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Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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spielte mit den Kindern der Wagners und erzählte ihnen Gutenachtgeschichten. Als 1930 Siegfried starb, brodelte die Gerüchteküche: Würde Hitler um Winifred Wagners Hand anhalten? Würde er der »neue Herr« im »Haus Wahnfried« werden? Von Hitler ist der Ausspruch überliefert, wenn er jemals heiraten sollte, sei »die Frau Wagner die geeignete Kandidatin«. Doch lag es wohl eher an Hitler, dass die Hochzeitsglocken stumm blieben. »Mei Mudder mecht scho, aber der Onkel Wolf mecht halt net«, gibt Friedelind Wagner, Winifreds Tochter, die Auskunft wieder, die sie damals als Schulmädchen für jeden, der es hören wollte, in schönstem Fränkisch parat hatte.
    Das war eine rein menschliche, persönliche und vertrauliche Bindung zwischen uns, die auf der Grundlage der Verehrung und Liebe zu Richard Wagner beruhte.
    Winifred Wagner
    Ich bin imstande, den Hitler, den ich kenne, vollkommen zu trennen von dem, was man heutzutage ihm alles zur Last legt.
    Winifred Wagner
    »Ein rassiges Weib. So sollten sie alle sein. Und fanatisch auf unserer Seite.«
    Goebbels, Tagebuch, 8. Mai 1926

»Größte innere Teilnahme und Zustimmung«: Am 9. November 1923 erlebten Winifred und Siegfried Wagner mit, wie Hitlers Putschversuch vor der Münchner Feldherrnhalle scheiterte.
    bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Berlin (Bayerische Staatsbibliothek/Archiv Heinrich Hoffmann)

    »Mei Mudder mecht scho«: Winifred Wagner und Hitler während eines Ausflugs in der Umgebung von Bayreuth, 1930.
    ullstein bild, Berlin (N.N.)

Darüber hinaus hatte Siegfried Wagner seine Frau testamentarisch zur Nachfolgerin der Bayreuther Festspiele bestimmt – allerdings nur, wenn sie nicht wieder heiratete. So blieb Hitlers und Winifreds Freundschaft wohl rein platonisch. »Ich habe nicht mit Hitler geschlafen«, sagte sie nach dem Krieg bestimmt, als man sie zu ihrer Beziehung zu Hitler befragte.
    Mit Hitlers Machtübernahme im Jahr 1933 verwandelte sich das stets auf wackeligen Bilanzen ruhende Familienunternehmen »Wagner« in einen vom Staat großzügig subventionierten Betrieb. Das Propagandaministerium gab 364000 Reichsmark für die Bayreuther Festspiele aus. Hinzu kamen 50000 Reichsmark, die Hitler aus seiner Privatschatulle für jede Neuinszenierung spendete. »Ich habe endlich festen Boden unter den Füßen«, hielt die Festspielleiterin Winifred Wagner nach der Saison 1934 erleichtert fest. »Winifred Wagner hat von Hitler profitiert«, meint die Historikerin Elke Fröhlich, die die Schwiegertochter Richard Wagners in den 1970er-Jahren selbst traf. »Es war also kein einseitiges Verhältnis wie bei den anderen Gönnerinnen Hitlers, sondern eher ein gegenseitiges Geben und Nehmen.«
    Abends nach den Aufführungen saßen Winifred und »Wolf« in vertrautem Gespräch vor dem Kamin des Hauses beisammen. Bis 1940 blieb das so; in den darauffolgenden Jahren war der Diktator vom Kriegsgeschehen so sehr in Anspruch genommen, dass er mit »der hohen Frau« nur noch Telefonate führen und Telegramme austauschen konnte. Im Juli 1940 sahen sich Winifred und Hitler zum letzten Mal. Überraschend traf der Kriegsherr nach Beendigung des Frankreichfeldzugs mit seinem Sonderzug in Bayreuth ein, um einer Vorstellung der »Götterdämmerung« beizuwohnen. Winifred Wagner hielt ihrem »Wolf« zeit ihres Lebens die Treue. »Wenn der Hitler heute hier zur Tür reinkäme«, sagte sie 1975 in einem Interview mit dem Regisseur Hans Jürgen Syberberg, »ich wäre genauso fröhlich und glücklich, ihn hier zu sehen und zu haben, wie immer.«
    Ohne die Unterstützung seitens seiner einflussreichen Verehrerinnen wäre Hitler wohl kaum über einen begrenzten Bekanntheitsgrad im Dunstkreis bayerischer Bierkeller hinausgekommen. Hitlers ältliche Gönnerinnen taten nahezu alles, um dem Objekt ihrer Begierde nahe zu sein; dabei überboten sie sich in ihren Gunstbezeugungen auf geradezu groteske Weise. Zum Eklat kam es, als der Parteiführer gleich von drei Damen mit einer Reitpeitsche bedacht wurde. Die erste Peitsche schenkte ihm Helene Bechstein, doch auch Elsa Bruckmann ließ Hitler eine Rute zukommen – mit silbernem Knauf und Initialen. Die dritte, aus schwarzem Nilpferdleder gefertigt, erhielt Hitler schließlich von Elisabeth Büchner, Wirtin der Pension Moritz am Obersalzberg. Jede der Damen glaubte freilich, Hitler ein unverwechselbares Geschenk gemacht zu haben.
    Hitler schaute mich immer wieder erschrocken an. Er hielt inne und küßte mich dann

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