GEHEIMNISSE DER NACHT
schwebte auf dem Nachglühen dieser intensiven Befriedigung. Ich war warm, ihr Blut pumpte in mir und verlieh mir Kraft.
Nach und nach nahm ich im Raum ein langsames, rhythmisches Klatschen wahr. Ich blinzelte, hob meine Augen, stellte sie scharf und sah Sarafina, die am anderen Ende des Raumes stand und applaudierte. „Gut gemacht, Dante. Wirklich sehr gut gemacht.“
Ich sah hinab zu der Frau unter mir. Ihre Augen standen weit offen und umwölkten sich bereits. Und ihr Hals – Gott, ich hatte nicht nur hineingebissen, ich hatte eine tiefe klaffende Wunde in ihn gerissen. Ich hatte ihr Fleisch zerfetzt, ihre Ader durchtrennt, durch die Muskeln gebissen und ihre Luftröhre freigelegt. Ich beeilte mich, von ihr herunterzukommen, aber ich sah alles. An ihren Brüsten, ihren Armen, ihren Schultern, sogar an ihrem Kiefer waren kleinere Wunden. Sie bluteten, aber nur wenig. Ich hatte mit meinem hungrigen Mund nicht viel von ihrem Nektar entkommen lassen. Ihre Mitte war aufgerissen und blutig von der Gewalt, mit der ich auf sie eingerammt hatte.
Ich legte eine Hand über meinen Mund, doch als ich sie wieder wegzog, hatte sie Spuren von scharlachrotem Blut an sich. Mein Gesicht war damit verschmiert, ich wusste es. Ich hatte mein Gesicht in dieser Wunde vergraben, hatte danach gelechzt, mehr von ihr in mich aufzunehmen. Mein ganzer Körper war ein einziger Beweis für diese Bluttat.
Es war auf meinen Händen, auf meiner Brust.
Erschüttert drehte ich mich zu Sarafina um. „Warum hast du mich nicht aufgehalten? Warum?“
„Dich aufhalten?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe sie zu dir geschickt, Dante. Manche Lektionen lernt man nur, indem man sie lebt. Jetzt weißt du, was passiert, wenn du deine Leidenschaft an einer Sterblichen ausleben willst. Lass es. Sklaven oder andere Vampire sind die einzigen sicheren Optionen, wenn du vorhast, nicht zu töten. Andererseits hast du jetzt vielleicht deine Meinung geändert, wo du weißt, wie gut es ist.“
„Ich töte nicht.“
„Jetzt tust du es. Wie ein Wolf, ein Hai oder jedes andere Raubtier bist du auf den Geschmack gekommen, Dante. Du wirst es wieder tun. Wir sind Raubtiere. So sind wir eben. Aber darüber können wir uns später streiten. Jetzt müssen wir diesen Ort verlassen, ehe entdeckt wird, was heute Nacht geschehen ist. Wickel die Schlampe in Decken und wasch dich. Ich packe deine Sachen.“
„Aber …“
„Kein Aber. Sie hat bereits einen Brief geschrieben, in dem sie den Haushalt davon in Kenntnis setzt, dass sie mit dem Stallburschen davongerannt ist. Ich habe ihr tatsächlich einreden können, du nimmst sie mit uns, wenn du erst einmal von ihrem herrlichen Körper gekostet hast.“ Sie legte ihren Kopf zurück und lachte anmutig. „Ich muss schon sagen, Dante, du hast es ihr gut besorgt. Ich hatte ja keine Ahnung, dass du so ein wilder Hengst bist.“
„Halt den Mund, Fina.“ Ich sah, wohin ihr Blick fiel, und richtete meine Hosen. „Du bist meine Tante, lieber Gott.“
„Gott hat nichts damit zu tun, mein Junge. Und ich bin nicht nur deine Tante – deine Urgroßtante –, ich bin auch deine Mutter, deine Erzeugerin, und deine Schwester. Die Blutsbande der Vergangenheit haben keine Bedeutung mehr. Wir sind jetzt eine neue Art der Familie. Und ich könnte nehmen, was du ihr gegeben hast, und noch mehr, ohne dabei Schaden zu nehmen.“
Ich starrte sie kalt an. „Die Blutsbande der Vergangenheit bedeuten mir immer noch etwas, Sarafina. Und ich verspreche dir, wir werden nie auf diese Art zusammen sein.“
Schmerz und Wut konnte ich in ihren Augen lesen. Vielleicht war sie schon so lange untot, dass der Anstand der Sterblichen ihr nichts mehr bedeutete, vielleicht hatte sie das alles auch vergessen. Aber ich noch nicht. Meine Worte hatten sie wirklich getroffen. Aber sie waren ernst gemeint. Und auch wenn ich sie für das hasste, was sie mir in dieser Nacht angetan hatte, wusste ich doch, ich hatte eine wichtige Lektion gelernt.
Ich durfte nie wieder eine körperliche Beziehung mit Sterblichen eingehen.
Morgan schloss das Buch und blinzelte schockiert. Es hatte Ausnahmen gegeben. Etwas über Sklaven, was sie alles andere als anziehend fand. Etwas über „die Auserwählten“, was sie noch weniger verstand. Und andere Vampire.
Nichts darüber, wie man andere Vampire erschuf. Nichts über irgendetwas Hilfreiches – nur wusste sie jetzt, warum Dante nicht mit ihr schlafen wollte.
Und sie hielt das ebenfalls für das Beste. Sie wollte
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