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Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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sie in die zweite Reihe verbanne. Inwiefern diese Behauptung den Tatsachen entspricht, lässt sich heute kaum mehr nachvollziehen – Hitler schritt schließlich die Front der schnurgerade aufgereihten, die Gewehre präsentierenden Reichswehrsoldaten ab, die SS blieb im Hintergrund. Rommel seinerseits marschierte, den Degen gezogen, mit stolzgeschwellter Brust einige Meter hinter dem »Führer«. Noch nahm dieser keine besondere Notiz vom Bataillonskommandeur des Jägerregiments. Ein militärischer Händedruck, ein paar Worte über den »Pour le Mérite« – das war alles.
    Im Jahr 1935 übernahm Rommel eine neue Aufgabe als Lehrgangsleiter an der neu ins Leben gerufenen Kriegsschule in Potsdam. Zwei Jahre später glaubte das Reichskriegsministerium in ihm den richtigen Mann für den Posten des Verbindungsoffiziers zur Reichsjugendführung gefunden zu haben. Doch die Aufgabe, das Millionenheer der in der Hitlerjugend (HJ) organisierten Jugendlichen und insbesondere ihre vormilitärische Ausbildung unter die Fittiche der Wehrmacht zu bringen, erwies sich für Rommel als eine Nummer zu groß – zumal er ein ums andere Mal mit »Reichsjugendführer« Baldur von Schirach aneinandergeriet. Diesem legte er nahe, zuerst einmal seinen Wehrdienst abzuleisten, bevor er sich wie ein »kommandierender General« aufführe. 1938 gab Rommel den Posten stillschweigend wieder ab.

    »Mit stolzgeschwellter Brust«: Parade während des Hitlerbesuchs zum »Reichsbauerntag« in Goslar 1934. Rommel marschiert rechts außen (mit Stahlhelm).
    Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Stuttgart
    Inzwischen hatte das 1937 erschienene Buch Infanterie greift an – das bis 1945 immerhin über 400000-mal verkauft werden sollte – seinen Namen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht. Dass das Werk auch an höchster Stelle wahrgenommen wurde, dafür sorgten unterdessen einflussreiche Förderer; allen voran Nicolaus von Below. Dieser war auf der Infanterieschule in Dresden einer der eifrigsten Schüler Rommels gewesen und hatte mittlerweile als Luftwaffenadjutant Hitlers Zugang zum engsten Führungszirkel. Below war es, der den Diktator auf Rommels Buch aufmerksam machte. Zudem brachte er bei Hitler, der stets nach »tüchtigen Frontoffizieren ohne Generalstabsvorbildung« Ausschau hielt, ein ums andere Mal den Namen seines ehemaligen Mentors ins Spiel. Später sollte vor allem die enge Freundschaft mit dem von Hitler sehr geschätzten Wehrmacht-Chefadjutanten Rudolf Schmundt Rommel einen direkten Draht zum obersten Feldherrn garantieren – unter Umgehung des Generalstabs. Während der Sudetenkrise Anfang Oktober 1938 wurde Rommel das Kommando über das »Führerbegleitbataillon« übertragen. In dieser Funktion erlebte er die Begeisterung der Menschen im Sudetenland, die dem Diktator wie einem Messias zujubelten und die Fahrt des »Führers« zu einem einzigen Triumphzug werden ließen. Rommel selbst erlag ebenfalls zunehmend der Faszination Hitlers und machte sich auch während sogenannter »Nationalpolitischer Schulungskurse« die krude Gedankenwelt des Diktators zu eigen: »[Der] Soldat muß heute politisch sein, denn er muß stets einsatzbereit sein für die neue Politik«, schrieb er an seine Frau, nachdem er Hitler reden gehört hatte.

    »Direkter Draht zum Führer«: Mit Nicolaus von Below (2. v. links) und Rudolf Schmundt (rechts) hatte Rommel einflussreiche Förderer in der Militärführung.
    Bayerische Staatsbibliothek, München (Fotoarchiv Hoffmann)

    »Einzigartiger Triumphzug«: An Hitlers Seite erlebte Rommel im Oktober 1938 beim Einmarsch ins Sudetenland den Jubel der deutschstämmigen Bevölkerung.
    bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Berlin (Bayerische Staatsbibliothek/Archiv Heinrich Hoffmann)
    »Die deutsche Wehrmacht ist das Schwert der neuen deutschen Weltanschauung.«
    Rommel, Brief an seine Frau, 2. Dezember 1938
    Im November 1938 berief ihn Hitler zum Kommandeur der Kriegsschule Wiener Neustadt. Das altehrwürdige Institut sollte nach dem Willen des Diktators die modernste Kriegsschule Europas werden, und der unkonventionelle Rommel schien ihm für diese Aufgabe der richtige Mann zu sein. Viel Zeit zur Entfaltung in der ein halbes Jahr zuvor dem Reich »angeschlossenen« sogenannten »Ostmark« blieb Rommel freilich nicht: Schon im März 1939 stand der nächste Sonderauftrag an – diesmal war es die »Erledigung der Rest-Tschechei«. Erneut befehligte Rommel das »Führerbegleitkommando«, mit

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