Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
immer zu ihrem Mann gehalten habe.«
»Entsetzlich ungezogen«: Familie Himmler Mitte der 1930er-Jahre nach der Aufnahme des Pflegesohns Gerhard von der Ahé (rechts), mit dem Marga Himmler überhaupt nicht zurechtkam.
Zu Beginn der Ehe lebten die Himmlers bescheiden. Marga versuchte der Familie mit Tierzucht und Landwirtschaft ein Zusatzeinkommen zu verschaffen – mit mäßigem Erfolg. »Hühner legen noch nicht. Hund ›wirft‹ den ganzen Tag. Schwein frißt«, schrieb sie ihrem Mann verbittert, »11 Bäume ausgegangen vollkommen tot. 8 Birnen und 3 Äpfel.« Die meiste Zeit musste sie allein klarkommen. Heinrich Himmler war für die Partei unterwegs. Sein Eifer sollte sich auszahlen: Mit Hitlers »Machtergreifung« 1933 begann auch für Heinrich Himmler der Aufstieg. Er und Marga gaben ihr Haus in Waldtrudering auf und zogen in die »Hauptstadt der Bewegung«. Im März wurde Himmler – inzwischen »Reichsführer SS« und Reichstagsabgeordneter – Leiter der Polizeidirektion München. Ein Jahr später, nach Übernahme der preußischen Gestapo, zog die SS-Führung nach Berlin um. Heinrich Himmler bekam zunächst eine Dienstwohnung in Berlin und richtete sich eine Dienststelle des persönlichen Stabes in Gmund am Tegernsee ein. Hier, im Haus »Lindenfycht«, wohnten auch Ehefrau Marga und »Püppi«. Erst Anfang 1937 kaufte sich Himmler im noblen Berliner Viertel Dahlem eine Villa. Marga pendelte ab dann öfter zwischen Berlin und dem Tegernsee.
»Himmler zum Chef der Deutschen Polizei ernannt. Das ist gut so. Er ist klug, energisch und kompromißlos.«
Goebbels, Tagebuch, 19. Juni 1936
Ich weiß, daß es manche Leute gibt, denen es schlecht wird, wenn sie diesen schwarzen Rock sehen. Wir haben Verständnis dafür und erwarten nicht, daß wir von allzu vielen geliebt werden.
Himmler, 1936
Auf die Position ihres Mannes war Frau Himmler sehr stolz, sie erhob für sich selbst den Anspruch, als »Reichsführerin SS« aufzutreten. Sehr zum Leidwesen von anderen NS-Frauen, bei denen dies nicht besonders gut ankam. Anlässlich des NSDAP-Parteitags 1938 hatte Frau Himmler die Ehefrauen der ranghöchsten SS-Führer eingeladen »und sie mit verbindlichen Tagesprogrammen unter ihre Fittiche genommen. Als Lina Heydrich und Frieda Wolff aus dieser Bevormundung ausscherten und sich auf eigene Faust im Gewühl der Parteigenossen vergnügten, wurden sie feldwebelmäßig zur Ordnung ermahnt«, schreibt der Publizist Jochen von Lang. Die Frau von SD-Chef Reinhard Heydrich sagte über Frau Himmler: »Als ich sie zum ersten Mal sah, war ich entgeistert. Und diese spießige, humorlose und von Platzangst besessene blonde Frau mit ihrem Gesichtszucken beherrschte ihren Mann bis mindestens 1936 und hatte allen Einfluß auf ihn. So kleinbürgerlich und geizig wie sie selbst war auch ihre Einrichtung in Dahlem.« Allerdings hatte Lina Heydrich durchaus Grund, Frau Himmlers Einfluss zu fürchten. Die Antipathie beruhte nämlich offenkundig auf Gegenseitigkeit. Heinz Höhne berichtet, Himmler habe auf Drängen seiner Frau seinem Sicherheitsdienst-Chef befohlen, sich von Lina zu trennen. Der Grund: Sie könne sich nicht unterordnen. Auf einem Gartenfest Hermann Görings ergab es sich, dass Lina Heydrich Himmlers Tischnachbarin wurde. »Es waren traurig-komische Stunden«, erzählte Lina Heydrich später. »Ich machte meine allertraurigste Miene und saß stocksteif. Da fragte Himmler: ›Sie sind ja so still?‹ Darauf ich: ›Wundert Sie das?‹ Dann tanzten wir. Himmler tanzte schlecht. Da sagte er: ›Ach, Frau Heydrich, es wird schon alles gut werden.‹ Sehen Sie, das war wieder typisch für Himmler: Theoretisch befahl er die Scheidung, und als er mich sah, hatte er keinen Mut mehr. Es wurde nie wieder von der Sache gesprochen.«
»Reichsführerin SS«?: Margarete und Heinrich Himmler im September 1934 während der Hochzeitsfeier eines SS-Führers in Schlesien.
bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Berlin (K.H. Alex)
»Traurig-komische Stunden«: Familie Heydrich 1935 zu Besuch im Landhaus Himmlers. Lina Heydrich (vorn) verachtete Marga Himmler zutiefst.
bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Berlin (Friedrich Bauer)
Bejahung unehelicher Kinder
Himmler selbst hatte sich längst innerlich von seiner nervösen und zänkischen Frau gelöst. Nach Aussagen seines Bruders hatten sich Heinrich und Marga schon bald nach der Heirat einander entfremdet. Eine vierwöchige Italienreise Ende 1937 schien
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