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Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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die Eheleute einander zwar ein bisschen näherzubringen. In einer ihr typischen Mischung aus negativer Bilanz mit positiven Einsprengseln vertraute Marga ihrem Tagebuch an: »Nun ist das Jahr zu Ende. Was hat es doch für Kummer und Sorgen gebracht. Aber für Heini auch viel Anerkennung, Aufstieg, u. Ehren. Unsere herrliche Reise war ein großes Erlebnis.« Zu diesem Zeitpunkt war jedoch bereits eine attraktive junge Kölnerin in Heinrich Himmlers Leben getreten, die, wie Heinz Höhne zu berichten weiß, »einen menschlich entkrampfenden Einfluß« auf den »steifen Himmler« ausübte: Hedwig Potthast.

    »Entkrampfender Einfluß«: Von Himmlers Geliebter Hedwig Potthast existieren nur wenige Fotos. Hier ihr Studienausweis der Handels-Hochschule in Mannheim vom Frühjahr 1933.
    Bundesarchiv Koblenz (Bild N1126-38-86-RS)
    Die Kaufmannstochter, Jahrgang 1912, hatte nach dem Abitur und einem Aufenthalt in England die Mannheimer Handelsschule besucht und arbeitete seit Mitte der 1930er-Jahre als Sekretärin im persönlichen Stab des »Reichsführers SS« in Berlin. Ihre Aufgabe bestand zunächst darin, über die Geschenkevergabe Himmlers an seine SS-Getreuen Buch zu führen. Darüber hinaus kümmerte sie sich um die umfangreiche Korrespondenz, die Himmlers Ahnennachweis erforderte. Hedwig war so ganz anders als die eigene Frau. Lina Heydrich erinnerte sich, dass sie »eine wunderbare Ergänzung [Himmler’scher] Unzulänglichkeiten« gewesen sei: »Erst als sie auf [Himmlers] Leben und Denken einwirkte, entwickelte er sich zu einer Weite, die wir damals … bewundert haben«, »erst da bekam er wirkliches Format«. Hedwig Potthast sei »weder kleinbürgerlich noch exzentrisch, nicht SS-mondän, sondern klug und von einer inneren Herzlichkeit geprägt«. Ihr Mann Reinhard Heydrich habe einmal über Hedwig gesagt, »daß man sich an ihr die Hände und Füße wärmen könnte«.
    An ihrem 26. Geburtstag 1938 schenkte Himmler seiner hübschen jungen Sekretärin immerhin schon mal eine Schachtel Pralinen. Weihnachten 1938, so schrieb Hedwig ihrer Schwester, »hat es zwischen mir u. ihm eine Aussprache gegeben, in der wir uns gestanden, dass wir uns unrettbar liebten«. Die junge Frau wohnte damals zur Untermiete in der Bismarckstraße in Berlin-Steglitz. Ob die Wohnung auch als Liebesnest diente, sei dahingestellt. Jedenfalls zerbrachen sich die beiden Turteltauben in den folgenden zwei Jahren den Kopf, »ob es einen anständigen Weg für uns gibt zusammenzukommen«, teilt Hedwig weiter mit. Eine Scheidung sei nicht infrage gekommen, denn »die Frau kann nichts dafür, daß sie ihm nicht mehr Kinder schenken konnte«. Himmler habe seiner Frau aber gesagt, dass er sich nicht damit abfinden werde, keine Kinder mehr zu haben, »und nach einer Lösung des Problems sucht«. Weiter schrieb sie ihrer Schwester, die beim Lesen des Briefes von einer Ohnmacht in die nächste gefallen sein muss: »Wir haben uns entschlossen, Kinder zu haben und so oft es geht zusammenzusein, ohne der Frau ihre angestammten Rechte zu nehmen.« Allerdings beschlossen die Ehebrecher, Marga die Affäre erst zu gestehen, »wenn unseres da ist und durch sein Da-Sein seine Lebensberechtigung selbst vertritt«. Im selben Brief vom Herbst 1941 teilte sie ihrer Schwägerin mit, dass der »Wunsch in Erfüllung« gegangen sei, Hedwig also ein Kind erwarte.
    »Ich will, daß die SS-Angehörigen eine rassisch wertvolle gesunde deutsche Familie gründen. Deshalb sind an die zukünftigen Frauen erscheinungsbildlich, gesundheitlich und erbgesundheitlich die höchsten Anforderungen zu stellen.«
    Verfügung Himmlers vom 18. Mai 1937
    Für Heinrich Himmler war diese Affäre und der zu erwartende Nachwuchs fast schon die logische Konsequenz seines Weltbilds. Es gelang ihm – wie schon oft –, persönliche Vorlieben und Marotten innerhalb der SS zu verankern. Himmler glaubte fest an die »arische Herrenrasse« und gedachte, mit der der SS, seiner »Schutzstaffel«, einen neuen »Ritterorden« zu schaffen, um seine Vision von »germanischer Kultur« in Europa zu verbreiten. Die Auswahl der SS-Leute erfolgte nach rassischen Kriterien: Bewerber mussten »guten Blutes« sein, mindestens 1,70 Meter groß und »vorherrschend nordischen Ursprungs«. Im Juni 1931 erklärte er auf einer SS-Führerbesprechung: »Die SS muß eine Truppe werden, die das beste Menschenmaterial, das wir noch in Deutschland haben, umfaßt, die Blutsgemeinschaft muß die SS zusammenhalten.«
    »Hedwig,

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