Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
Kommandeur und dem eigenen Divisionsstab keineswegs immer aufrechterhalten werden konnte – und auch die deutsche Armeeführung nicht wusste, wo Rommels »Gespenster« eigentlich gerade kämpften. Doch Rommel hatte wieder einmal das Glück des Tüchtigen. Die Verteidiger waren von der Wucht des deutschen Angriffs derart geschockt, dass sie zu einer systematischen Gegenwehr nicht mehr in der Lage waren. Als der erste Teil des Feldzugs für Rommel am 1. Juni vor Lille endete, hatte seine Division bei geringen eigenen Verlusten mehr als 7000 französische Gefangene gemacht, eine große Zahl von französischen Panzern erbeutet und mehrere hundert weitere zerstört. Rommel erhielt für seine Leistungen das Ritterkreuz und wurde weiterhin von Hitler persönlich hofiert.
»Das Publikum ist tief beeindruckt«: Für den Kinofilm »Sieg im Westen« wurden später zahlreiche spektakuläre Szenen nachgestellt.
Bundesarchiv Koblenz (Bild 183-L17802)
Ja, wenn wir den Führer nicht hätten. Ich weiß nicht, ob es einen anderen deutschen Mann geben würde, der die Kunst der militärischen Führung und auch der politischen Führung in gleichem Maße so genial beherrscht.
Rommel, April 1940
Rommel genoß Hitlers besonderes Vertrauen, das er sich durch seine rasche und wirkungsvolle Kriegführung im Frankreich-Feldzug erworben hatte.
Nicolaus von Below, Als Hitlers Adjutant
Die Wertschätzung des Kriegsherrn hatte jedoch auch eine Kehrseite. Als »Günstling Hitlers« genoss Rommel bei der militärischen Führung kein besonders großes Ansehen. General Hermann Hoth, Rommels Vorgesetzter als Kommandeur des XV. Armeekorps, bescheinigte diesem zwar, dass er »neue Wege in der Führung einer Panzerdivision beschritten« habe. Generalstabschef Franz Halder jedoch bezeichnete ihn als »verrückt gewordenen General«, der sich wiederholt über Befehle von oben hinweggesetzt hatte. Doch nichts ist erfolgreicher als der Erfolg. Das musste auch die Armeeführung anerkennen. Schon während des Feldzugs hatte sie umfangreiches Material für einen abendfüllenden Kinofilm drehen lassen, der schließlich ein halbes Jahr später unter dem Titel »Sieg im Westen« in die Kinos kam. Nach der Kapitulation Frankreichs waren zahlreiche Szenen »ergänzend« nachgestellt worden, wobei auch Rommel erstmals vor einer Filmkamera agierte. Zu diesem Zeitpunkt spielte er jedoch nicht mehr als eine Nebenrolle. Entgegen einer oftmals in der Literatur geäußerten Auffassung hatte das Propagandaministerium mit dem Film nichts zu tun – im Gegenteil: Goebbels kritisierte sogar »die geschichtlichen und psychologischen Inkorrektheiten bei der Gestaltung des Filmwerks«, das »erhebliche Mängel« aufweise. Dennoch musste er zugeben, dass der Film am Ende doch überzeuge: »Das Publikum, meist Offiziere, ist tief beeindruckt!« Noch aber gab es keinen Rummel um Rommel. Den unschätzbaren Propagandawert eines Erwin Rommel sollte Goebbels erst im darauffolgenden Jahr erkennen.
Unter der Sonne Afrikas
Am 6. Februar 1941 wurde Rommel vom Oberbefehlshaber des Heeres eröffnet, dass er ausgewählt worden sei, ein deutsches Eingreifkorps in Nordafrika zu kommandieren. Am Nachmittag desselben Tages traf der General mit Hitler persönlich zusammen, der ihm für den vorgesehenen Einsatz ebenfalls Instruktionen erteilte. Ein halbes Jahr zuvor hatte der italienische Diktator Benito Mussolini Ägypten angegriffen. Er wollte hinter den Deutschen, die soeben ihren »Erbfeind« Frankreich besiegt hatten, nicht zurückstehen und sein »Nuovo Impero Romano« auf afrikanischem Boden ausbauen. Dieses bestand bis dahin vor allem aus den Kolonien Libyen und Äthiopien und sollte nach dem Willen des größenwahnsinnigen »Duce« dereinst ganz Nordostafrika umfassen. Die italienische Offensive geriet jedoch schon bald vor den britischen Verteidigungsstellungen ins Stocken. Als die Commonwealth-Truppen im Dezember 1940 eine Gegenoffensive starteten, fiel die italienische Front wie ein Kartenhaus zusammen. Binnen acht Wochen wurden die Italiener 800 Kilometer nach Westen zurückgedrängt, 130000 Soldaten gerieten in Gefangenschaft, 400 Panzer und 3000 Geschütze waren verloren. Die kläglichen Reste der Armee flohen Hals über Kopf in Richtung Tripolis. Mussolinis Kolonialreich stand vor der Auflösung – und er musste kleinlaut den deutschen Bündnispartner um Hilfe bitten, wollte er keine schmerzhafte Niederlage erleiden.
»Nordafrikanisches Desaster für Mussolini«: Im
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