GEHEIMNISSE DER NACHT
Seufzen – und offensichtlich immer noch voller Fragen – sicherte Sarafina den Deckel über ihm. Er fand die Riegel, die er von innen vorschieben konnte, und schloss sie. Dann hörte er zu, wie Sarafina sich bettfertig machte und in ihre eigene Kiste stieg.
Er lag ganz ruhig da, schloss seine Augen. Wartete. Länger als sonst dauerte es, bis der Schlaf ihn übermannte. Und selbst dann erschienen immer dieselben Bilder vor seinen Augen. Bilder von ihm – und Morgan. Nackt, umeinandergeschlungen. Sein Körper bis zum Anschlag in ihrem vergraben. Seine Zähne, die in ihr Fleisch sanken. Ihr Blut, das in seinen Körper floss. Gott, wie er sie wollte. Er wollte jeden Teil von ihr besitzen. Ihre Seele. Ihr Fleisch. Ihr Blut.
Und er wusste, es würde jetzt noch schlimmer sein. Sie hatte nicht nur einmal, sondern zweimal von ihm getrunken. Er hatte von ihr gekostet, und er wusste genau, er würde es wieder tun, wenn er nicht unglaublich vorsichtig war. Wenn er sich mit ihr vereinigte, würde er auch von ihr trinken. Sie vielleicht aussaugen. Er würde sich selbst nicht aufhalten können. Und in ihrem geschwächten Zustand würde er sie umbringen. Er würde sie umbringen.
Um alles in der Welt, er wollte Morgan De Silva nicht umbringen. Er wollte … er wollte sie lieben.
Schade nur, dass er nicht dazu in der Lage war, irgendwen zu lieben.
Keith
16. KAPITEL
Maxine und Lou saßen im Wartezimmer des Krankenhauses, wo sie auch schon die letzten vier Stunden verbracht hatten. Es war Tag geworden. Stormys Eltern waren verständigt und endlich in ein kleines Privatzimmer gebracht worden, wo sie jetzt auf Nachrichten warteten. Es waren bisher keine gekommen. Überhaupt keine. Es war die grausamste Folter, die Lou sich vorstellen konnte. Die bei der CIA sollten davon Gebrauch machen. Einfach den Eltern nicht sagen, wie es ihrem verwundeten Kind ging, bis sie jedes Geheimnis, an das sie sich erinnerten, ausgeplaudert hatten. Verdammt, das würde jedes Mal funktionieren.
„Ich muss Jay erreichen. Jason Beck.“ Maxine dachte laut nach. „Er muss es auch wissen.“
Lou gefiel es gar nicht, seine ansonsten so lebensfrohe Maxine so zu sehen. Sie war blass und aufgewühlt. Als hätte ihr jemand mit einer Keule zwischen die Augen geschlagen, und das war kein Wunder. Er erinnerte sich an den Jungen, von dem sie sprach. Er war der Dritte in ihrem unzertrennlichen Team gewesen, während der Highschool und später am College. „Weißt du, wo du ihn findest?“
Sie schüttelte langsam den Kopf und schwieg eine ganze Zeit. Dann endlich sprach sie erneut. „Wahrscheinlich ist es besser so“, sagte sie. Und es dauerte etwas, bis Lou klar wurde, dass sie immer noch über Jason Beck sprach. Er fragte sich, wie man den Kontakt zu jemandem verlieren konnte, dem man früher so nahegestanden hatte. Aber die Zeit verging. Alles Mögliche konnte passieren.
„Warum sagst du das?“
„Ach komm, Lou. Du weißt es genauso gut wie ich. Die haben herausgefunden, dass ich dir von der DPI erzählt habe.“
Er vermied es, sie anzuschauen.
„Nur so ergibt alles einen Sinn. Die bringen Stormy um und schieben es dir in die Schuhe. Es ist eine Nachricht für mich. Eine Lektion. Damit ich es nie wieder irgendwem erzähle. Die zerstören zwei Menschen, die ich lie… – die mir nahestehen. Genau wie dieser Stiles es mir angedroht hat. Die Frage ist nur, woher weiß er, dass ich es dir erzählt habe?“
Langsam hob Lou seinen Kopf, sein Mund war plötzlich trocken. „Ich habe gestern Nacht noch jemanden angerufen.“
Maxine wurde ganz ruhig. Sagte nichts, starrte ihn nur an und flehte mit ihren Augen, ihr nicht zu erzählen, was er ihr erzählen würde.
„Den Freund von mir, der bei der CIA arbeitet. Ich habe ihn gebeten, alles in seiner Macht Stehende über die DPI herauszufinden. Ich habe ihm gesagt, dass ich sie im Verdacht habe, irgendwelche verdeckten Operationen in White Plains durchgeführt zu haben, bis vor fünf Jahren das Hauptquartier abgebrannt ist. Ich habe weder dich noch den Mann, den du gesehen hast, erwähnt.“
„Das musstest du auch nicht.“ Sie schluckte krampfhaft. „Ich habe dich gebeten, mit niemandem darüber zu sprechen, Lou. Wie konntest du mir das antun?“
„Hey, Max, komm schon. Ich hatte doch keinen Grund anzunehmen, dass … so etwas passieren würde.“
„Keinen Grund? Doch, du hattest einen. Ich habe es dir gesagt. Ich habe dir gesagt, dass sie meine Freunde bedrohen und meine Mutter, und du hast
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