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Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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durch einen kuriosen Zufall.

    Auch das unvollendet gebliebene Gemälde »Landschaft aus den Pontinischen Sümpfen« von Arnold Böcklin hatte Speer Mitte der 1930er-Jahre erworben.
    Privat
    In dieser Zeitspanne um 1937/38 herum waren auf dem Kunstmarkt viele Bilder zu haben, die aus Notverkäufen jüdischer Verfolgter und Vertriebener auf dem Weg ins sichere Ausland stammten und häufig unter Wert durch Galerien und Auktionshäuser aufgekauft wurden. Albert Speer kaufte bei Haberstock bis Mai 1940 insgesamt sechs Bilder für den Eigenbedarf – und hüllte sich hinsichtlich dieses wichtigen Details nach dem Krieg gegenüber seinem amerikanischen Fragensteller in Schweigen. Dennoch gab Speer im weiteren Verlauf des Verhörs in Spandau im April 1948 einen dezenten Hinweis auf den Verbleib des Hackert- und des Böcklin-Gemäldes sowie der insgesamt gut 30 Bilder, die er auf eigene Rechnung kaufte und die jahrzehntelang verschollen bleiben sollten. Denn in den letzten Monaten des Zusammenbruchs des »Tausendjährigen Reichs« sorgte der Rüstungsminister dafür, dass nicht all seine Besitztümer in die Hände der Alliierten fielen – wenn er denn überleben würde.
    Ein erfahrener Verhörspezialist muß sich immer bewußt sein, dass er nicht das wahre Gesicht seines Gegenübers zu sehen bekommt – egal, wie glaubwürdig oder wertvoll dessen Antworten sein mögen. Verständlicherweise liegt immer noch vieles im Verborgenen.
    Bernard B. Taper, Speers Verhöroffizier
    »Der größere Teil meiner Sammlung ging nach Hamburg. Ich weiß nicht, wo sie gelagert wurden, aber Professor Hettlage sollte das wissen«, beichtete er seinem amerikanischen Verhöroffizier Bernard Taper, wohl hoffend, dass sich diese diffuse Spur dann verlieren würde. Und genau das tat sie, denn die alten Seilschaften und unausgesprochenen Schweigegelübde aus Speers Ministerium überdauerten den verlorenen Krieg. SS-Hauptsturmführer Karl Maria Hettlage war ehemals Büroleiter in Albert Speers Behörde als Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt, dann Finanzchef in Speers Rüstungsministerium sowie dessen Vertreter und wurde später in der Bundesrepublik Staatssekretär im Finanzministerium. Speers Kalkül ging auf. Hitlers Günstling und Rüstungsminister wusste im Frühjahr 1945 längst, dass das Ende nahte – und dass er für den sicheren Verbleib seiner mittlerweile kapitalen Sammlung, bestehend aus gut drei Dutzend Werken von Jakob Philipp Hackert, Arnold Böcklin und anderen, sorgen musste. Und so war er gewiss erleichtert, seine Bilder in den Händen eines zuverlässigen Freundes zu wissen, bei dem keine Querverbindungen zu ihm nachzuweisen waren und der sie für ihn verwahren würde, bis die turbulenten Zeiten sich wieder völlig beruhigt hatten. Albert Speer konnte sicher sein, dass seine Sammlung gut versteckt war.

    Professor Karl Maria Hettlage (Foto aus den 1960er-Jahren) half, die Spuren der Speer’schen Bilder zu verwischen.
    Süddeutsche Zeitung Photo, München (N.N.)

    Robert Frank versteckte die Bildersammlung Albert Speers vor den alliierten Siegermächten.
    Aus Broschüre Namensgebung Erdgaskraftwerk Robert Frank
    Die Odyssee der versteckten Bilder
    Ein Freund hatte sich der Bilder angenommen. Dr. Robert Frank und seine französische Frau Marguerite bewohnten seit der »Machtergreifung« Hitlers im Jahr 1933 das Gut Sigrön bei Bad Wilsnack, auf halber Strecke zwischen Berlin und Hamburg. Der 1879 geborene ehemalige Generaldirektor der Preußischen Elektrizitäts-AG Berlin und Mitbegründer der Braunkohlen-Industrie-AG »Zukunft« in Weisweiler bei Düren war wohl durch die Hochzeit mit der Elsässerin aus Straßburg im Jahr 1932 bei den Nazis in Ungnade gefallen, bekam »politische Schwierigkeiten« und verlor seine Positionen in der Industrie. Doch der Freund der Familie Speer beauftragte den 28-jährigen Jungarchitekten Albert 1933 mit dem Umbau seines Gutes im Brandenburgischen – und stand fortan gleichsam unter dessen Schutz. Dr. Robert Frank war ein Mann von Speers Vertrauen. Und somit wurde er zum Treuhänder von Speers geheimer Bildersammlung.
    Mitte April 1945 – drei Wochen vor der Kapitulation – war in Berlin das nahende Ende zu spüren. Reisen in die Reichshauptstadt hinein und aus der Stadt hinaus bedeuteten ein hohes Risiko. Doch Albert Speer nahm es auf sich, denn er hatte noch wichtige Geschäfte zu erledigen. Am 22. April 1945 fuhr der Rüstungsminister nach Gut Sigrön, um seinem dort weilenden

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