Geheimnisse des Himmels
Gesicht eines Mädchens. Kaithlyn glaubte sogar, sich an sie zu erinnern.
„Vorsicht!“, schrie sie. Kaithlyn keuchte schmerzhaft auf, als sie den Ellbogen des Mädchens zwischen den Rippen spürte und sie Kaithlyn mit ihrem Körpergewicht zu Boden warf. Erneut donnerte über ihr ein Lichtblitz hinweg, er war so grell, dass sie sich einen Augenblick lang vollkommen blind fühlte. Das Mädchen rollte sich von Kaithlyns Brustkorb.
„T-tut mir leid!“, stammelte sie erschrocken.
„Danke“, sagte Kaithlyn und atmete widerlichen Staub ein.
„Du bist Kaithlyn Hayworth“, erwiderte sie.
„Und dein Name war Azedine, du gehörst zu einer Familie des Drachenclans.“
„Adriana Azedine, aber dafür haben wir jetzt keine Zeit. Ich habe meine Eltern verloren und muss sie finden, wir können nicht stillstehen bleiben, sonst sind wir ein leichtes Ziel.“
Kaithlyn nickte zustimmend. Erschrocken bemerkte sie, dass sie Kaine und Melora verloren hatte. Kaithlyn und Adriana sahen sich um, beide Mädchen versuchten, möglichst ruhig zu bleiben. Harlow versuchte Kaines Spur zu wittern.
„Wir müssen da lang!“, miaute sie.
„Hier lang, Adriana“, sagte Kaithlyn. Adriana sah Harlow an.
„Ein Kianki?“
„Ich suche meinen Großvater und meine Freunde“, sagte Kaithlyn. Zwei weitere Explosionen, kleiner und weniger Schaden anrichtend, als die Erste und heftigste, folgten rasch aufeinander, als würde ein übermächtiger Riese vor Wut mit einem seiner großen Füße aufstampfen. Kaithlyns Körper wurde kräftig durchgeschüttelt. Eine Welle durchlief sie von den Zehenspitzen bis zu den Ohren und ließ sie das Gleichgewicht verlieren. Adriana fasste sie am Arm. „Wir gehen zusammen.“
Über dem Rauch, hoch am Himmel, wo die Nacht noch klar und frei von Kampf und Feuer war, flog indes ein pechschwarzer Rabe aufmerksam umher. Seine schwarzen Knopfaugen versuchten, sich einen Überblick zu verschaffen. Nachdem er das Geschehene rasch erfasst hatte, senkte er die Flughöhe und kehrte zu seinem Besitzer zurück. Fye war mitten in einem Kampf verwickelt. Er hatte aufgehört zu zählen wie viele der Banshees ihn als Ziel gewählt hatten; wie viele er hatte niederstrecken müssen. Kannten diese Geschöpfe den keine Angst? Machte ihnen der Verlust ihrer Artgenossen nichts aus? Die weißen Frauen waren wie ferngesteuerte Maschinen: willenlos, effektiv und schienen nie zu ermüden. Vielleicht gaben sie sich dem Irrsinn hin, dass sie die Oberhand gewinnen würden, wenn erst einmal alle Magie ihrer Gegner verbraucht war? Fye malte sich aus, wie es ihm ergehen würde, sollten seine Kräfte bald erlischen. Er war gut in den Heilzaubern der Whyburnmagie – sein größter Vorteil und er kannte einige Zauber die seine Magie stärkten, doch dafür würde er später, den Preis zahlen müssen. Wenn ein Magiebenutzer solche Zauber nutzte, um seiner Magie einen Aufschub zu gewähren, zerrte das an der natürlichen Energie. Er wollte gar nicht daran denken, welchen dauerhaften Schaden er davon tragen könnte, müsste er diese Grenze wirklich überschreiten. Sein nächster Drachenfeuerzauber versenkte ihm die Handfläche. Das war kein gutes Zeichen. Wenn deine eigene Magie sich gegen dich wendet, bist du zu weit gegangen. Vergesse das niemals. Eine der Lektionen seines Vaters.
Er spürte, das Crowden im Anflug war.
Hast du sie gefunden?
Crowden hielt sich flügelschlagend dicht vor seinem Gesicht in der Luft.
Ja. Im hinteren Teil. Sie sind auf dem Weg.
Fye warf einen Blick zur Seite. Sein Vater duellierte sich gerade mit seinem Bruder. Kale. Bei diesem Anblick spürte er nichts außer Zorn, tiefster Verachtung. Fye hatte Kale nur für einen kurzen Moment aus den Augen verloren, doch dieser Moment hatte alles verändert. Dieser eine Moment hatte Kale ausgereicht, um sie alle zu verraten. Wie konnte sein eigener Bruder sich den Dierraidern anschließen? Wie konnte Fye es nicht bemerkt haben? Dabei waren die Zeichen für diesen Wandel doch schon so lange Zeit deutlicher geworden. Aber Fye wusste, was er dagegen tun konnte, er wusste, was zu tun war, um seinen Fehler wieder gut zu machen.
Mr Crossdale wich gerade einem Zauber und mitgerissenem Gestein aus. Kale lachte boshaft und es erfüllte ihn mit Freude, seinen Vater so in die Enge getrieben zu sehen.
„Da hast du meine Antwort, Vater!“, schrie er und starrte seinen Vater mit einem irren Blick an, bei dem das weiß seiner Augen hervor quoll. Sein nächster Zauber riss
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