Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
Geliebte Hitlers gewesen sein.
Aus Maser, Werner: Adolf Hitler – Legende, Mythos, Wirklichkeit. München/Esslingen: Bechtle 2001
»Charlotte Lobjoie, seine Geliebte, malte er mit w eit geöffneter Bluse, die einen Teil der nackten Brüste freigab. Besitzerstolz ist aus dieser Darstellung mehr als nur zu ahnen. Eindrucksvolle, große, schelmisch herausfordernde Augen beherrschen das breitflächige Gesicht der vollbusig-üppigen Geliebten, deren braunes Haar ein mit hellen, stilisierten Blumen versehenes Kopftuch bedeckt. Der Blick und der volle, sinnliche Mund lassen die Hitler-Darstellung des Mädchens von 1916 als eine Art ›Pin-up-Girl‹ erscheinen.«
Werner Maser, Adolf Hitler – Vater eines Sohnes
Tatsächlich existiert ein Gemälde, das eine junge Bäuerin mit geblümtem Kopftuch und tief aufgeknöpfter weißer Bluse zeigt. Das Gesicht auf dem Gemälde weist eine frappierende Ähnlichkeit mit einem Jugendfoto von Charlotte Lobjoie auf. Links oben trägt das Bild die Signatur »Adolf Hitler« sowie die Jahreszahl 1916. Im Verlauf unserer Recherchen gelang es uns, das Gemälde bei einer Industriellenfamilie im belgischen Izegem aufzuspüren, die seit den 1960er-Jahren im Besitz des Bildes ist. Zu unserer großen Überraschung entdeckten wir im Licht unserer Kameralampen unten rechts ein in grünlich-gräulicher Farbe gemaltes Hakenkreuz, das einige Rätsel aufgibt: Sollte das Bild tatsächlich aus Hitlers Hand stammen und die Datierung 1916 korrekt sein – wie kommt dann das Hakenkreuz dorthin? Erst 1920 übernahm die NSDAP das Hakenkreuz als offizielles Zeichen. Möglich ist freilich, dass das Hakenkreuz erst später von einer anderen Hand auf das Bild gemalt wurde – vielleicht in der völlig abwegigen Absicht, es damit »noch echter zu machen«. Oder aber es handelt sich bei dem Gemälde schlichtweg um eine Fälschung, etwa von Konrad Kujau, der nachweislich etliche Aquarelle »im Stile Hitlers« fälschte. Auskunft darüber könnte nur ein Kunstsachverständiger geben, der das Bild stilistisch, aber auch mittels spezieller strahlendiagnostischer Untersuchungsmethoden auf seine Echtheit hin überprüft. Doch lehnt die Familie, in deren Besitz sich das Gemälde befindet, dies leider ab.
»Pin-up-Girl anno 1916«: Dieses angebliche Hitler-Gemälde soll Charlotte Lobjoie darstellen.
ZDF, Mainz
Im Juni 1917, berichtete Charlotte Lobjoie, soll es eine folgenreiche Nacht in Montigny gegeben haben: »Eines Tages im Juni 1917 feierte er mit Kameraden irgendeinen Anlass. Er kam zu mir herein, sehr erregt, er hatte wohl getrunken, was ihm nicht guttat. Mit diesem Tag fingen meine Enttäuschungen an. Als ich ihm Monate später ankündigte, daß ich schwanger sei, schrie er mir irgendetwas auf deutsch ins Gesicht, was bestimmt nichts Gutes bedeutete.« Angeblich sahen sich Hitler und Charlotte nie wieder. Am 25. März 1918 wurde die damals Neunzehnjährige in Seboncourt von einem Jungen entbunden. Er wurde Jean-Marie getauft. Kurz darauf überließ die junge Mutter das Kind ihren Eltern, um nach Paris zu gehen. Vier Jahre später heiratete Charlotte den Lithografen Clément Loret, dessen Namen Jean-Marie fortan tragen durfte, ohne ihn jemals gekannt zu haben. Der Junge blieb bei seinen Großeltern in Seboncourt, bis diese starben. Mit acht Jahren nahm ihn das gut situierte Ehepaar Frizon aus Saint-Quentin auf und adoptierte ihn 1934. Erst 1948, als Charlotte schwer erkrankte und den Tod erwartete, soll sie ihrem Sohn Jean-Marie offenbart haben, dass sein Vater Adolf Hitler hieß. In den darauffolgenden Jahren versuchte Loret vergeblich, die Puzzleteile der verworrenen Geschichte zusammenzutragen und den Spuren seiner Herkunft nachzugehen. Am 2. Februar 1976 schrieb er dem deutschen Historiker Werner Maser: »Ich möchte Ihnen von einem Umstand Kenntnis geben, der Ihnen vielleicht unwahrscheinlich vorkommen wird. Mein Vater war wirklich Adolf Hitler.« Umgehend nahm der Historiker mit dem vermeintlichen Hitler-Sohn Kontakt auf, um mit ihm gemeinsam Beweise für die schier unglaubliche Geschichte zu sammeln. Tatsächlich stimmen die Orts- und Zeitangaben, die Charlotte Lobjoie in ihrer Geschichte gemacht hat, weitgehend mit den Einträgen im Kriegstagebuch von Hitlers Regiment überein, das heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv, Abteilung IV, Kriegsarchiv, aufbewahrt wird. Im Mai und Juni 1940 hat Hitler einige dieser Orte wieder aufgesucht und soll – laut eidesstattlicher Erklärung seines Kammerdieners
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