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Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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entsetzt.
    Was das Paar verband, bleibt unklar. Himmlers Briefe an seine Braut sind leider nicht erhalten, aber aus ihren geht hervor, dass sich beide für Homöopathie, Heilkräuter und ein Leben auf der eigenen »Scholle« begeistern konnten. »Sie nannte Heinrich ihren »Dickkopp« oder auch ihren »Landsknecht mit dem harten Herzen«, der »›außen rau‹, zu ihr jedoch ›lieb und gut‹ sei«, schreibt Katrin Himmler, die Großnichte des »Reichsführers SS« in ihrem Buch über die Brüder Himmler . Allerdings beschwerte sich die Frischverliebte über Himmlers Pedanterie: »Schreibe nie wieder 1.) 2.) 3.) – Typischer Beamter.« Sehr leidenschaftlich scheint die Beziehung selbst in der Anfangszeit nicht gewesen zu sein. Schon nach den ersten Treffen bat Marga ihr »Liebchen«, er solle für das nächste Wiedersehen Rätselhefte mitbringen, »sonst reichen sie nachher nicht u. wir wissen nicht, was wir in T[ölz] machen sollen«. Anscheinend fürchtete sie sich ein wenig vor dem neuen Leben, das sie erwartete, und machte sich große Sorgen um die Anerkennung seiner Familie. Ohnehin war sie der Meinung, dass die Menschen »falsch und schlecht« waren – eine Einstellung, die sich mit den Jahren verstärkte. Dennoch beschwor sie ihren Heinrich im März 1928 geradezu: »Wir müssen glücklich werden.«
    Für den finanziell eher Not leidenden Heinrich Himmler war Marga zumindest keine schlechte Partie. Sie war auf einem Gut in Pommern aufgewachsen, hatte im Ersten Weltkrieg als Krankenschwester gearbeitet und betrieb mit finanzieller Unterstützung ihrer Eltern eine Privatklinik in Berlin-Schöneberg. Auch politisch gab es Berührungspunkte. In ihrem Antisemitismus waren sie sich einig, obwohl ihre Äußerungen, die in Briefen oder ihrem Tagebuch überliefert sind, meist einfältiger Natur waren. »Jud bleibt Jud!«, beschwerte sie sich einmal über den Miteigentümer ihrer Klinik. Nach der Reichspogromnacht schrieb sie im November 1938: »Diese Judengeschichte, wann wird das Pack uns verlassen, damit man auch seines Lebens froh wird.« Am 7. März 1940 berichtete sie nach einer Reise nach Posen, Lodz und Warschau: »Dieses Judenpack, die Pollacken, die meisten sehen gar nicht wie Menschen aus, u. der unbeschreibliche Dreck. Es ist eine unerhörte Aufgabe, dort Ordnung zu schaffen«, und sinnierte teilnahmslos: »Dieses Polenvolk stirbt nicht so leicht an den ansteckenden Krankheiten, sind immun. Kaum verständlich.«

    »Hühner legen nicht«: Marga und Heinrich Himmler in ihrem Haus in Waldtrudering bei München, Juli 1929.
    United States Holocaust Memorial Museum, Washington
    Am 3. Juli 1928 heirateten Heinrich und Marga – zunächst standesamtlich in Berlin-Schöneberg, anschließend kirchlich in Zepernick, einem kleinen Ort nördlich Berlins, dem Wohnort von Margas Eltern. Margas Vater und Bruder waren Trauzeugen. Von den Himmlers kam keiner. »Elf Jahre später sollte der Reichsführer SS zum Ehrenbürger des kleinen Ortes Zepernick ernannt werden«, schreibt Katrin Himmler. »Den Schriftwechsel über diese Ernennung führte pikanterweise seine Sekretärin und Geliebte Hedwig Potthast.« Heinrich und Marga Himmler bezogen ein Haus in Waldtrudering, einem Vorort im Osten Münchens, das sie sich von Margas Anteil an der Klinik gekauft hatten. Ihren Job hatte sie ohne Zögern aufgegeben. Im August 1929 wurde Tochter Gudrun geboren. Es sollte – zum Leidwesen des Ehepaares – bei dem einen Kind bleiben. Später wurde ein Pflegesohn aufgenommen: Gerhard von der Ahé. Er war der Sohn des SS-Scharführers Kurt von der Ahé, der am 19. Februar 1933 bei Kämpfen mit Kommunisten in Berlin erschossen wurde. Gerhard war ein Jahr älter als Himmlers Tochter. Dass er in die Familie kam, ist wahrscheinlich auf Himmlers Betreiben zurückzuführen. Seine Frau jedenfalls äußert sich in ihrem Tagebuch meist negativ über den Jungen. »Gerhard ist entsetzlich ungezogen: Lügt, klaut, bleibt von der Schule heimlich weg. Man weiß gar nicht, was man sagen soll«, beklagt sie sich im Januar 1938, »Gerhard ist eine Verbrechernatur.« Aber Marga hatte ohnehin selten etwas Positives über andere Menschen zu sagen. Heinrichs Bruder Gebhard bezeichnete seine Schwägerin laut Katrin Himmler als »eine kühle, harte, keinerlei Gemütlichkeit ausstrahlende, hochgradig nervöse, allzu oft lamentierende Frau«. »Immerhin, so Gebhard, sei sie eine vorbildliche Hausfrau gewesen, ›einfach, sauber und ohne große Attitude‹, die

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