Geheimnisse des Himmels
bildete kleine Wölkchen und sein Blick war nicht mehr leer oder irre, er sah entschlossen nach vorne und beschleunigte. Er bog nach rechts, dann nach links. Das Tunnelsystem nahm kein Ende. Nach einer weiteren Biegung war eine Treppe in Sicht. Er stieg die morschen, hölzernen Stufen hinauf und riss die Tür am Ende der letzten Stufe aggressiv auf. Kale betrat einen staubigen, feuchten Raum. Er stand am Treppenabsatz und sah sich um. Zielstrebig schritt er auf die nächste Tür zu. Der Boden des Raumes dahinter war uneben und erdig, die Regale an den grauen Wänden staubig und leer. Es sah kaum anders als in den Tunneln aus. Die Stimmen der Personen, die bis gerade eben noch geredet hatten, erstarben, als er einnehmend den Raum betrat. Kales kalter Blick fiel auf einen Mann, der gekrümmt am Boden lag und versuchte sich aufzurichten. Das Gesicht des Mannes war voller Narben und Brandlöcher und seine hässlichen Augen starrten Kale an. Neben ihm, Abstand wahrend, stand eine junge Frau. Sie streifte ihr silberblondes Haar über die Schultern zurück; ihre dunkelgrünen Augen starrten, genau wie die des Mannes nun Kale Crossdale an. Der Mann stöhnte laut auf, als er erneut versuchte sich zu bewegen. Kale bückte sich zu ihm herab. Die klaffende, blutige Wunde unterhalb der rechten Schulter fiel ihm direkt ins Auge. Sein Freund sah ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht an, während aus der Wunde mehr und mehr Blut floss; die Erde rot tränkte. Kale reichte ihm die Hand. Die anhaltende Stille wurde nur von dem Schmerzensschrei des Mannes unterbrochen, als Kales ihn auf die Beine zwang.
„Du Narr, was hast du dir dabei gedacht? Kommst einfach aus deinem Versteck. Weißt du eigentlich, wie lange es gedauert hat, etwas Passendes zu finden?“, zischte Kale wütend.
„Meine Zeit ist verdammt kostbar!“
Er musterte den Mann.
„Was ist mit seiner Wunde? Konntest du sie nicht heilen?“, fuhr er das Mädchen an.
„Ich habe es versucht. Ich glaube er wurde von einem Fluch getroffen“, sagte sie zittrig.
„Dann steh nicht weiter so rum, sondern hol uns was zu trinken.“
Widerwillig nahm das Mädchen Kales Befehl an und verschwand durch eine zweite Tür. Kale hievte den Mann unter leichter Anstrengung auf ein schäbiges Bett in einer Ecke. Stöhnend sackte er in sich zusammen.
„Hast du geglaubt, dass du gegen ihn ankommst? Gegen Lyon Karacord, Green?
Green sah verbissen zu Kale auf.
„Ich –“
„Shh!“
Kale half Green sein blutgetränktes Hemd loszuwerden und begutachtete seine Wunde genauer. Es hatte mehrere kleine Schnittwunden, Prellungen und einige Verbrennungen, nichts Bedeutendes, aber die Wunde die seine rechte Seite durchzog war angeschwollen und bereits entzündet. „Drachenfeuer“, murmelte Kale. „Sieht ganz so aus als hätte der alte Mann nicht verlernt, was den Clan ausmacht.“
Kales spreizte die Finger und legte sie vorsichtig an die Wundränder. Aus seinen Fingerkuppen stoben kleine schwarze Flammen und drangen in Greens schneeweiße Haut ein. Green zuckte zusammen, als sich die Funken in die Wunde bohrten. Die Blutung stoppte augenblicklich. Als Kale seine Finger zurückzog begann die Wunde sich zu schließen, als würde ein unsichtbarer Faden eine Naht ziehen. Greens Miene entspannte sich.
„Ich wollte das Mädchen töten. Sie war da, wie du gesagt hast. Ich wollte etwas tun, nicht nur herum sitzen und abwarten“, sagte Green schwer atmend.
„Natürlich ist sie dort, im Anwesen der Karacords. Ich habe den Brief, der diese Information enthält schließlich gestohlen. Hast du meine Worte vergessen? Dass dieses Mädchen warten muss? Dass es Dringenderes gibt? Du und deine ewigen Alleingänge.“
Kale sah auf Greens verheilte Wunde und entfernte sich vom Bett. Im Schein des Lichts glänzte der Schweiß auf Greens muskulösen Körper und hob die Narben vergangener Schlachten deutlich hervor. Irgendwann würde er nicht nur mit einer Narbe davon kommen.
„Magst du den Schmerz? Kannst du nicht mehr ohne?“, spottete Kale geringschätzig. „Nicht jede Narbe an deinem Körper zeigt, was für ein Draufgänger du bist.“
Greens Mundwinkel verzogen sich selbstgefällig. „Ein Draufgänger? Nette Wortwahl.“
„Der Plan. Du solltest immer an den Plan denken. Zeit zu töten kommt noch früh genug“, sagte Kale. Green lehnte sich gegen die Kante des Bettes.
„Pah! Der Plan. Versteckst du dich deshalb zu Hause? Weil die Zeit noch nicht gekommen ist? Weil du die Sicherheit des Plans
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