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Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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hatte für seine ehrgeizigen Pläne auch ihr Leben aufs Spiel gesetzt – sich selbst dabei freilich nicht geschont. »Vergießt Schweiß – aber kein Blut«, sollte eines jener geflügelten Worte werden, die Rommel später zugeschrieben wurden. Für diesmal zumindest war sein Vabanquespiel gut gegangen.
    Die Erstürmung des Monte Matajur war der Höhepunkt von Rommels Kampfeinsätzen im Ersten Weltkrieg – sie wurde für ihn aber auch noch auf andere Weise zu einer prägenden Erfahrung. Vor dem Beginn der Offensive hatte die deutsche Armeeführung für den Bezwinger der Felsenfestung den »Pour le Mérite«, die höchste preußische Tapferkeitsauszeichnung, ausgelobt. Doch bald musste Rommel feststellen, dass gleich zwei anderen Offiziere diese Ehre zuteil wurde, die nach seiner Meinung nur ihm zukam: Zum einen erhielt Ferdinand Schörner, ein Leutnant des mit den Württembergern konkurrierenden bayerischen Regiments und später im Zweiten Weltkrieg berüchtigter Feldmarschall, den begehrten »Blauen Max«. Doch damit nicht genug: Auch ein Leutnant eines in der Nähe eingesetzten schlesischen Infanterieregiments bekam die Auszeichnung schon einen Tag nach der Eroberung der Felsenfestung an die Uniform geheftet– und zwar von Kaiser Wilhelm II. persönlich. Rommel war entrüstet und reichte schriftlich seine Beschwerde ein. Die Sache zog Kreise bis hinauf ins Militärkabinett des Kaisers. Erst im Dezember wurde in Berlin entschieden, dass auch Rommel den »Pour le Mérite« erhalten sollte – freilich gemeinsam mit seinem Regimentskommandeur, der ihm eigentlich schon den Rückzug befohlen hatte, bevor der Gipfel erobert war. Rommel bestärkte diese offensichtliche Zurücksetzung sowie die Tatsache, dass er die ihm zustehende Auszeichnung nur auf dem Beschwerdeweg erkämpfen konnte, in seinen Minderwertigkeitsgefühlen gegenüber seinen adligen Offizierskollegen sowie seinen Vorurteilen gegen die Welt der Stäbe und militärischen Dienststellen in der Etappe.
    Es war deshalb sicherlich ganz und gar nicht in seinem Sinne, dass er kurz vor Torschluss noch von der Front weg zu einer dieser Stabseinheiten abkommandiert wurde. Auch dort gingen die Kränkungen weiter: In seiner Dienststelle war er, wie er bald feststellen musste, der einzige Offizier mit dem im Ersten Weltkrieg nur knapp 700-mal verliehenen »Pour le Mérite«. Als Wilhelm II. den Stab besuchte, wurde Rommel von seinen Vorgesetzten demonstrativ in den Hintergrund verbannt. Doch der Kaiser entdeckte den Träger des »Blauen Max« in der Menge und holte ihn nach vorn. Dass Wilhelm sogar die Hintergründe der Verleihung noch parat hatte, sicherte ihm Rommels Sympathie. Dennoch war er froh, als er Ende 1918 wieder zu seinem alten Regiment zurückkehren konnte.

»Die Leute lassen sich für mich in Stücke hauen«: Rommel (rechts) mit einem Gebirgsschützen seiner Division, 1917.
    Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Stuttgart

    »Pour le Mérite«: Für die Eroberung des Matajur erhielt Rommel gemeinsam mit seinem Regimentskommandeur Theodor Sproesser (links) den begehrten Tapferkeitsorden.
    Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Stuttgart

Soldat in der Republik
    Inzwischen hatte sich die militärische und politische Lage im Reich gründlich geändert. Der Krieg war zu Ende, der Kaiser hatte abgedankt. Die Macht lag vielerorts in den Händen von Roten Räten, im Land herrschte Bürgerkrieg. Chaos, Hunger und Kälte bedrohten das Leben der Menschen. Doch während der Schock der Niederlage und die von den meisten Soldaten abgelehnte Revolution zahlreiche ehemalige Frontkämpfer politisierten, blieb Rommel, was er immer gewesen war: ein »Nur-Soldat«, der die neue, republikanische Ordnung nicht wie viele andere Offiziere in Freikorpsverbänden bekämpfte.
    Die Siegermächte des Ersten Weltkriegs hatten der deutschen Republik nur knapp 100000 Mann als Streitmacht zugestanden. Rommel, der sich für eine Weiterverwendung in der Reichswehr bewarb, hatte Glück und konnte bei der Truppe bleiben. Ende 1921 wurde er Chef einer Maschinengewehrkompanie in Stuttgart – und blieb es fast acht Jahre lang. Dann erhielt er – immer noch als Hauptmann – eine Berufung als Lehrer an der Infanterieschule in Dresden. Dort machte er sich Gedanken über die Kriegszeit, fragte nach den Ursachen der Niederlage und kam zu dem Ergebnis, dass das Heer in seiner alten Organisationsform den Erfordernissen eines modernen Krieges nicht gewachsen war. Im Krieg hatte sich Rommel

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