Geheimnisse des Himmels
„Ja. Angst um meinen Sohn, um dein Leben. Du weißt nicht, was du tust!“, schrie er heiser. „Entscheide dich bald Kale oder du wirst nicht mehr in meine Gunst zurückkehren können.“
Kale schnaubte wütend. „Du hast dich nie dafür interessiert, ob ich in deiner Gunst stehe. Ich war immer nur zweitrangig. Das ist auch der Grund warum Fye hier sitzt. Er, dein Liebling. Höchstleistungen in Training und Schule, ein angesehenes Bürschen bist du, nicht Fye? Aber Vater sieht nicht, das auch ich besonderes Talent besitze, die man würdigen kann!“
„Das sind alles Lügen, die du dir selbst einredest“, sagte Mr Crossdale erbarmungslos. Fye wagte es nicht, sich in das Gespräch einzumischen. Wenn sein Vater und Bruder stritten, war es besser keine Partei zu ergreifen. Sein Vater hätte es als Verletzung seiner Autorität und Kale als Verspottung seiner Person angesehen. Fye blieb stiller Teilhaber.
„Ich treffe eine Entscheidung, ganz sicher!“, sagte Kale und stand auf.
„Wir sind noch nicht fertig.“
Auch Mr Crossdale erhob sich.
„KALE!“
„Oh doch das sind wir.“
Kale ging und die Tür schlug laut und heftig hinter ihm zu. Eine respektlose Geste, wie Mr Crossdale fand. Respektlos. Eines der weniger schändlichen Adjektive, mit denen er das Verhalten seines Sohnes in letzter Zeit beschreiben würde. Der Hass auf Kale war wohlmöglich imstande die Tür, durch die er verschwunden war zu sprengen. Auch wenn er es nicht zugeben würde, in seinem Blick lag nicht der Hauch einer Spur des Wunsches, dass sein Sohn sich für die Familie entscheiden sollte. Sein Herz war in dieser Hinsicht schon lange erstarkt. Das Kaminfeuer erlosch in der Sekunde in der Kale gegangen war. Fye wusste, was das bedeuten würde. Sein Vater setzte sich wieder und trank einen Schluck Wein.
„Ich möchte alles wissen, insbesondere der Angriff von Green interessiert mich und natürlich das Hayworth Mädchen.“
Kaithlyn. Fye erinnerte sich gerne an ihr Gesicht; so voller Erwartung und Hoffnung. Sie brachte Melora durcheinander und Kaine dazu, ein Gewissen zu entwickeln. Das mochte er.
Dann begann er, zu reden.
Kale stieg die Stufen zu den Kellerräumen hinab. Hier unten war sein Reich, ein Platz, wo er ungestört sein konnte. Er mochte die kalte, düstere Atmosphäre, die die kargen Steinmauern spendeten, die Stille, die sich über seine Ohren legte als läge er in einem Grab. Selten kam seine Familie herunter, sie ließen ihm seine Einsamkeit. Sie mieden ihn. Das Lächeln seiner Mutter grenzte an Heuchelei, die Worte seines Vaters waren dummes Geschwätz, seine Brüder waren ihm ein Dorn im Auge und für seine Schwester interessierte er sich weniger als für den Schmutz, der aus allen Ritzen seines Zimmers kroch. Es glich einer Zelle, kalt, dreckig, spartanisch und unbewohnt. Er machte sich nichts aus Besitztümern, zumal er die meiste Zeit an einem anderen Ort als diesem verbrachte. Alle erdenklichen Dinge, die Kale in seiner Wut mutwillig zerstört hatte, lagen herum, als habe ein Sturm gewütet, weil die Dienstboten es nicht wagten, diesen Teil des Anwesens zu betreten. Zerstörung, selbst kleiner Dinge, brachte eine Genugtuung, die ihn für einige Augenblicke zufrieden stimmte. An diesem Tag hätte er ein ganzes Dorf niederreißen müssen, um seinen Zorn zu zügeln. Sein elender Vater!
Er fuhr sich durchs Haar und dachte nach. Er brauchte nicht lange, um eine Entscheidung zu treffen. In der Wandnische zu seiner Linken, war ein Spiegel eingelassen. Eine Minute betrachtete er sein Spiegelbild, dann legte er eine Handfläche auf das Glas und wusste, dass er passieren konnte. Er hatte dafür gesorgt, einige der Regeln auf diese Art zu reisen umgehen zu können. Kale warf sich einen Reiseumhang über und löschte das Licht. Seine Abwesenheit würde – wie immer – unbemerkt bleiben. So lange er die Mauern des Anwesens nicht verließ wiegte sich sein dummer Vater in Sicherheit. Als habe er den Horizont eines Kindes. Es gab so viele Möglichkeiten; so viele Tricks besondere Dinge zu seinem Vorteil auszulegen.
Es war als würde Kale in eine unterirdische Welt eintauchen. Auf der anderen Seite des Spiegels wanderte er durch einen widerlichen Tunnel, der an einen Abwasserkanal erinnerte. Es war kalt und dunkel. Von der Decke tropfte Wasser herab. Über allen Ecken spannten sich dicke, verworrene Spinnennetze und Staub wabberte durch die Luft. Kales Schritte waren hastig und schnell, er hatte es eilig. Sein Atem
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