Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
passiert, daß eine Dame der Münchner Gesellschaft nie mehr mit mir zusammen eingeladen wurde, nachdem die Frau des Hauses einmal einen Blick aufgefangen hatte, mit dem beim Abschied im Salon Bruckmann diese Frau mir begegnet ist, während ich mich noch einmal grüßend zu ihr hin verbeugt hatte. Sie war sehr schön, und ich werde ihr interessant gewesen sein, weiter nichts!
Hitler, 1942
Zu Elsa Bruckmanns Konkurrentinnen um die Gunst Hitlers gehörte zweifelsohne Helene Bechstein, die Frau des Klavierfabrikanten Edwin Bechstein. Die Bechstein’sche Villa befand sich in Berlin, doch hielt sich das vermögende Ehepaar häufig in München auf, wo es stets in seiner Privatsuite im Hotel Bayerischer Hof abstieg. Sowohl in München als auch in ihrer Villa in der Berliner Johannisstraße 6 gaben die Bechsteins Empfänge, bei denen Hitler als »exotischer Gast« auftrat. Dem anfangs in Gesellschaft noch unbeholfenen Hitler war die stets reichlich mit Schmuck behängte Fabrikantengattin sichtlich zugetan und wurde über die Jahre hinweg zu einer seiner treuesten Verehrerinnen. Von Anfang an ließ sie ihrem »Schützling« neben mütterlichen Ratschlägen auch materielle Unterstützung zukommen. Als Hitler und die NSDAP im Dezember 1920 den Kauf des Blattes Völkischer Beobachter betrieben, um es zu ihrem Parteiorgan zu machen, finanzierten die Bechsteins kräftig mit. »Ein besonders wichtiger Geldgeber ist auch der Pianoforte-Fabrikant Bechstein – Berlin«, heißt es in der Volkszeitung vom 6. Oktober 1927. »Die Eheleute Bechstein sind mit Hitler freundschaftlich verbunden. Sooft Hitler in Berlin war, speiste er bei Bechsteins, wobei ihn die Frau als ihren Adoptivsohn ausgab. Ihr Mann gab Hitler jeweils Geld, wenn er mit seinem Völkischen Beobachter in Schwierigkeiten war.« Tatsächlich hat Helene Bechstein mehrere Versuche unternommen, Hitler mit ihrer Tochter Charlotte zu verkuppeln und ihn damit, wenn auch nicht zum Sohn, so doch zumindest zum Schwiegersohn zu machen. Auch wenn Hitler diesem Ansinnen wenig Sympathie entgegenbrachte, so konnte er sich in finanziellen Dingen doch stets an die Bechsteins wenden.
Persönlich habe ich Hitler in der Weise unterstützt, daß ich ihm Kunstgegenstände übergab, mit dem Bemerken, er könne damit machen, was er wolle. Es handelt sich um solche von höherem Wert.
Helene Bechstein, Zeugenaussage vor der Bayerischen Politischen Polizei, Mai 1924
»Wollen Sie das eventuell für Sie Verwendbare anschauen an Möbeln?«: Die Reichsgeschäftsstelle der NSDAP in der Münchner Schellingstraße wurde mithilfe von Elsa Bruckmann eingerichtet.
Bayerische Staatsbibliothek, München (Fotoarchiv Hoffmann)
»Treue bis zum letzten Atemzug «: Helene Bechstein (vorn, hier im Jahr 1930 während der Bayreuther Festspiele) hielt auch während seiner Festungshaft in Landsberg an Hitler fest.
Bayerische Staatsbibliothek, München (Fotoarchiv Hoffmann)
»Die Partei war zerschlagen«: Hitler nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis kurz vor Weihnachten 1924 – noch nicht mit eigenem Mercedes.
Bayerische Staatsbibliothek, München (Fotoarchiv Hoffmann)
Als Hitler im Sommer 1923 Geld für seinen Putsch gegen die Regierung benötigte, überließ ihm Helene zwar kein Bargeld, wohl aber kostbaren Schmuck und andere Luxusgegenstände, die Hitler als Sicherheit für einen Schuldschein hinterlegen konnte. Auch nach dem misslungenen »Marsch auf die Feldherrnhalle« und Hitlers Verurteilung zu fünf Jahren Festungshaft in Landsberg hielten die Bechsteins an ihrem »Schützling« fest. Laut Besucherliste des Gefängnisses Landsberg besuchten die Eheleute Hitler in der Zeit von Mai bis August 1924 mehrfach, häufig stellte sich Helene Bechstein allein ein. In dieser Zeit verhalf das Ehepaar Hitler, der während seiner Haft die Anschaffung eines neuen Wagens betrieb, zu einer 20000 Mark teuren Limousine. Dank der Fürsprache der Bechsteins hatte die Firma Mercedes dem damals als »völlig mittellos« geltenden Hitler die Luxuskarosse überlassen, nachdem der bekannte Pianofabrikant der Bank gegenüber als Bürge zur Begleichung der Schuld aufgetreten war. Nach seiner Entlassung aus Landsberg sorgten die Bechsteins mit einer weiteren Bankbürgschaft in Höhe von 45000 Reichsmark dafür, dass Hitler seine politische Karriere weiterverfolgen konnte.
Als ich nach 13 Monaten der Gefangenschaft aus dem Gefängnis zurückkehrte, als die Partei zerschlagen war, da waren es im wesentlichen
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