Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
Vom Netzwerk:
Bilder. In den zehn Jahren bis zum Kriegsende 1945 fand der größte systematische Kunstraub der Geschichte statt. Bedienten sich Hitler, Göring, Speer und Konsorten mithilfe willfähriger Kunsthändler vor 1939 vor allem bei Notverkäufen verfolgter Juden, so plünderten sie ab Kriegsbeginn durch brutale und ungesetzliche Beschlagnahmungen Kunstwerke in gigantischem Stil in den besetzten Nachbarländern, vor allem in Polen, Holland, Österreich und Frankreich. Speer war im Auftrag Hitlers für die Umsetzung zahlreicher Maßnahmen des kulturellen Programms zuständig, einschließlich illegaler »Konfiszierungen«. Sukzessive landeten viele Kunstgegenstände von Wert bei den Führungsköpfen des Regimes.

    »Wahrer Wettkampf um Kulturgüter«: Göring und Hitler begutachten ein Gemälde.
    bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Berlin (N.N.)
    Meist ist von der Sammelwut Adolf Hitlers für sein geplantes »Führer-Museum« in seiner Heimatstadt Linz sowie von den Kunstraubzügen seines dekadenten Reichsmarschalls Hermann Göring die Rede, doch der Name Albert Speer wird in diesem Zusammenhang selten erwähnt. Dabei verfügte er bereits ab 1937 als Generalbauinspektor für den Umbau Berlins über gewaltige finanzielle Mittel, um Gemälde zu kaufen. Als Mäzen förderte er die Karriere zahlreicher Künstler, die dem Regime genehm waren – wie beispielsweise die Bildhauer Arno Breker und Josef Thorak, denen er Aufträge im Gesamtwert von über 27 Millionen (!) Reichsmark zuschanzte. »Allein Speers Behörde kaufte tausende Bilder, und auch er persönlich nutzte spätestens während der Pariser Besatzungszeit ab Mitte 1940 seine exponierte Stellung, um im großen Stil einzukaufen«, erklärt der Historiker Jonathan Petropoulos.
    Speer gilt in der öffentlichen Wahrnehmung bis heute nicht als Kunsträuber. Doch durch seine herausragende Stellung im Hitler-Regime und der gewaltigen finanziellen Ausstattung besaß er auch alle Möglichkeiten, sich persönlich zu bereichern. Er war clever und diskret genug, seinen Sammelwahn geheim zu halten.
    Jonathan Petropoulos, Speer- und Kunstexperte
    Albert Speer überwachte darüber hinaus zahlreiche Bunker, in denen Kunstobjekte zum Schutz vor alliierten Bombenangriffen verstaut wurden – reichlich Gelegenheit also für das Organisationstalent, auch seine Privatsammlung aufzustocken. In seinen Erinnerungen fielen ihm zum Thema »Kunstraub« und »Sammelwahn« nur die Beutezüge der anderen ein, doch seine eigenen Aktivitäten verschwieg er dezent. Demnach sandte Hitler »seine Kunsthändler in die besetzten Gebiete, um dort den Bildermarkt absuchen zu lassen, und entfesselte auf diese Weise bald einen Bilderkrieg zwischen seinen Händlern und denen Görings, der schärfere Formen anzunehmen begann, bis Hitler schließlich seinen Marschall zurechtwies und damit die Rangordnung auch gegenüber den Kunsthändlern ein für alle Mal wiederherstellte«. Nur Speers eigene Käufe bei ebenjenen (Nazi-)Kunsthändlern wie Karl Haberstock und Hans Lange waren ihm nicht erwähnenswert – aus gutem Grund: Denn der Rüstungsminister hatte rechtzeitig vor Kriegsende seine wertvolle Bildersammlung versteckt. Dokumente existierten kaum, und den Siegermächten verheimlichte er seine kostbare Leidenschaft.

    »Bis zum bitteren Ende«: Speer als Mitglied der letzten »Reichsregierung« mit Dönitz und Jodl nach der Gefangennahme in Flensburg, 23. Mai 1945.
    ullstein bild, Berlin (N.N.)

    »Ich hätte wissen können, wenn ich hätte wissen wollen«: Speer während seiner Aussage vor dem Internationalen Militärtribunal in Nürnberg, Juni 1946.
    ullstein bild, Berlin (Nowosti)

    »Bewahrende Einsamkeit«: Das Alliierte Kriegsverbrechergefängnis in Berlin-Spandau, in dem Speer nach der Verurteilung seine Strafe verbüßte.
    Süddeutsche Zeitung Photo, München (N.N.)
    Nach seiner Gefangennahme und der Verurteilung vor dem Nürnberger Tribunal zu 20 Jahren Haft wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit bekam Hitlers selbst ernannter »Freund« Besuch im Alliiertengefängnis Spandau. Am 9. April 1948 verhörte Bernard B. Taper von der US-amerikanischen Militärbehörde für Deutschland mit Sitz in Karlsruhe Albert Speer. Taper hatte den Auftrag seiner Dienststelle für die Wiederbeschaffung von Kunstgegenständen, den Kriegsverbrecher mit der Häftlingsnummer 5 nach seinen Vermögensgegenständen zu befragen, speziell nach dem Erwerb und Besitz von Bildern. Denn

Weitere Kostenlose Bücher