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Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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inzwischen, drei Jahre nach Kriegsende, war bereits bekannt, dass sich die Nazi-Größen mit Vorliebe in den besetzten Gebieten und bei jüdischen Eigentümern bedient hatten. Der amerikanische Ermittler hatte seine Hausaufgaben gemacht: Er konfrontierte Speer mit dem privaten Erwerb von Bildern – wahrscheinlich aus jüdischem Besitz –, die er in Berlin durch das dubiose Auktionshaus Hans Lange ersteigert hatte.

    Fotos der Spandauer Häftlinge kamen nur selten in die Öffentlichkeit. Speer im Garten des Gefängnisses.
    ullstein bild, Berlin (Sakowitz(L))
    Speer bestätigte sogar, er »habe häufig Dinge bei Auktionen der Firma Lange gekauft«. Hans Lange war schon längst zu einem der bedeutendsten Kunsthändler des Nazi-Reichs und dessen Führungsriegeaufgestiegen – als Nachfolger des jüdischen Auktionators Paul Graupe, der vor seiner Flucht 1937 seinem stramm nationalsozialistischen Mitarbeiter Lange das Geschäft vermachte – vermachen musste. Bald wurde Hans Lange Hitlers Chefeinkäufer in den besetzten Gebieten, vor allem in Frankreich nach 1940. Schwer vorstellbar, dass Speer Langes Aktivitäten und die Herkunft der Bilder aus jüdischen Zwangsverkäufen verborgen blieben. Speer verschleierte die Existenz und den wahren Umfang seiner Bildersammlung. Seine Aussage, nach 1937 habe er keine Gemälde mehr erworben, weil die Preise dann enorm gestiegen seien, war eine glatte Lüge.

    »Viel im Verborgenen«: Bernard Taper befragte Speer über den Verbleib von dessen Bildersammlung. Foto aus dem Jahr 2005.
    Laif, Köln (Redux/The New York Times/Heidi Schumann)
    Ferner behauptete er, bei Karl Haberstock nur Bilder »für die Gebäude« gekauft zu haben, niemals für sich persönlich. Der Berliner Galerist war – neben Lange – einer der bedeutendsten Kunsthändler für das braune Establishment. Und im Allgemeinen war er nicht gerade wählerisch bei der Antwort auf die Frage, woher die Bilder kamen. Tatsächlich hatte Speer Bilder nach 1937 erworben, und zwar nicht nur für das Ministerium, sondern auch für den Eigenbedarf, wie aus den Einkaufs- und Verkaufslisten des Augsburger Haberstock-Archivs hervorgeht. Heute lassen sich die Gemälde identifizieren, die Speer für die eigene Sammlung erworben hat – und somit seine Täuschung.
    »Ich hatte eine kleine Sammlung romantischer Gemälde mit deutscher Kunst aus dem 19. Jahrhundert. Ein Teil dieser Gemälde ging nach Zell am See. Die gesamte Sammlung hatte 1937 einen Wert von etwa sechzig- bis siebzigtausend Reichsmark (RM). Nach 1937 habe ich keine Gemälde mehr erworben, weil die Preise dann enorm angestiegen sind.«
    Auszug aus dem Verhörprotokoll vom 9. April 1948 im Alliiertengefängnis Spandau
    Rund siebzig Jahre lang bewahrten zwei Bilder exemplarisch Albert Speers Geheimnis. Im Juni 1938 kaufte der damalige Generalbauinspektor Berlins auf seinen Namen »Professor Albert Speer, Chrlottenbg.« für 5600 Reichsmark das Gemälde »Italienische Landschaft« von Jakob Philipp Hackert, besser bekannt als »Landschaft mit Motiven des Englischen Gartens von Caserta«, mit der Ansicht von Neapel im Hintergrund. Haberstock wiederum hatte das Gemälde vier Monate zuvor bei der Galerie Paffrath in Düsseldorf erworben. Es handelte sich um ein besonders eindrucksvolles frühromantisches Werk des 1737 in Prenzlau (Uckermark, Brandenburg) geborenen und 1807 in Florenz verstorbenen Künstlers, der das 96 x 134 cm große Bild »Öl auf Leinwand« 1795 mit dem Namen »Filippo Hackert« signierte. Der Deutschrömer galt bereits zu Lebzeiten als einer der berühmtesten Landschaftsmaler Roms und erhielt neben anderen auch Aufträge von König Ferdinand IV. von Neapel.

    Jakob Philipp Hackerts 1795 entstandene »Landschaft mit Motiven des Englischen Gartens von Caserta« war eines der Bilder aus Speers Sammlung, die nach dem Krieg als verschollen galten.
    Kunstmuseum Düsseldorf
    Im März 1939 ging laut Verkaufsliste die »Böcklin zugeschr. »Röm. Landschaft« für 8500 Reichsmark in das Eigentum von »Prof. Albert Speer, Charlbg.« über. Dabei handelte es sich um das 1851 entstandene romantische Gemälde »Landschaft aus den Pontinischen Sümpfen« des Schweizers Arnold Böcklin (1827–1901), eine unvollendete Ölskizze von 73 x 98 cm. Das Bild hatte Böcklin unter dem Eindruck seiner Düsseldorfer Zeit als Student von Johann Wilhelm Schirmer gemalt und zeigte Parallelen zum Werk des Lehrers. Beide Gemälde sollten erst viele Jahrzehnte später wieder auftauchen –

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