Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
Wattestäbchen im Mund herum und gab uns das Ding einfach zurück«, erzählt Mulders. Um weitere Speichelproben zu erhalten, blieb dem Journalisten nichts anderes übrig, als heimlich Zigarettenkippen aufzusammeln und benutzte Servietten aufzuklauben.
Die Anwälte sagten uns, dass es in Europa keine eindeutigen Gesetze gab, die es verbieten, eine Serviette von der Straße aufzuheben und analysieren zu lassen. Daher sind wir das Risiko eingegangen.
Jean-Paul Mulders, Journalist
»Solche Asservate sind durchaus in der Lage, zuverlässige DNA zu liefern«, meint Katja Anslinger. Die Ergebnisse der Labor-Untersuchungen sind eindeutig: »Loret ist auf keinen Fall der Sohn Hitlers«, resümiert Mulders. »Seine DNA unterscheidet sich so sehr von der DNA der Hitler-Verwandten wie meine eigene.« Ist damit also das Geheimnis um Hitlers Sohn aufgeklärt? Letzte Zweifel bleiben: »Niemand weiß, ob die DNA auf der Briefmarke tatsächlich von Loret stammt«, meint Dr. Katja Anslinger. »Es könnte auch ein anderer die Briefmarke angeleckt haben.« Doch Mulders ist überzeugt: »Wir haben nicht nur einen Brief von Loret im Labor untersuchen lassen, sondern fünf. Und alle hatten die gleiche DNA. Damit liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die DNA von einem anderen stammt, bei höchstens einem Prozent.« Doch nur wenn die Nachkommen Lorets heute eine Speichelprobe abgäben, könnte das Rätsel ein für alle Mal gelöst werden. Bislang ist jedoch keines seiner Kinder dazu bereit.
»Mütterliche Gefühle«: Elsa Bruckmann, hier gemeinsam mit ihrem Ehemann Hugo, gehörte zu den frühesten Förderern Hitlers.
Bayerische Staatsbibliothek, München (Porträt- und Ansichtensammlung) Nach dem Krieg kehrte Hitler nach München zurück. Aus der Reichswehr war er 1920 entlassen worden, damit galt er als berufslos. Doch war der inzwischen Dreißigjährige im September 1919 der »Deutschen Arbeiterpartei« beigetreten, die 1920 in »Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei« umbenannt wurde. Schon bald entwickelte sich Hitler zum Motor der rechtsextremen Gruppierung, trat als Redner in Biersälen auf und erwies sich als erfolgreicher Propagandist. Bei etlichen Frauen kam der »Bierkeller-Agitator« gut an und erhielt von seinen Verehrerinnen mitunter sogar finanzielle Unterstützung. Zu den meist reiferen Damen, die Hitler bewunderten und seine Nähe suchten, gehörte auch Elsa Bruckmann, die Frau des bekannten Münchener Verlegers Hugo Bruckmann. Das Ehepaar residierte im ehemaligen Prinz-Georg-Palais am Karolinenplatz 5 und unterhielt einen der wichtigsten Salons in München, in dem einst auch Friedrich Nietzsche und Rainer Maria Rilke zu Gast waren. Die Bruckmanns hatten keine Kinder; Elsas mütterliche Gefühle konzentrierten sich auf ihren Neffen Norbert von Hellingrath, der jedoch 1915 an der Westfront gefallen war. Das entstandene Vakuum wusste Hitler für sich zu nutzen: Die Verlegersgattin, die 1920 bereits 55 Jahre zählte, brachte dem ehemaligen Männerheim-Bewohner bessere Manieren bei und stattete ihn mit Kleidern und anderen Dingen aus: »Lieber Herr Hitler«, schrieb Elsa Bruckmann am 2. Juni 1925, »ich habe beiliegende Armbanduhr übrig. Wollen Sie sie nicht benützen, bis Ihre Uhren wieder instand gesetzt sind? Bei Ihren vielen wichtigen Abmachungen hier u. auswärts ist es doch angenehmer: Sie haben eine! Wollen Sie morgen oder Donnerstag kommen, um das eventuell für Sie Verwendbare anzuschauen an Möbeln etc.« Die Bruckmann’schen Möbel dienten bald zur Einrichtung von Hitlers Parteibüro in der Münchner Schellingstraße. Auch als Hitler 1929 eine großzügige Neun-Zimmer-Wohnung am Prinzregentenplatz anmieten wollte, war ihm das Verlegerehepaar behilflich: »Herr Hugo Bruckmann, Karolinenplatz 5, erschien heute (13. September 1929) als bevollmächtigter Vertreter des Herrn Adolf Hitler u. ersuchte um dessen Vormerkung für eine Familienwohnung u. um Genehmigung der Mietverträge für die hochwertige Wohnung am Prinzregentenplatz 16/II mit einer Jahresmiete von 4176 RM«, heißt es in der Anlage seines Mietvertrags.
Hitler hatte das Glück, dass einige Frauen aus guten gesellschaftlichen Kreisen sich ihm an den Hals schmissen und ihm fanatisch anhingen. Das ging gar nicht von Hitler aus. Er ist ja nicht auf die Frauen zugegangen, sondern die kamen angerannt und boten ihre Hilfe an. Das hieß: Beziehungen knüpfen, Verbindungen machen und Geld.
Elke Fröhlich, Historikerin
Bei Frau Bruckmann ist es mir
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