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Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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Arbeit.«
    Margarete Himmler, Tagebuch, 3. Juli 1938

»Den Tod geben und den Tod nehmen«: Während des Feldzugs in Polen 1939 wurden erstmals Einheiten der Waffen-SS eingesetzt.
    Süddeutsche Zeitung Photo, München (Scherl)

    »Aderlass des besten Blutes«: Soldaten der Waffen-SS in Polen. Die fanatisierte Truppe hatte hohe Verlustzahlen zu beklagen.
    United States Holocaust Memorial Museum, Washington

»Über die Grenzen vielleicht sonst notwendiger bürgerlicher Gesetze und Gewohnheiten hinaus«: Himmlers »Zeugungsbefehl« für die SS und Polizei von Ende Oktober 1939.
    Süddeutsche Zeitung Photo, München

1942 brachte Hedwig Potthast in der Klinik Hohenlychen, einem Sanatorium für NS-Prominente, still und heimlich ihren Sohn zur Welt. Ihr Arzt war der Klinikleiter und Jugendfreund von Heinrich Himmler, Professor Dr. Karl Gebhardt. Nach dem Krieg wurde Gebhardt in den Nürnberger Prozessen wegen seiner Menschenversuche an KZ-Häftlingen in seiner Klinik sowie in dem nahe gelegenen KZ Ravensbrück und im Vernichtungslager Auschwitz zum Tode verurteilt und hingerichtet. Das Kind erhielt den altnordischen Namen Helge, was in der Liste »arteigener Namen« des Reichssicherheitshauptamts so viel bedeutete wie »der Gesunde, Artreine und daher Glückliche«. Laut dem Autor Peter-Ferdinand Koch, der Hedwig Potthast 1987 – damals war sie 75 Jahre alt – interviewte, konnte das Kind allerdings »nur mit Hilfe ärztlicher Kunst am Leben erhalten werden«. Auch Katrin Himmler schreibt: »Er litt an Neurodermitis und war sein Leben lang kränkelnd. Zudem war er schüchtern gegenüber Besuchern, und Hedwig war das peinlich.«
    »Helge war so schüchtern … Nanette rettete dann einigermaßen die Situation, indem sie sich freundlich lächelnd im Arm halten ließ.«
    Hedwig Potthast, Brief an Himmler, 30. Dezember 1944
    So schrieb sie am 30. Dezember 1944 an Himmler: »Am Dienstag war ich bei Frau Bormann mit Helge. Er war mustergültig artig, wich aber nicht von meinem Rockzipfel.« Bormanns hielten den Jungen anscheinend eher für verzogen. »Onkel Heinrich ist anscheinend sehr zufrieden mit der Art und Weise, wie Helge alle beherrscht«, schrieb Bormann am 18. Februar 1945 an seine Frau. »Er betrachtet das als sicheres Zeichen für einen zukünftigen Führer. Ich schließe mich allerdings eher Deiner Meinung an!« Im Sommer 1944 folgte ein Mädchen mit dem Namen Nanette Dorothea.
    »Heinrich sagte mir gestern, daß er Bilder aufgehängt und im Haus gearbeitet und den ganzen Tag mit den Kindern gespielt habe. Er nahm auch keine Telefonanrufe entgegen, sondern widmete sich einmal ganz gemütlich seiner Familie!«
    Bormann, Brief an seine Frau, 4. Oktober 1944
    Auch wenn der Vater der unehelichen Kinder der »Reichsführer SS« war und damit eines der höchsten Ämter im »Dritten Reich« bekleidete: Für bürgerliche Verhältnisse galt die Beziehung als »Schande«, und Hedwig Potthast fürchtete von Anfang an, von den Eltern zurückgewiesen zu werden. »Daß ich ihnen diesen Kummer, denn zweifellos wird es zunächst einer sein, antun muß, ist mir unsagbar schmerzlich«, schrieb sie ihrer Schwester und bot an, ihren Namen zu ändern, damit die Eltern sie bei »den Leuten« als verheiratet ausgeben könnten. Tatsächlich reagierten die Eltern schockiert. »Ich befürchte, Hedwig, dass es nie zu einer Versöhnung [mit den Eltern] kommen kann«, schrieb Hedwigs Schwägerin Hilde Potthast. »Sie würden jederzeit alles verzeihen, wenn Du Dich von ihm trennen würdest oder wenn er sich für Dich freimachte. Dein Zusammenleben mit ihm ist das Härteste an der ganzen Sache. … Die Eltern leiden ganz schrecklich darunter.« Auch Hedwigs Schwester, deren Antwort Katrin Himmler zitiert, reagierte entsetzt. Sie schrieb, dass es »ihr schwerfalle, Hedwigs Entschluß zu billigen, ein Leben zu führen, ›das völlig entgegengesetzt ist einer bürgerlichen Ordnung‹. Aber vielleicht, so versuchte sie sich selbst zu trösten, würden ja ›die Leute, die um Euch herum sind‹, von ehrenhaften ›Idealen beseelt‹ sein. ›Allerdings fürchte ich auch, daß Ihr beide nicht ganz mit beiden Füßen in der Wirklichkeit steht – nicht nur jetzt, sondern überhaupt. Und das macht mir Sorge für Dich.‹«

    Der später als Kriegsverbrecher zum Tode verurteilte Mediziner Karl Gebhardt (Bildmitte, mit Brille) betreute im SS-Sanatorium Hohenlychen Himmlers Geliebte Hedwig Potthast.
    bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte,

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