länger sie in ihrem komatösen Zustand verbleibt, desto niedriger werden ihre Chancen auf eine vollständige Genesung. Aber es hat auch Fälle gegeben, in denen Menschen nach einem langen Koma erwacht und fast vollkommen wieder genesen sind. Man kann es einfach vorher nicht wissen.“
„Und wenn sie dann aufwacht“, fragte Mrs. Jones, „bleibt ein Hirnschaden zurück?“
„Auch das können wir nicht einmal vermuten, bis sie aufwacht, Ma’am. Aber wieder gilt, je schneller sie wieder zu Bewusstsein kommt, desto besser.“
„Sie wird aufwachen.“ Maxine sagte das zu dem Arzt und dann noch einmal zu Stormys Eltern. „Sie wird aufwachen, und es wird ihr gut gehen. Man sagt, dass Menschen im Koma einen trotzdem hören können. Stimmt das, Doktor?“
Er nickte. „In einigen Fällen. Ich habe schon erlebt, dass das EEG ausschlägt, wenn Angehörige mit Komapatienten sprechen.“
„Dann sollten wir das auch tun.“ Das war die typische Maxine-Stuart-übernimmt-das-Kommando-Art, mit der sie alle aufforderte, an die Arbeit zu gehen. „Es sollte zu jeder Tageszeit jemand bei ihr sein und mit ihr reden. Und wenn niemand kann, dann sollten wir unsere Stimmen aufnehmen oder Musik und sie in ihrem Zimmer abspielen. Ich weiß, was sie am liebsten hört. Nichts Langsames allerdings. Ich finde, es sollte etwas Lautes sein, wie Godsmack, die einfach abrocken. Wir lassen sie nicht entkommen. Wir lassen sie einfach nicht.“
„Das sind einige gute Ideen“, wendete der Arzt sich jetzt an Maxine. „Denken Sie aber auch daran, dass sie zwischendurch zur Ruhe kommen muss.“
„Wenn sie Ruhe will, soll sie verdammt noch mal aufwachen.“ In Maxines Augen standen Tränen.
Mrs. Jones legte eine Hand an Maxines Gesicht. „Du bist ein gutes Mädchen, Maxine. Eine gute Freundin.“ Dann sah die Frau an ihr vorbei zu Lou und senkte ihren Blick.
„Sie müssen wissen, Mrs. Jones, dass Lou gestern Nacht die ganze Zeit bei mir war. Ich habe nicht gelogen, als ich ihnen das erzählt habe. Sie wissen, wie sehr ich Stormy liebe. Ich würde Sie deswegen nie belügen. Irgendwer will Lou reinlegen.“
Mrs. Jones nickte.
„Wir kennen Officer Malone schon sehr lange“, schaltete Stormys Vater sich ein. „Es braucht schon einiges mehr als das, was wir bisher erfahren haben, um uns glauben zu machen, dass er zu so etwas in der Lage wäre.“
„Das weiß ich zu schätzen“, sagte Lou zu dem Mann, „und ich schwöre Ihnen, ich tue alles, was ich kann, um diesen Verbrecher zu finden, der ihrer Tochter das angetan hat. Und dann bringe ich ihn für eine lange, lange Zeit hinter Gitter.“
„Ja. Und ich auch.“ Während sie das sagte, warf sie Lou einen Blick zu. Und er wusste, was er zu bedeuten hatte. Sie würden ab jetzt auf ihre Art arbeiten. Ob mit seiner Hilfe oder ohne, Maxine würde diese Drehbuchautorin finden und sie über alles ausfragen, was sie zum Thema – meine Güte, er konnte kaum daran denken, ohne spöttisch das Gesicht zu verziehen – Vampire
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